Montag, 31. August 2015

USA Westküste









Nachdem wir das neue Visum für die USA bekommen hatten, war der Plan erstmal die Westküste bis San Francisco ganz gemütlich runter zu fahren. Das haben wir dann auch genau so gemacht. Wir sind wenig gefahren pro Tag und haben das schöne Wetter an den Stränden des Pazifiks genossen. Besonders gut hat es uns in Long Beach gefallen. Dort kann man mit dem Auto direkt auf den Strand fahren und der Ort strahlt echte Gemütlichkeit aus. Die Straßen sind gesäumt von kleinen hübschen Häusern, die viktorianisch angehaucht sind – Massentourismus Fehlanzeige. Im Prinzip reihten sich auf unserem Weg gen Süden viele kleinere schöne Küstenorte aneinander, sodass man sie gar nicht alle aufzählen kann. In Depoe Bay haben wir von den Klippen aus Grauwale in ca. 300 Meter Entfernung beobachten können. Das Tolle daran war, dass man von den erhöht liegenden Klippen noch mal mehr eine Vorstellung von der Größe dieser Tiere bekommt. Zwischen Bandon und Port Orford haben wir uns zwei Tage auf einem kleinen Campground eingemietet. Der lag idyllisch hinter den Dünen des Pazifiks und wird fast ausschließlich von Kitern besucht, da es hier auch noch einen See hinter den Dünen gibt. Auf diesen kleinen Plätzen lernt man dann auch Gott und die Welt kennen ;). Oregon hat uns diesbezüglich überrascht, kennen wir doch die Touristenmassen vom Highway 1 in Kalifornien. Dieser scheint sich hier zum Glück noch nicht durchgesetzt zu haben. Man sieht keine Cruise America Wohnmobile, fast nur Amis, die hier Urlaub machen.
















Warum jemand überhaupt diese Wohnmobilurlaube in den USA macht, können wir aus rein wirtschaftlicher Sicht eh nicht verstehen. Für 3 Wochen in der Hauptsaison zahlen die meisten mit denen wir gesprochen haben 2000 – 2500 EUR. Dazu kommt bei einigen noch eine Kilometerpauschale von bis zu 50 Ct. Wenn man dann noch die Campgroundgebühren für diese Wohnmobile mit Full Hook-ups (Strom, Abwasser, etc.)  und den Verbrauch von 26 Litern hinzurechnet, kommt man schnell auf astronomische Summen.

Aber egal, weiter ging es über den Redwoods National Park in Richtung San Francisco. Die Redwoods haben wir nur kurz besucht, da wir die Trails des Parks vor zwei Jahren schon ausgiebig erlaufen hatten. Trotzdem war es nach wie vor beeindruckend diese mächtigen Baumriesen zu sehen.















Der nächste richtige Stop war San Francisco. Eins Vorweg – wir sind eigentlich nicht so die Städtefans. Aber es gibt eine Handvoll Städte auf dieser Welt, die haben echt Seele, wenn man es so nennen kann. San Francisco gehört für uns auf jeden Fall dazu. Als wir vor zwei Jahren auf unserem Honeymoon Roadtrip San Francisco besuchten, konnten wir die Stadt schon ein wenig kennenlernen und hatten daher auch schon eine Idee was unseren Schlafplatz betraf. So standen wir herrlich mit Blick auf die Golden Gate Bridge direkt am Stadtstrand und hatten sogar gutes freies W-LAN. Das gepaart mit einer Wiese zum Krabbeln für Lo, ohne Straßenlärm nachts und sogar der Möglichkeit einer wenn auch improvisierten Dusche, machte es zu einem super Stellplatz für eine knappe Woche. Die Tage vergingen wie im Flug. Wir bummelten durch die Stadt, machten hunderte Fotos von Sonnenuntergängen an der Golden Gate Bridge und stillten unseren Bewegungshunger durch diverse Läufe und Crossfit entlang der Promenade. Auch ein Friseurbesuch stand mal auf dem Plan. Während ich hier einen coolen Barbershop fand, war Runa in einem asiatisch geführten Friseursalon. Hier muss man dazu sagen, dass  in Kanada und den USA die meisten Berufe nicht über eine klassische Ausbildung wie bei uns in Deutschland erlernt werden, sondern die Leute einfach während der Berufsausübung „trainiert“ werden. So hatte Runa im Anschluss blonde Strähnen (sog. Balkensträhnen), die Cindy von Marzahn zur Ehre gereicht hätten. Entsprechend unhappy war sie – und für alle anderen den kostenlosen Tipp: Strähnen für 85 Dollar in San Francisco funktioniert nicht, zumindest wenn gelb nicht eure Lieblingsfarbe ist.









