Montag, 8. Juni 2015

Yellowstone - von Bären, Büffeln, Elchen und Wölfen








Wer sich dem Yellowstone Nationalpark von Osten nähert, kommt an Cody nicht vorbei. Cody ist Heimatstadt von Buffalo Bill und eine absolute Rodeo-Hochburg...im Sommer zumindest. Mai ist Vorsaison und es erscheint so ein wenig wie die Ruhe vor dem großen (Besucheran)Sturm im Sommer. Einiges wirkte noch  recht verlassen und verwaist, aber in ein paar Wochen muss hier ordentlich was los sein.

Cody war auch der Ausgangspunkt für unseren Besuch im Yellowstone. Nachdem wir hier unsere Vorräte gut aufgefüllt hatten, ging es aber gleich weiter Richtung NP. Soweit so gut – wäre da nicht das Memorial Day-Wochenende gewesen (Beginn der Sommerferien in den USA). Leider war im ganzen Park, trotz Hundeblick und Babyhochhalten ;), nicht ein freier Stellplatz zu finden. Dies bedeutete für uns die knapp 80 Meilen(!!!) wieder zurück nach Cody zu fahren, ärgerlich. Mag für die Amis vom Gefühl her ein Katzensprung sein; für europäische Maßstäbe allerdings eine gefühlte Ewigkeit weit. Wir verlassen den Park jedoch nicht ohne einen Campground für den übernächsten Tag (Montag) zu reservieren – danach, so hoffen wir, wird sich die Lage schon wieder entspannen. Nimmt einem die Flexibilität, aber besser als wenn man einen halben Tagesritt wieder raus fahren muss.

Da Cody irgendwie ungünstig direkt vor einer Bergkette der Rocky Mountains liegt, hingen die Wolken dort offenbar fest, was in unserem Fall mal wieder Dauerregen bedeutete. Daher haben wir uns ein günstiges Motel gegönnt und einen Family Day eingelegt – auch gut. So konnten wir dann am Montag (Memorial Day) entspannt und WARM ;) geduscht endlich in den Park.

Drei Tage haben wir dort verbracht. Der Park ist wunderschön, einmalig und wirklich beeindruckend. Wir hätten nicht gedacht wie nah man dort dem Wildlife kommt - quasi an jeder Ecke Büffel(herden) und Elche, am letzten Tag haben wir sogar noch einen Grizzly zu Gesicht bekommen. Auch landschaftlich hat der Park z.B. mit seinen Geysirfeldern, den Hot Springs, den Valleys und dem Canyon viel zu bieten. Allerdings waren auch hier einige Straßen und Trails  aufgrund von Schnee in den höheren Lagen gesperrt. Entsprechend war es Nachts auch noch empfindlich kalt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Nur eine Sache hat man hier überall zu beachten... Yellowstone ist Bear Country!!! Das wird einem hier überall nachdrücklich ins Gedächtnis gerufen. Egal wo, am Parkeingang bekommt man schon ein Hinweisblatt, auf dem Campground wird man erneut drauf hingewiesen, überall hängen Hinweiszettel etc.. In der Praxis bedeutet dies, dass keine Lebensmittel oder Essensreste auf dem Campingplatz im Freien aufbewahrt werden dürfen und das man beim Wandern auf den Trails lautstark auf sich aufmerksam machen soll (im Gegensatz zu anderen Parks wo Stille eine Tugend ist). Der Bär als solcher hört nicht so sonderlich gut, also zumindest nicht besser als der Mensch und er mag Überraschungen nicht so. Wenn man also um eine Wegesecke biegt hinter der ein Bär sitzt könnte der sehr überrascht sein, was dann wieder für einen selbst unangenehm überraschend sein dürfte... also ordentlich Lärm machen, der Bär hört einen hoffentlich und verzieht sich. So haben wir dann auf unserem ersten Trail auch ordentlich gepoltert (mit Kochlöffel und Topfdeckel J). Wem das nicht reicht der kann hier an jeder Ecke Bärenspray kaufen. Haben wir bei Walmart für 39,99 Dollar und im Park dann für 59 Dollar gesehen, oder man mietet sich ein Bärenspray tageweise für 8-9 Dollar. Wir haben darauf verzichtet... man wird aber auch entspannter und irgendwann klatscht man nur noch vor unübersichtlichen Passagen oder redet etwas lauter. Beim einchecken auf dem Campground wurde uns auch erzählt, dass gerade vor 4 Tagen eine Grizzlybärin mit ihrem Jungen über den Platz gelaufen ist. Da überlegt man sich Nachts schon, ob man noch mal raus muss oder bis zum morgen durchhält.

By the Way... Für Fans von Wohnwagen und Wohnmobilen gibt’s hier echt was auf die Augen. Es gilt SUPERSIZE ME... wie so vieles in den USA ;). Alles ist RIESIG...Wohnmobile gleichen Reisebussen und ziehen z.T. noch Geländewagen, Boote oder Trailer hinter sich her. Zudem können sie noch Seitenteile ausfahren, damit man sich auch ja nicht beengt vorkommt. Von daher ist unser Sprinter hier auch nur ein kleiner Van. Ungläubiges Kopfschütteln und Erstaunen hingegen, wenn wir erzählen, dass unser Sprinter ... ähhh... kleiner Van, nur ca. 8-9Liter Diesel braucht.

