Mittwoch, 28. Oktober 2015

Von El Salvador über Honduras nach Nicaragua






Cerro Verde / El Salvador über den Wolken




El Salvador - Keine Angst vorm „bösen Wolf“! Allein der Name klingt toll und verspricht Potential. Da wir El Salvador lediglich durchfahren wollten, wussten wir außer den Geschichten anderer Reisender, den Informationen des Auswärtigen Amtes und dem, was Google so ausspuckt, eigentlich nicht so viel. Wir würden uns also überraschen lassen.

Die Ausreise verlief zügig und ein einsamer Polizist, letzte guatemalasche Instanz staatlichen Handelns, winkt uns zum Abschied als wir über eine schmale Brücke nach El Salvador einfuhren. Auch auf dieser Seite konnte der Papierkram zügig nach dem immer gleichen Schema (erst Personeneinreise, anschließend temporäre Fahrzeugeinfuhr) erledigt werden.






Da waren wir nun... mittlerweile war es Viertel vor Fünf, fast ein bisschen knapp, da wir die etwa 80km bis zu unserem auserkorenem Nachtplatz gern noch bei Tageslicht schaffen wollten (hier wird es gegen 18 Uhr dunkel). Ziel war der Cerro Verde Nationalpark mit dem gleichnamigen Vulkan. Nachdem wir aus Guatemala eher mäßige bis schlechte Straßen gewohnt waren, empfing uns El Salvador mit super Asphalt, so dass wir pünktlich 17:45 Uhr am Gate des Nationalparks ankamen. Recht weit oben auf dem Vulkan gibt es einen Parkplatz und daneben einen Aussichtspunkt mit Plattform. Unser Timing hätte besser nicht sein können. El Salvador empfing uns mit einem wirklich phantastischen Sonnenuntergang über den Wolken, der es ganz sicher in unsere persönliche Top 3 schafft. Da wir uns auf über 2000m üNN befanden, gab’s anschließend noch eine erholsame kühle Nacht.













El Salvador ist ein sehr kleines Land, daher brachen wir am nächsten Morgen quasi auch schon wieder Richtung Honduras auf. Nach dem wirklich schönen Nationalpark am Vorabend waren wir uns gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war durch El Salvador einfach nur durch zu fahren. Auch waren die Menschen dort megafreundlich und winkten uns überall zu. So sind wir nach knapp zwei Tagen, als wir die Grenze nach Honduras erreichten El Salvador leider nicht gerecht geworden. Für uns ist El Salvador ein echter Underdog unter den Ländern Mittelamerikas und auf jeden Fall eine Reise wert.


Grenze El Salvador/Honduras
Die anschließende Einreise nach Honduras zog sich leider etwas hin, da wir am Schalter für die temporäre Fahrzeugeinfuhr einen LKW Fahrer mit einem riesigen Stapel Formularen vor uns in der Reihe hatten, die alle irgendwie bearbeitet werden wollten. So mussten wir in Honduras bei strömendem Regen und Dunkelheit die restliche Strecke bis Choluteka fahren, wo wir für einen nicht ganz kleinen Obulus auf dem Parkplatz eines netten Hotels übernachteten und auch deren Duschen nutzen konnten. Am nächsten Morgen zeigte sich dann Honduras in seiner ganzen, eigentlich nicht vorhandenen Pracht. Da die Strecke von der Grenze El Salvadors durch Honduras bis Nicaragua lediglich etwa 130km betrug, war es uns jedoch relativ egal. Wir quälten uns die letzten 50km bis nach Nicaragua auf einer elendig schlechten Straße. Die Schlaglöcher waren so kratertief, dass es einen nicht gewundert hätte, wenn das Fahrzeug vor einem plötzlich im Boden verschwindet. Auch nervig waren einige Bettler, die auf der Straße andeuteten, sich vor das Auto zu werfen, wenn man nicht hält und ihnen etwas gibt. Einer von denen hatte sich auf unserer Fahrspur schon abgekniet, so dass wir erst im letzten Moment auf der Gegenfahrspur an ihm vorbei fahren konnten. Andere, darunter viele Kinder, deuteten auf der Straße an, sie würden die vielen Krater mit Erde zuschütten, wofür sie natürlich auch eine Form von Entlohnung erwarteten. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Menschen hier mitunter wirklich sehr arm sind. Wir für unseren Teil waren auf jeden Fall froh, als wir die Grenze Nicaraguas erreichten.