Von San Francisco ging es von nun an landeinwärts in Richtung Yosemite Nationalpark. Wie bereits im letzten Blogeintrag angedeutet, wollten wir noch einige Stationen unseres letzten USA Roadtrips besuchen. Im Yosemite NP hielten wir uns drei Tage auf und nutzten die Zeit für ein paar Hikes.






By the Way: Eher beunruhigend fanden wir, dass sich vor Kurzem zwei Menschen hier mit der Pest, welche durch die Flöhe der Eichhörnchen übertragen wurden, angesteckt hatten. Und Eichhörnchen gibt es hier an jeder Ecke und  die sind deutlich nicht so schüchtern wie die deutschen Exemplare. Man lässt seine Autotür besser nicht unbeobachtet auf – die Viecher sind ziemlich dreist.

Den Klassiker „4 Mile Trail“ haben wir natürlich auch wieder gemacht und sind mit 1:40h für die 7,5km und ca. 1000 Höhenmeter sogar knapp unter der Zeit vom letzten Mal geblieben – und nicht das ihr denkt ich sei der treibende Faktor. Die Aussicht vom Glacier Point belohnt jedes Mal aufs Neue für die Mühe. Leider haben wir auf dem Rückweg noch einen Waldbrand auf der gegenüberliegenden Seite des Tales gesehen. Echt Sünde, mittlerweile sind große Teile des Parks schwer von Waldbränden gezeichnet – Schäden, die sich erst im Laufe vieler Jahrzehnte „reparieren“.

Weiter ging es über den Ostausgang und die High Sierra zum Mono Lake. Hier haben wir aufgrund eines IOverlander App Tipps direkt am See gestanden und konnten dort einen traumhaften Sonnenuntergang genießen. Mittlerweile steigen die Temperaturen von hochsommerlich warm (25-32°C) auf Backofenniveau. Bis zu 35°C hatten wir dann in Bishop, wo wir mal wieder Wäsche gewaschen haben und im Nachbarort in einem urigen Countrykitchen (kannten wir vom letzten Trip) schön Omelette und Pancakes frühstückten.








In der Hoffnung auf eine kühlere Nacht fuhren wir Richtung Death Valley auf einen View Point an einer Passstraße in den Bergen, leider nur mit mäßigem Erfolg. Hätten erhofft durch die Höhe eine kühle Brise zu erhaschen, ABER falsch gedacht. Als wir am nächsten Morgen das Death Valley durchfuhren, hatten wir morgens um halb acht schon 38°C. Daher hieß es wegen des Dicken und weil wir schon mal im Death Valley waren, zügig weiter Richtung Las Vegas. Auf dem Weg dorthin haben wir das erste Mal in den USA so richtig billig getankt – 2,59Dollar/Gallone (3,84L). 

Da es in Las Vegas mittlerweile knapp über 40°C hatte und nachts nicht unter 30°C erwartet wurden, haben wir uns für 40 Dollar ins „The D“ eingebucht. Das war immerhin nur 9 Dollar teurer als der nahegelegene Campingplatz ... HÄÄÄ?? Nebenbei erwähnt mussten wir in Vegas unsere Klimaanlage warten lassen, da quasi keine Kühlleistung mehr gegeben war. Das ließ sich allerdings schnell regeln.





So ging es nach einer erholsamen Nacht am nächsten Morgen weiter Richtung Zion NP, wo wir zwei schöne Tage verbrachten. Etwas wehmütig erinnerten wir uns an die Zeiten zurück, als wir beim letzten Mal morgens um sechs in die Narrows gestartet sind und die tollsten Fotos ohne die Menschenmassen gemacht haben oder den Angels Landing Trail noch in 45 Minuten hoch gelaufen sind ;). Das Tempo ist mit dem Dicken so nicht zu schaffen, zumal er sich voll zum Langschläfer entwickelt hat – halb neun am Morgen ist nicht unüblich. Im Gegenzug macht er uns jedoch so wahnsinnig viel Freude.




Weiter ging es ans North Rim des Grand Canyon, für uns das erste Mal, da wir bisher nur am South Rim waren. Das North Rim ist im Vergleich deutlich entspannter und hat einen ganz eigenen Charme. Ein Gläschen Rotwein zum Sonnenuntergang auf der Außenterrasse der Lodge (öffentlich) ist sicher keine schlechte Idee. Nachdem wir bei unserem letzten Besuch am South Rim den South Kaibab Trail runter und den Bright Angel Trail wieder hoch an einem Tag gelaufen sind, wollte ich diesmal einen sog. Rim to Rim Lauf machen (von Nord nach Süd). Das ist schon eine kleine Herausforderung, bedeutet es

 doch auf ca. 37km erst 1800 Höhenmeter runter und später wieder hoch zu laufen – bei 45°C im Tal. Runa hatte sich bereit erklärt mit dem Dicken die 340km zum South Rim zu fahren um mich dort abzuholen. Start sollte 5 Uhr am Morgen sein um der Sonne etwas aus dem Weg zu gehen, der Laufrucksack war gepackt. Dummerweise hatten wir jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht und Loris hatte sich entschlossen zwei Schneidezähne zu bekommen und die Nacht zum Tag zu machen. Unter diesen Umständen musste ich das Vorhaben morgens leider abblasen, da ich Runa die lange Fahrt mit dem Nörgelkopp nicht zumuten konnte. So bleibt die Rechnung offen und wir hoffen es beim nächsten Mal gemeinsam machen zu können. Diesmal also mit dem Auto zum South Rim.








