Donnerstag, 10. September 2015

Baja California - oder auch - ein Kaktus ist kein Lutschbonbon










Unsere Einreise nach Mexico begann mit einem Fehlstart. Zunächst hatten wir den Tag ein wenig beim Shoppen und einigen Erledigung verbummelt; dann war es bereits Nachmittag, als wir bei Tijuana nach Mexico einreisen wollten.

Hierbei hatten wir typischerweise mit einem Grenzbeamten gerechnet, der uns die üblichen Fragen zu dem Woher und Wohin stellt und uns anschließend den Pass mit seinem Stempel veredelt... Alles Fehlanzeige, man reist einfach ein, kein Stempel - Nichts. Lediglich eine Art Vorkontrolle gab es, wo man in unseren „Kofferraum“ geschaut hat. Das funktioniert im Rahmen einer sog. erleichterten Einreise für Baja California Touristen. Auch das für eine temporäre Fahrzeugeinfuhr erforderliche Permit ist erst für das mexikanische Festland erforderlich.

So kam es, dass wir das Immigration Office zu spät sahen und auch schon direkt vorbei gefahren sind. Da man nicht einfach auf der Straße wenden kann, bedeutete das für uns erst einmal wieder in die USA ausreisen zu müssen, damit wir die Formalitäten für unsere Einreise und die temporäre Fahrzeugeinfuhr erledigen konnten. Das klingt zwar einfach, bedeutet in der Praxis jedoch mit tausenden anderer einreisewilliger Mexikaner 2,5 Stunden im Stau vor den U.S. Customs zu verbringen. Da es inzwischen später Nachmittag war, beschlossen wir das Abenteuer Mexiko auf den nächsten Tag zu verschieben und verbrachten die Nacht auf unserem „Stammplatz“ in San Diego.

Am nächsten Morgen ging es dann erneut zur Grenze. Die obligatorische Kfz. Versicherung für Mexiko schlossen wir noch in den USA ab. Das ist hier keine große Sache – vorletzte Ausfahrt nehmen und den vielen Hinweisschildern folgen. Wir haben sie an einer Tankstelle abgeschlossen, da es nach 4 Preisanfragen das günstigste Angebot für uns war. Auch ist der Abschluss einer Versicherung über das Internet möglich. Anschließend ging es dann zum zweiten Mal an die Grenze. Unser Sprinter wurde geröntgt, danach erledigten wir bei wirklich freundlichen mexikanischen Grenzbeamten den Papierkram. Hierzu geht man einfach zum „Einreisebüro“ (hinter der Grenze direkt rechts, blau-weißes Gebäude), wo man die erforderlichen Papiere und den Stempel im Pass bekommt. Danach zahlt man an einem Bankschalter (7m um die Ecke) ca. 44 Dollar für 2 Personen und etwa 60 Dollar für die Fahrzeugpermit – Bienvenidos Mexico.

Auf mexikanischem Boden empfängt einen dann direkt der Lärm und Dreck Tijuanas und sorgt einprägsam für die klare Erkenntnis nun nicht mehr in den USA zu sein. Daher zogen wir es vor erst einmal Abstand zu gewinnen und lobten Ensenada als Tagesziel aus. Auf dem Weg dorthin haben wir noch bei Walmart eingekauft (ja, es gibt in Mexiko richtige Supermärkte). Hinter Ensenada haben wir dann auf einer Landzunge am Pazifik unsere erste Nacht in Mexick auf einem sehr einfachen, dafür aber günstigen (70 Pesos = 6,50 €) Campingplatz verbracht. Unser Plan war es, in Mexico erstmal zu schauen wie es sich sicherheitstechnisch so anfühlt und nicht wie gewohnt „wild“ zu campen.