Im Park haben wir auch Jupp und Doro aus Deutschland getroffen mit ihrem grünen Mercedes Rundhauber. Die beiden reisen nun schon seit 10 Jahren um die Welt und haben wohl schon so ziemlich alles gesehen, sie waren u.a. 4 Jahre in Afrika. Wer also glaubt wir seien schon rumgekommen...Pustekuchen. Gegen die beiden wirken wir wie Greenhorns ;). Haben die beiden nach guten Tipps für unsere weitere Route besonders in Südamerika gefragt.  Vielleicht treffen wir sie nochmals auf unserer Reise durch Kanada. Sie sind schon das zweite Pärchen, das sich wundert, wie wir das alles in 12 – 15 Monaten schaffen wollen ;) Viel zu schnell alles....oha.












































Montag, 25. Mai 2015

Badlands und andere schöne Orte...









Nach einigen sehr erholsamen Tagen in Bagley bei Runa’s Gasteltern juckte es dann doch wieder in den Reifen und wir haben uns gefreut, wieder ein paar km zu fahren und das Land weiter zu entdecken. Nächstes Ziel war der Badlands Nationalpark in South Dakota.

Die Strecke über Watertown und Pierre war gut in 2 Tagen zu schaffen. Erwähnenswert ist tatsächlich nur das Wetter. Standen wir am 1. Tag noch bei tollem Wetter und viel Sonne am Lake Kampeska, hatten wir am 2. Tag starken Regen und Sturm. Den Nachrichten zufolge scheint es diesen Monat in vielen Gegenden die größten Regenmengen seit Wetteraufzeichnung zu geben, was in einigen Bundesstaaten zu Überschwemmungen führte. Auch ist der Mai viel zu kalt.

Der Himmel verändert sich teilweise dramatisch und im Radio gab es sogar eine Tornadowarnung für diesen Tag – echt mulmiges Gefühl.

Landschaftlich ist South Dakota im Osten recht platt, gen West mit rollenden Hügeln und um Rapid City herum mit schönen Wäldern und dem Black Hills National Forest.

In den Badlands blieben wir eine Nacht auf dem Campground im Nationalpark – der Wind war eisig und die Wolken hartnäckig. Nach der „frischen“ Nacht war das Wetter am Morgen dann doch recht versöhnlich und wir konnten 2 Trails mit unserem kleinen, dicken Ritter gehen. Tolle Ausblicke, grandiose Landschaft und ein toller Scenic Byway führten uns dann zurück zur Interstate.

















Weiter ging es über Rapid City zum Mount Rushmore. Das Wetter will nach wie vor nicht so wie wir es gerne hätten: statt Sonne und milder Temperaturen begrüßten uns am Morgen Schneeflocken beim Blick aus dem Fenster. Da für die Black Hills weiterer Schnee und Temperaturen unter Null Grad angekündigt waren, haben wir uns spontan in einem günstigen Hotel eingebucht und so einfach mal einen Tag Urlaub von der Reise eingelegt ;).

Nach unserem „freien“ Tag ging es dann zum Mt. Rushmore und in den Custer State Park – einem absoluten Highlight der bisherigen Reise. Sanfte Hügel mit Pinienwäldern, Graslandschaften und vielen, vielen Büffeln, Präriehunden und Rehen. Sah aus wie bei „Der mit dem Wolf tanzt“. Haben den Park über den Needles Highway verlassen und wurden auch dort mit grandiosen Ausblicken über die (schneebedeckten) Berge und Täler belohnt.









Da das Wetter mitspielte sind wir am nächsten Tag den Harney Peak Trail (höchster Punkt in den Black Hills) im Custer State Park gelaufen - ein kleines Highlight für uns Bewegungsverrückte. 6 Meilen klingen zwar zunächst nicht so dolle ... aber 1,5 Stunden bergauf mit dem Dicken vor der Brust hatten es schon ein bisschen in sich. Belohnt wurden wir mit einem fabelhaften Ausblick über den Custer State Park und die Black Hills. Achso, hoch hat übrigens Runs geschleppt – kleines Workout ;). Loris war bestimmt der jüngste Hiker auf dem Peak. Was wir ihm später besser nicht erzählen sollten ist wohl die Tatsache, dass er dabei einen rosafarbenen Plüschanzug tragen musste, da beim besten Willen nichts anderes an warmen Klamotten für ihn aufzutreiben war. Musste sein, wir hatten keine andere Wahl und zum Glück kann er noch nicht sprechen, um Widerstand zu leisten. Die kleine Maus....äh...der kleine Mäuserich fand das sogar ganz toll, sonst hätte er nicht so zufriedene Grunzgeräusche von sich gegeben.








Nach den Black Hills führte unsere Route nach Wyoming zum Devil’s Tower. Ein Monolith, der aus dem Nichts auftaucht und sehr beliebt bei Kletterern ist. Haben in der Nähe auf einem Campingplatz übernachtet. Anschließend sind wir weiter gefahren bis Cody, etwas östlich vom Yellowstone Nationalpark.






