Nachdem wir das neue Visum für
die USA bekommen hatten, war der Plan erstmal die Westküste bis San Francisco
ganz gemütlich runter zu fahren. Das haben wir dann auch genau so gemacht. Wir
sind wenig gefahren pro Tag und haben das schöne Wetter an den Stränden des
Pazifiks genossen. Besonders gut hat es uns in Long Beach gefallen. Dort kann
man mit dem Auto direkt auf den Strand fahren und der Ort strahlt echte
Gemütlichkeit aus. Die Straßen sind gesäumt von kleinen hübschen Häusern, die
viktorianisch angehaucht sind – Massentourismus Fehlanzeige. Im Prinzip reihten
sich auf unserem Weg gen Süden viele kleinere schöne Küstenorte aneinander, sodass
man sie gar nicht alle aufzählen kann. In Depoe Bay haben wir von den Klippen
aus Grauwale in ca. 300 Meter Entfernung beobachten können. Das Tolle daran
war, dass man von den erhöht liegenden Klippen noch mal mehr eine Vorstellung
von der Größe dieser Tiere bekommt. Zwischen Bandon und Port Orford haben wir
uns zwei Tage auf einem kleinen Campground eingemietet. Der lag idyllisch
hinter den Dünen des Pazifiks und wird fast ausschließlich von Kitern besucht,
da es hier auch noch einen See hinter den Dünen gibt. Auf diesen kleinen
Plätzen lernt man dann auch Gott und die Welt kennen ;). Oregon hat uns
diesbezüglich überrascht, kennen wir doch die Touristenmassen vom Highway 1 in
Kalifornien. Dieser scheint sich hier zum Glück noch nicht durchgesetzt zu
haben. Man sieht keine Cruise America Wohnmobile, fast nur Amis, die hier
Urlaub machen.
Warum jemand überhaupt diese
Wohnmobilurlaube in den USA macht, können wir aus rein wirtschaftlicher Sicht
eh nicht verstehen. Für 3 Wochen in der Hauptsaison zahlen die meisten mit
denen wir gesprochen haben 2000 – 2500 EUR. Dazu kommt bei einigen noch eine
Kilometerpauschale von bis zu 50 Ct. Wenn man dann noch die Campgroundgebühren
für diese Wohnmobile mit Full Hook-ups (Strom, Abwasser, etc.) und den Verbrauch von 26 Litern
hinzurechnet, kommt man schnell auf astronomische Summen.
Aber egal, weiter ging es über
den Redwoods National Park in Richtung San Francisco. Die Redwoods haben wir
nur kurz besucht, da wir die Trails des Parks vor zwei Jahren schon ausgiebig
erlaufen hatten. Trotzdem war es nach wie vor beeindruckend diese mächtigen
Baumriesen zu sehen.
Der nächste richtige Stop war San
Francisco. Eins Vorweg – wir sind eigentlich nicht so die Städtefans. Aber es
gibt eine Handvoll Städte auf dieser Welt, die haben echt Seele, wenn man es so
nennen kann. San Francisco gehört für uns auf jeden Fall dazu. Als wir vor zwei
Jahren auf unserem Honeymoon Roadtrip San Francisco besuchten, konnten wir die
Stadt schon ein wenig kennenlernen und hatten daher auch schon eine Idee was
unseren Schlafplatz betraf. So standen wir herrlich mit Blick auf die Golden
Gate Bridge direkt am Stadtstrand und hatten sogar gutes freies W-LAN. Das
gepaart mit einer Wiese zum Krabbeln für Lo, ohne Straßenlärm nachts und sogar
der Möglichkeit einer wenn auch improvisierten Dusche, machte es zu einem super
Stellplatz für eine knappe Woche. Die Tage vergingen wie im Flug. Wir bummelten
durch die Stadt, machten hunderte Fotos von Sonnenuntergängen an der Golden
Gate Bridge und stillten unseren Bewegungshunger durch diverse Läufe und
Crossfit entlang der Promenade. Auch ein Friseurbesuch stand mal auf dem Plan.
Während ich hier einen coolen Barbershop fand, war Runa in einem asiatisch
geführten Friseursalon. Hier muss man dazu sagen, dass in Kanada und den USA die meisten Berufe
nicht über eine klassische Ausbildung wie bei uns in Deutschland erlernt
werden, sondern die Leute einfach während der Berufsausübung „trainiert“
werden. So hatte Runa im Anschluss blonde Strähnen (sog. Balkensträhnen), die
Cindy von Marzahn zur Ehre gereicht hätten. Entsprechend unhappy war sie – und
für alle anderen den kostenlosen Tipp: Strähnen für 85 Dollar in San Francisco
funktioniert nicht, zumindest wenn gelb nicht eure Lieblingsfarbe ist.