Um es abzukürzen, wir fühlten uns direkt sicher und die Baja California wirft einem schöne Stellplätze im Prinzip schon fast an den Kopf. So kam es, dass wir in der Folge auch wieder „frei“ standen. Wir müssen gestehen, dass wir zunächst etwas enttäuscht von der Baja waren. Hatten wir doch gehört, dass die meisten Reisenden  so von der Baja schwärmen. Unserer Meinung nach kann man von der Grenze aus direkt bis San Quintin durchfahren, ohne etwas zu verpassen. Dann wird’s allerdings wirklich schön. Kurz hinter San Quintin geht es das erste Mal in Landesinnere und durch riesige Kakteenfelder. Da es nach wie vor 

sehr heiß war, suchten wir uns abends Schlafplätze am Wasser um wenigstens etwas Abkühlung zu erhaschen. Das klappte auf der Pazifikseite auch relativ gut. Hier kühlte es nachts auf zumindest einigermaßen erträgliche Temperaturen ab. Ganz anders hingegen auf der dem Festland zugewandten Seite. Hier stiegen die Temperaturen tagsüber auf bis zu 40°C und sanken nachts nicht unter 30°C und das bei kaum vorhandenem Wind. Unsere Rettung war ein Ventilator den wir uns vorsorglich noch in den USA gekauft hatten und der die Nächte deutlich erträglicher machte. Aber nicht nur was die Temperaturen anbelangt, sind die beiden Küsten der Baja sehr unterschiedlich. Auf der Pazifikseite befinden sich tolle Spots für Surfer, die Strände sind unendlich lang und breit, die Gezeiten ausgeprägt. Auf der dem Festland zugewandten Seite fährt man im Prinzip von Bucht zu Bucht und findet kleine einsame Traumstrände; die Gezeiten sind nicht so ausgeprägt. Auf unserem Weg gen Süden standen wir so jeden Abend einsam an einem anderen Strand und genossen die Ruhe. Man spürte deutlich, dass hier gerade Off-Season ist.




















Die Baja California erstreckt sich über ca. 1300km von Nord nach Süd. An ihrem Südzipfel befinden sich die bekannten Badeorte Cabo San Lucas und San José del Cabo. Bei beiden Orten handelt es sich um Touristenhochburgen mit riesigen Hotelanlagen, wie man sie auch aus der Türkei oder Tunesien kennt. Zahllose Hotelbaustellen säumen die zugegebener Maßen wunderschönen Strände.

Auf dem Weg dorthin haben wir einen kurzen Zwischenstopp in La Paz gemacht, da wir von hier aus später die Fähre aufs Festland nehmen wollten. Als wir hier noch tanken wollten, entdeckte ich auf der linken Seite der Straße eine Tankstelle und bog entsprechend links in eine Seitenstraße ab, von der aus man gleich rechts wieder auf das Gelände der Tankstelle fahren konnte. Ich war noch beim Abbiegen, als ich plötzlich einen Streifenwagen mit Sirene hinter mir hatte. Was ich übersehen hatte war, dass es sich bei der Seitenstraße um eine Einbahnstraße handelte, in die ich gerade verbotswidrig etwa 5 Meter eingefahren war. Naja, die Cops waren nicht so gut drauf und wollten die ganze Sache für mich kostenpflichtig machen und ich sollte ihnen aufs Revier folgen... Na, super!!! Ich ihnen also hinterher gefahren, als sie mir in einer Seitenstraße durch Handbewegungen bedeuteten links an den Straßenrand zu fahren und zu halten. Dann ging das Geschacher los. Die beiden Cops wollten gar nicht zum Revier, sondern direkt vor Ort Kasse machen – 1000 Pesos (etwa 50 €) war die Forderung. Das war mir natürlich zuviel. Es folgten Telefonate, die ich mit ihrem angeblichen Chef (der konnte etwas englisch) mit dem Handy der Polizisten führte. Bei diesem konnte ich die Forderung erst auf 600, später auf 400 Pesos drücken. Irgendwann verloren die beiden Polizisten bei diesem Kuhhandel offenbar die Lust, oder hatten vielleicht ja auch einen echten Einsatz. Jedenfalls bedeuteten sie mir plötzlich, dass die Sache erledigt sei und ich nichts zahlen müsste ??? Es scheint sich also zu lohnen kein bequemer „Kunde“ zu sein. Glück gehabt.

Weiter ging es nach Cabo San Lucas und San José del Cabo. Aufgrund der Hitze der letzten Zeit haben wir uns hier ein günstiges Zimmer mit Klimaanlage gegönnt. Die Orte selbst haben uns nicht so zugesagt, so dass wir beschlossen wieder nach La Paz zu fahren. Das darf man jedoch nicht falsch verstehen. Ist man hier Gast in einer der vielen riesigen Hotelanlagen mit allem Schnickschnack kann man hier sicher einen Traumurlaub verbringen – für unser Portemonnaie war es dann doch eher nichts.