Wild campen ist in den USA im Bereich der Nationalparks deutlich schwieriger als zuvor noch in Kanada. Für uns boten die sog. Primitive Campgrounds in den National Forests und die Recreation Areas eine gut Alternative ... sehr günstig, aber leider i.d.R. auch nur mit Plumsklo ausgestattet. Also heisst es nach wie vor Frozen Shower am Abend J. Insgesamt gefällt uns Wyoming auf unserer Reise durch die USA bisher am Besten.




Samstag, 16. Mai 2015

Bagley - aka Runa's alte "Heimat"




Nach dem Grenzübertritt sind wir durch Michigan und Wisconsin bis nach Minnesota gefahren, um genau zu sein nach Bagley, Minnesota. Während meiner Schulzeit war ich (Runa) 1999/2000 (jaaaa, ich weiß es ist lange her) ein Jahr als Austauschschülerin in dem kleinen Ort – ganze 1,400 Einwohner, EINE Ampel und KEINE öffentlichen Verkehrsmittel und dann wohnte ich noch 15 km nördlich davon. Ein Traum für jeden Austauschschüler, der von L.A., New York City oder San Francisco träumt.

Aber die Menschen hier sind super herzlich und das ist ja auch das, worauf es irgendwie ankommt. So habe ich nach wie vor Kontakt zu meinen Gasteltern, die wir für ein paar Tage besuchen wollten. Zudem sind die beiden echte Profis als Gasteltern gewesen, da sie insgesamt 13 Austauschschülern aus der ganzen Welt ein Zuhause auf Zeit boten. Zu fast allen besteht sogar noch guter Kontakt.

Da das Wetter nicht so ganz mitspielte, wie wir uns das erhofft hatten (non-stop Regen seit Grenzübertritt) und die Nächte doch eher schattig waren, haben wir tagsüber deutlich mehr Strecke zurückgelegt, als eigentlich geplant, trafen so also schon knapp 2 Tage früher ein. Kein Problem für die immer gastfreundlichen Amis.
Eine der ersten Aktionen war eine warme Dusche für jeden von uns – Luxus pur nach 2 Wochen Eisdusche oder Katzenwäsche J.





Bruce – mein Gastpapa ist passionierter Tüftler und Alleskönner und werkelt seit meinem Austauschjahr (wohlgemerkt 99/00) an einem alten Truck aus dem Jahre 1928 herum. Er hat ihn damals für $500 gekauft und jeder, der ein Foto davon sieht, würde eher sagen, dass es mehr Schrott als sonst irgendetwas war. Er jedoch sah dieses Projekt als totale Herausforderung - 15 Jahre später steht das Projekt nun mit der Jungfernfahrt vor dem Abschluss. Er wartet nur auf gutes Wetter (wir übrigens auch!!!).



vorher

nachher





Seit seiner Pensionierung engagiert Bruce sich ehrenamtlich als „Grandpa Jackson“ oder in Kindersprache „Ampa Ackson“ ;) im örtlichen Kindergarten/Vorschule und unterstützt die Lehrerin bei ihren Aufgaben.

Am ersten Abend sagte Bruce uns beim Abendbrot, dass wir eine Einladung in den Kindergarten haben und sie sich freuen würden, wenn wir den 5 – 6-jährigen Kindern ein wenig von uns, wo wir herkommen und unserer Reise erzählen können. Klar, da sind wir doch dabei! 2 Tage später standen wir pünktlich 8:45 auf der Matte und ich hatte meine Premiere als Vorschullehrerin. Die Kleinen waren echt motiviert und ich habe ihnen ein YouTube-Video von Kiel gezeigt, mit Ricardo auf Deutsch geredet, ihnen auf der Karte erklärt wo Deutschland liegt und dass Deutschland so groß ist wie 2 Bundesstaaten zusammen etc. Highlight war das Zählen auf deutsch von 1 – 10 J .











Bei der Gelegenheit haben wir auch die Lehrerin Julie kennengelernt – eine passionierte, hochmotivierte Lehrerin und um es mit Bruce’s Worten zu sagen: She’s 53 years old, looks 35 and acts 20. Tolle Frau, die mit Freude und viel Engagement mit den kleinen Rabauken arbeitet.



Abends waren wir mit Julie und meinen Gasteltern noch mexikanisch Essen und bekamen sogar noch eine spontane Einladung zu Julie nach hause auf ein Glas Wein, was Ricardo natürlich besonders freute. Sie bot uns sogar ihre Wohnung an, falls wir mal ne Pause bräuchten J. Also so viel zum Thema Gastfreundschaft!!!









Zuhause bei Bruce & Diane haben wir uns mit der weiteren Routenplanung auseinandergesetzt und als nächstes stehen der Badlands Nationalpark, die Black Hills, Devil’s Tower, Custer State Park und Rapid City in South Dakota und Wyoming auf dem Plan, bevor es dann grob Richtung Yellowstone Nationalpark geht. Von den Stationen erfolgt dann der nächste Bericht.

So long.....