Von San Francisco ging es von nun
an landeinwärts in Richtung Yosemite Nationalpark. Wie bereits im letzten
Blogeintrag angedeutet, wollten wir noch einige Stationen unseres letzten USA
Roadtrips besuchen. Im Yosemite NP hielten wir uns drei Tage auf und nutzten
die Zeit für ein paar Hikes.
By the Way: Eher beunruhigend
fanden wir, dass sich vor Kurzem zwei Menschen hier mit der Pest, welche durch
die Flöhe der Eichhörnchen übertragen wurden, angesteckt hatten. Und
Eichhörnchen gibt es hier an jeder Ecke und die sind deutlich nicht so schüchtern wie die deutschen
Exemplare. Man lässt seine Autotür besser nicht unbeobachtet auf – die Viecher
sind ziemlich dreist.
Den Klassiker „4 Mile Trail“
haben wir natürlich auch wieder gemacht und sind mit 1:40h für die 7,5km und
ca. 1000 Höhenmeter sogar knapp unter der Zeit vom letzten Mal geblieben – und
nicht das ihr denkt ich sei der treibende Faktor. Die Aussicht vom Glacier
Point belohnt jedes Mal aufs Neue für die Mühe. Leider haben wir auf dem
Rückweg noch einen Waldbrand auf der gegenüberliegenden Seite des Tales
gesehen. Echt Sünde, mittlerweile sind große Teile des Parks schwer von
Waldbränden gezeichnet – Schäden, die sich erst im Laufe vieler Jahrzehnte
„reparieren“.
Weiter ging es über den
Ostausgang und die High Sierra zum Mono Lake. Hier haben wir aufgrund eines
IOverlander App Tipps direkt am See gestanden und konnten dort einen
traumhaften Sonnenuntergang genießen. Mittlerweile steigen die Temperaturen von
hochsommerlich warm (25-32°C) auf Backofenniveau. Bis zu 35°C hatten wir dann
in Bishop, wo wir mal wieder Wäsche gewaschen haben und im Nachbarort in einem
urigen Countrykitchen (kannten wir vom letzten Trip) schön Omelette und Pancakes
frühstückten.
In der Hoffnung auf eine kühlere
Nacht fuhren wir Richtung Death Valley auf einen View Point an einer Passstraße
in den Bergen, leider nur mit mäßigem Erfolg. Hätten erhofft durch die Höhe
eine kühle Brise zu erhaschen, ABER falsch gedacht. Als wir am nächsten Morgen
das Death Valley durchfuhren, hatten wir morgens um halb acht schon 38°C. Daher
hieß es wegen des Dicken und weil wir schon mal im Death Valley waren, zügig
weiter Richtung Las Vegas. Auf dem Weg dorthin haben wir das erste Mal in den
USA so richtig billig getankt – 2,59Dollar/Gallone (3,84L).
Da es in Las Vegas
mittlerweile knapp über 40°C hatte und nachts nicht unter 30°C erwartet wurden,
haben wir uns für 40 Dollar ins „The D“ eingebucht. Das war immerhin nur 9 Dollar
teurer als der nahegelegene Campingplatz ... HÄÄÄ?? Nebenbei erwähnt mussten wir in
Vegas unsere Klimaanlage warten lassen, da quasi keine Kühlleistung mehr
gegeben war. Das ließ sich allerdings schnell regeln.
Weiter ging es ans North Rim des
Grand Canyon, für uns das erste Mal, da wir bisher nur am South Rim waren. Das
North Rim ist im Vergleich deutlich entspannter und hat einen ganz eigenen
Charme. Ein Gläschen Rotwein zum Sonnenuntergang auf der Außenterrasse der
Lodge (öffentlich) ist sicher keine schlechte Idee. Nachdem wir bei unserem
letzten Besuch am South Rim den South Kaibab Trail runter und den Bright Angel
Trail wieder hoch an einem Tag gelaufen sind, wollte ich diesmal einen sog. Rim
to Rim Lauf machen (von Nord nach Süd). Das ist schon eine kleine
Herausforderung, bedeutet es
doch auf ca. 37km erst 1800 Höhenmeter runter und
später wieder hoch zu laufen – bei 45°C im Tal. Runa hatte sich bereit erklärt
mit dem Dicken die 340km zum South Rim zu fahren um mich dort abzuholen. Start
sollte 5 Uhr am Morgen sein um der Sonne etwas aus dem Weg zu gehen, der
Laufrucksack war gepackt. Dummerweise hatten wir jedoch die Rechnung ohne den
Wirt gemacht und Loris hatte sich entschlossen zwei Schneidezähne zu bekommen
und die Nacht zum Tag zu machen. Unter diesen Umständen musste ich das Vorhaben
morgens leider abblasen, da ich Runa die lange Fahrt mit dem Nörgelkopp nicht
zumuten konnte. So bleibt die Rechnung offen und wir hoffen es beim nächsten
Mal gemeinsam machen zu können. Diesmal also mit dem Auto zum South Rim.