Wir sind keine Fans von Massentourismus, aber vergleicht man die beiden Rims, muss man ganz klar sagen, dass die Aussicht und auch die Sonnenuntergänge am South Rim für uns schon die schöneren sind, auch wenn das mancher anders sieht und man sich die Aussicht mit tausenden anderen Besuchern teilt. Beiden gemeinsam sind auf jeden Fall die kühlen Nächte (aufgrund der Höhe), die wir nach der Hitze der Vergangenheit sehr genossen. Und genau deshalb haben wir auch auf den Loop über Moab und das Monument Valley verzichtet. Dort herrschen noch immer Temperaturen von über 40°C und da wir bereits dort waren, wollen wir Lo das nicht antun. Also ab Richtung Westküste, auch diesmal, wegen der Hitze, mit Zwischenstopp in Vegas. Dort wurde es diesmal das Luxor direkt am Strip. Ich weiß nicht wie, aber Runa schafft es irgendwie immer echte Schnäppchen zu finden und so kostete das Zimmer wieder mal nur einen Appel und ein Ei. Da war dann direkt auch noch eine zweite Nacht drin. Auf dem Strip waren wir dennoch nicht – eigentlich mögen wir Las Vegas nicht mal, aber vom Grand Canyon bis an den Pazifik schafft man es mit Baby nicht an einem Tag. In unseren Augen ist der Besuch des Bellagio Buffetts die einzig lohnende Unternehmung dort. Mehr Fake als Las Vegas kann eine Stadt doch auch gar nicht sein. Mitten in der Wüste ein Lichtermeer zu erschaffen und dann auch noch großzügig auf gefühlte 15°C runterzukühlen, sehen wir eher kritisch.

Von Vegas ging es durch die Mojave Wüste, die übrigens ähnlich heiß ist wie das Death Valley, weiter nach Los Angeles. Die Temperaturen sanken aufgrund der Pazifiknähe auf angenehme 27°C tagsüber. Um Los Angeles sind wir schon beim letzten Mal einen großen Bogen gefahren, das sollte diesmal nicht anders werden und wir suchten uns ein kühles Plätzchen etwas südlich davon in Oceanside. Erstaunt waren wir von den Fahrzeugmassen, die auf dem Hwy 5 (Nord-/Südverbindung zwischen L.A. und San Diego) auf jeweils 4 Spuren unterwegs waren... Wo wollen die alle hin??? Dies werden wir versuchen noch zu ergründen. Wir nahmen bei der ersten Möglichkeit den Abzweiger auf den alten Hwy 101 und fuhren auf diesem bis nach San Diego. Hier fanden wir einen tollen Stellplatz in Strandnähe und genossen unsere letzten Tage in den USA. San Diego hatten wir gar nicht so recht auf der Pfanne, dabei ist es wirklich nicht übel - tolle Strände und Promenaden und ein netter Lifestyle. Selbst die Schulkinder lernen im Sportunterricht Wellenreiten/Surfen.





Fast genau 4 Monate sind wir in den USA und Kanada unterwegs gewesen und über 23tsd Kilometer gefahren. Am besten hat es uns wider Erwarten in Alaska gefallen. Wir haben diese Zeit sehr genossen, aber eins müssen wir noch mal loswerden: Habt ihr irgend eine Ahnung was für unglaubliche Mengen an Plastiktüten man in den USA und Kanada beim Einkaufen bekommt? Man muss schon energisch einschreiten und darum bitten, keine Tüten zu bekommen – und selbst dann guckt einen die Kassiererin bei jedem Lebensmittel erneut fragend an. Sie kann es einfach nicht verstehen – wir auch nicht. Da wir uns meist für etwa 1 Woche mit Vorräten eindecken sind das locker 20 Plastiktüten, die dann in naher Zukunft wahrscheinlich in den Weltmeeren ein neues Zuhause finden. Hierbei werden die Tüten nicht mal voll gemacht, da verschiedene Lebensmittel auch in verschiedene Tüten kommen – als ob es der Zahnpasta etwas ausmacht mit dem Fleisch in einer Tüte abzuhängen ;). DAS DAZU!

Wir sind sehr gespannt, was uns nun in Mittelamerika erwartet. Wir werden über die Baja California nach Mexico einreisen. In diesem Sinne -  Mexico, wir sind bereit, wenn du es auch bist ;)