In La Paz angekommen, haben wir die Fähre aufs Festland nach Topolobampo für den nächsten Tag gebucht und sind etwas nordöstlich des Ortes an den  Playa Balandra gefahren, an dem wir auch unsere letzte Nacht auf der Baja verbrachten. Hier hatten wir uns mit Ronny und Patricia aus Deutschland verabredet, die auch mit ihrem „Dorsten“ auf der Panamericana Richtung Süden unterwegs sind. Gemeinsam haben wir einen tollen Abend am Strand verbracht, bevor es am nächsten Vormittag zu elf Uhr zum Fährterminal ging.








Was gibt’s zur Baja California zu sagen? Uns hat es hier gefallen. Insbesondere die vielen kleinen Buchten und Strände sowie die riesigen für die Baja typischen Kakteenfelder haben es uns angetan. Man kann fast jeder Abzweigung von der Hauptstraße Richtung Wasser folgen und kommt dann an einen menschenleeren Strand. Hier auf der Baja herrscht im Moment Off Season, was zum Großteil an den hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit liegt. Auch ist die Baja bekannt dafür, dass man hier von Dezember bis Mai Wale beobachten kann. Wir waren also ordentlich zu spät bzw. zu früh und es war daher nicht verwunderlich, dass wir gefühlt die einzigen Touristen weit und breit waren.

Was uns nicht so gut gefallen hat ,sind die Berge voll Müll, die man hier oft in der Natur sieht. Selbst an der Bahia Concépcion, einem echten Traumstrand, lag doch relativ viel Müll rum... sehr schade. Es gibt hier einige Areale, wo die Einheimischen einfach hinfahren und ihren Müll in die Natur werfen. Der verteilt sich dann je nach Wind und Wetter und gibt kein schönes Bild ab.


Ein weiteres echtes Ärgernis sind die sog. Topes. Das sind „Hubbel“ unterschiedlicher Größe auf der Fahrbahn, sog. Geschwindigkeitsreduktoren. Es gibt sie überall und gefühlt am meisten, wenn sie am wenigsten Sinn machen. Viele kann man wirklich nur im Schritttempo überfahren, was zum Problem wird, wenn man sie übersieht. Ursprünglich wurden sie wohl mal mit Farbe markiert, welche sich jedoch durch Abnutzung etc. oft nicht mehr erkennen lässt. Schon aus diesem Grund empfiehlt es sich in Mexiko nicht bei Nacht zu reisen. Da wir mittlerweile schon auf dem mexikanischen Festland sind, weiß ich inzwischen, dass es hier noch viel, viel mehr davon gibt.... Arghhh!!! Wie die Cellulite auf dem heißen Hintern Mexikos.

Auf dem Weg nach Süden sind wir durch insgesamt fünf Militärkontrollen und eine „Agrarkontrolle“ gekommen. Hierbei war der Kontakt zum Militär stets freundlich, lediglich ein Mal wollte man in unseren Sprinter sehen, vermutlich mehr aus Neugierde. Militärkontrollen werden i.d.R. etwa 1km vorher angekündigt und bestehen aus einem Trupp von etwa 5 – 15 Soldaten, die sich dort eine „Stellung“ aus Sandsäcken etc.  gebaut haben. Meist haben sie dann noch einen Lkw und 2 Pickups mit MG auf der Ladefläche dabei. Ein Witz dagegen war auf jeden Fall die Agrarkontrolle. Ein gelangweilter 

Typ kassiert 20 Pesos, damit wir anschließend über eine Desinfektionsschleuse fahren. Das war eigentlich nur ein Schlauch auf dem Boden, der durch kleine Düsen unseren Unterboden desinfizieren sollte. Das Ganze sah jedoch verdächtig nach Wasser aus, egal.







Unterm Strich haben wir uns auf der Baja California ohne Einschränkung sicher gefühlt. Dabei hätten wir, glaubt man vielen Amis, längst entführt oder ausgeraubt werden müssen ;) Lediglich die Polizeikontrolle kam uns sehr „mexikanisch“ vor. Leider wird es nicht die Letzte bleiben. Jetzt geht es  aber erstmal aufs Festland... So long.