Wir sind keine Fans von
Massentourismus, aber vergleicht man die beiden Rims, muss man ganz klar sagen,
dass die Aussicht und auch die Sonnenuntergänge am South Rim für uns schon die
schöneren sind, auch wenn das mancher anders sieht und man sich die Aussicht
mit tausenden anderen Besuchern teilt. Beiden gemeinsam sind auf jeden Fall die
kühlen Nächte (aufgrund der Höhe), die wir nach der Hitze der Vergangenheit
sehr genossen. Und genau deshalb haben wir auch auf den Loop über Moab und das
Monument Valley verzichtet. Dort herrschen noch immer Temperaturen von über
40°C und da wir bereits dort waren, wollen wir Lo das nicht antun. Also ab
Richtung Westküste, auch diesmal, wegen der Hitze, mit Zwischenstopp in Vegas.
Dort wurde es diesmal das Luxor direkt am Strip. Ich weiß nicht wie, aber Runa
schafft es irgendwie immer echte Schnäppchen zu finden und so kostete das
Zimmer wieder mal nur einen Appel und ein Ei. Da war dann direkt auch noch eine
zweite Nacht drin. Auf dem Strip waren wir dennoch nicht – eigentlich mögen wir
Las Vegas nicht mal, aber vom Grand Canyon bis an den Pazifik schafft man es
mit Baby nicht an einem Tag. In unseren Augen ist der Besuch des Bellagio
Buffetts die einzig lohnende Unternehmung dort. Mehr Fake als Las Vegas kann
eine Stadt doch auch gar nicht sein. Mitten in der Wüste ein Lichtermeer zu
erschaffen und dann auch noch großzügig auf gefühlte 15°C runterzukühlen, sehen
wir eher kritisch.
Von Vegas ging es durch die
Mojave Wüste, die übrigens ähnlich heiß ist wie das Death Valley, weiter nach
Los Angeles. Die Temperaturen sanken aufgrund der Pazifiknähe auf angenehme
27°C tagsüber. Um Los Angeles sind wir schon beim letzten Mal einen großen
Bogen gefahren, das sollte diesmal nicht anders werden und wir suchten uns ein
kühles Plätzchen etwas südlich davon in Oceanside. Erstaunt waren wir von den
Fahrzeugmassen, die auf dem Hwy 5 (Nord-/Südverbindung zwischen L.A. und San
Diego) auf jeweils 4 Spuren unterwegs waren... Wo wollen die alle hin??? Dies
werden wir versuchen noch zu ergründen. Wir nahmen bei der ersten Möglichkeit
den Abzweiger auf den alten Hwy 101 und fuhren auf diesem bis nach San Diego.
Hier fanden wir einen tollen Stellplatz in Strandnähe und genossen unsere
letzten Tage in den USA. San Diego hatten wir gar nicht so recht auf der
Pfanne, dabei ist es wirklich nicht übel - tolle Strände und Promenaden und ein
netter Lifestyle. Selbst die Schulkinder lernen im Sportunterricht
Wellenreiten/Surfen.
Fast genau 4 Monate sind wir in
den USA und Kanada unterwegs gewesen und über 23tsd Kilometer gefahren. Am besten
hat es uns wider Erwarten in Alaska gefallen. Wir haben diese Zeit sehr
genossen, aber eins müssen wir noch mal loswerden: Habt ihr irgend eine Ahnung
was für unglaubliche Mengen an Plastiktüten man in den USA und Kanada beim
Einkaufen bekommt? Man muss schon energisch einschreiten und darum bitten,
keine Tüten zu bekommen – und selbst dann guckt einen die Kassiererin bei jedem
Lebensmittel erneut fragend an. Sie kann es einfach nicht verstehen – wir auch
nicht. Da wir uns meist für etwa 1 Woche mit Vorräten eindecken sind das locker
20 Plastiktüten, die dann in naher Zukunft wahrscheinlich in den Weltmeeren ein
neues Zuhause finden. Hierbei werden die Tüten nicht mal voll gemacht, da
verschiedene Lebensmittel auch in verschiedene Tüten kommen – als ob es der
Zahnpasta etwas ausmacht mit dem Fleisch in einer Tüte abzuhängen ;). DAS DAZU!
Wir sind sehr gespannt, was uns
nun in Mittelamerika erwartet. Wir werden über die Baja California nach Mexico
einreisen. In diesem Sinne -
Mexico, wir sind bereit, wenn du es auch bist ;)
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