So viele Grenzwechsel in den letzten Tagen wurden langsam anstrengend. Das Procedere ist zwar immer gleich, aber irgendwie ist es doch wuselig. Man fährt an die Grenze, wo direkt bestimmt ein Dutzend „Grenzhelfer“ um das Auto schwirren, die ihre Hilfe bei den Grenzformalitäten anbieten, gegen ein kleines Entgelt natürlich. Hat man diese freundlich abgewimmelt, was in der Regel mehrerer Anläufe bedarf, kommen auch schon die Geldwechsler. Diese sind jedoch ganz sinnvoll, da man alte Währung unkompliziert tauschen kann, oft zu erstaunlich guten Bedingungen (falls nicht –verhandeln!). Hat man anschließend den ersten richtigen Beamten gefunden, wird man danach von Station zu Station geschickt und braucht keine „Grenzhelfer“. Das ganze natürlich in der schwülen Hitze Mittelamerikas. Aber die Grenzbeamten sind immer freundlich gewesen und helfen einem falls man mal nicht weiter weiß.

Nach nur einer Stunde ging es in Nicaragua weiter. Hier haben wir nur gute Straßen gesehen, die Besten bisher in ganz Zentralamerika. Überhaupt empfanden wir Nicaragua als sehr modern – alles war sehr sauber und gepflegt, die Straßen gleichen teilweise angelegten Alleen. Unser erster Stop im kleinen Nicaragua war der aktive Vulkan Masaya im gleichnamigen Nationalpark. Dort kann man für einen kleinen Aufpreis auf den Nationalparkeintritt auch gleich in Selbigem campieren. Das haben wir auch gemacht, da wir am nächsten Morgen rauf zum Krater wollten. Auf dem Parkplatz des Nationalparkmuseums trafen wir auch Patricia und Ronny wieder, die bereits am Mittag dort angekommen waren. So ging es nach einem netten Abend morgens hoch zum Krater. Der Vulkan ist zwar von der Form nicht der allerschönste, aber man kann super in den Krater hineinschauen, was bei einem aktiven Vulkan schon ziemlich beeindruckend ist. Anschließend sind wir noch einen kleinen Trail gelaufen, von dem aus man auf der einen Seite von oben in den Krater und auf der anderen Seite auf die Laguna Apoyo schauen kann – sehr nice.

Vulkan Masaya














Weiter ging’s ins nahegelegene Granada, einer kleinen Kolonialstadt. Ein Bummel durch den Ort dauert nicht sonderlich lang, so dass wir beschlossen den Rest des Tages und die Nacht an der Laguna Apoyo zu verbringen. Dort haben wir gemütlich am Strand geschimmelt und Loris hat seine erste Kajaktour gemacht. Der kleine Pirat ist mittlerweile voll zur Wasserratte geworden – kein Wunder mangelte es doch in den letzten Monaten nicht an Gelegenheiten. Auch Duschen macht nur so richtig Spaß, wenn der Kopf unter die Brause kommt. Aber er ist ja auch schon fast 11 ;). Mittlerweile lebt er schon länger mit uns im Sprinter als zu Hause.






Von der Laguna Apoyo ging es am nächsten Tag nur ca. 80km weiter südlich nach San Jorge am Nicaraguasee. Auf dem Weg dorthin tauchte auch wieder der Dorsten im Rückspiegel auf (fahre ich eigentlich so langsam?). Von San Jorge aus verkehren die meisten Fähren zur Isla Ometepe. Übernachtet haben wir auf einem Hotelparkplatz in der Nähe des Fährterminals (hier ist eigentlich alles in der Nähe des Fährterminals) und durften das Bad eines der Gästezimmer benutzen. So konnten wir abends mal wieder vernünftig in Gesellschaft einer Vogelspinne duschen. Die hatte es sich nämlich unter dem Waschbecken gemütlich gemacht, bevor Ronny sie in die Schublade des Hotelzimmers verbannte.

Am nächsten Morgen ging es früh auf die Fähre zur Isla Ometepe auf der es zwei bekannte Vulkane gibt – den größeren und auch aktiven Maderas und den Conceptione. Beide Vulkane sind lediglich durch eine schmale Landenge miteinander verbunden. Unser Plan war es einen Roller zu mieten und die Insel damit zu erkunden. Angebote für einen Roller hatten wir am Fährterminal für 25 USD/Tag bekommen, wollten unser Glück aber lieber vor Ort versuchen. Die Idee erwies sich als gut, da wir einen Roller für 13 USD mieten konnten. So gab es für Loris wieder einmal eine kleine Premiere – Rollerfahren. Und das ging super, eigentlich hat er die erste Stunde komplett verschlafen um anschließend während der Fahrt in Geheimsprache vor sich hin zu brabbeln. So erkundeten wir die Insel und kehrten in kleinen Cafés ein. Auf dem Rückweg haben wir um etwas Zeit zu sparen nicht die reguläre Fähre, sondern ein einfacheres Bot genommen, dass sonst wohl nur von Locals genutzt wird -  auch eine spannende Erfahrung, da das Boot schon im Hafen eine amtliche Schräglage hatte. Aber alles ging gut - insgesamt ein wirklich runde Angelegenheit.











Von San Jorge ist es nur noch ein Katzensprung nach Costa Rica und auf den freuen wir uns schon eine ganze Weile. Dieses Leben ist schon eins der Besten...