Unsere Einreise nach Mexico
begann mit einem Fehlstart. Zunächst hatten wir den Tag ein wenig beim Shoppen
und einigen Erledigung verbummelt; dann war es bereits Nachmittag, als wir bei
Tijuana nach Mexico einreisen wollten.
Hierbei hatten wir typischerweise
mit einem Grenzbeamten gerechnet, der uns die üblichen Fragen zu dem Woher und
Wohin stellt und uns anschließend den Pass mit seinem Stempel veredelt... Alles
Fehlanzeige, man reist einfach ein, kein Stempel - Nichts. Lediglich eine Art
Vorkontrolle gab es, wo man in unseren „Kofferraum“ geschaut hat. Das
funktioniert im Rahmen einer sog. erleichterten Einreise für Baja California
Touristen. Auch das für eine temporäre Fahrzeugeinfuhr erforderliche Permit ist
erst für das mexikanische Festland erforderlich.
So kam es, dass wir das
Immigration Office zu spät sahen und auch schon direkt vorbei gefahren sind. Da
man nicht einfach auf der Straße wenden kann, bedeutete das für uns erst einmal
wieder in die USA ausreisen zu müssen, damit wir die Formalitäten für unsere
Einreise und die temporäre Fahrzeugeinfuhr erledigen konnten. Das klingt zwar
einfach, bedeutet in der Praxis jedoch mit tausenden anderer einreisewilliger
Mexikaner 2,5 Stunden im Stau vor den U.S. Customs zu verbringen. Da es
inzwischen später Nachmittag war, beschlossen wir das Abenteuer Mexiko auf den
nächsten Tag zu verschieben und verbrachten die Nacht auf unserem „Stammplatz“
in San Diego.
Am nächsten Morgen ging es dann
erneut zur Grenze. Die obligatorische Kfz. Versicherung für Mexiko schlossen
wir noch in den USA ab. Das ist hier keine große Sache – vorletzte Ausfahrt
nehmen und den vielen Hinweisschildern folgen. Wir haben sie an einer
Tankstelle abgeschlossen, da es nach 4 Preisanfragen das günstigste Angebot für
uns war. Auch ist der Abschluss einer Versicherung über das Internet möglich. Anschließend
ging es dann zum zweiten Mal an die Grenze. Unser Sprinter wurde geröntgt,
danach erledigten wir bei wirklich freundlichen mexikanischen Grenzbeamten den
Papierkram. Hierzu geht man einfach zum „Einreisebüro“ (hinter der Grenze
direkt rechts, blau-weißes Gebäude), wo man die erforderlichen Papiere und den
Stempel im Pass bekommt. Danach zahlt man an einem Bankschalter (7m um die
Ecke) ca. 44 Dollar für 2 Personen und etwa 60 Dollar für die Fahrzeugpermit –
Bienvenidos Mexico.
Auf mexikanischem Boden empfängt
einen dann direkt der Lärm und Dreck Tijuanas und sorgt einprägsam für die
klare Erkenntnis nun nicht mehr in den USA zu sein. Daher zogen wir es vor erst
einmal Abstand zu gewinnen und lobten Ensenada als Tagesziel aus. Auf dem Weg
dorthin haben wir noch bei Walmart eingekauft (ja, es gibt in Mexiko richtige
Supermärkte). Hinter Ensenada haben wir dann auf einer Landzunge am Pazifik
unsere erste Nacht in Mexick auf einem sehr einfachen, dafür aber günstigen (70
Pesos = 6,50 €) Campingplatz verbracht. Unser Plan war es, in Mexico erstmal zu
schauen wie es sich sicherheitstechnisch so anfühlt und nicht wie gewohnt
„wild“ zu campen.
Um es abzukürzen, wir fühlten uns
direkt sicher und die Baja California wirft einem schöne Stellplätze im Prinzip
schon fast an den Kopf. So kam es, dass wir in der Folge auch wieder „frei“
standen. Wir müssen gestehen, dass wir zunächst etwas enttäuscht von der Baja
waren. Hatten wir doch gehört, dass die meisten Reisenden so von der Baja schwärmen. Unserer
Meinung nach kann man von der Grenze aus direkt bis San Quintin durchfahren,
ohne etwas zu verpassen. Dann wird’s allerdings wirklich schön. Kurz hinter San
Quintin geht es das erste Mal in Landesinnere und durch riesige Kakteenfelder.
Da es nach wie vor
sehr heiß war, suchten wir uns abends Schlafplätze am Wasser
um wenigstens etwas Abkühlung zu erhaschen. Das klappte auf der Pazifikseite
auch relativ gut. Hier kühlte es nachts auf zumindest einigermaßen erträgliche
Temperaturen ab. Ganz anders hingegen auf der dem Festland zugewandten Seite.
Hier stiegen die Temperaturen tagsüber auf bis zu 40°C und sanken nachts nicht
unter 30°C und das bei kaum vorhandenem Wind. Unsere Rettung war ein Ventilator
den wir uns vorsorglich noch in den USA gekauft hatten und der die Nächte
deutlich erträglicher machte. Aber nicht nur was die Temperaturen anbelangt,
sind die beiden Küsten der Baja sehr unterschiedlich. Auf der Pazifikseite
befinden sich tolle Spots für Surfer, die Strände sind unendlich lang und
breit, die Gezeiten ausgeprägt. Auf der dem Festland zugewandten Seite fährt
man im Prinzip von Bucht zu Bucht und findet kleine einsame Traumstrände; die
Gezeiten sind nicht so ausgeprägt. Auf unserem Weg gen Süden standen wir so
jeden Abend einsam an einem anderen Strand und genossen die Ruhe. Man spürte
deutlich, dass hier gerade Off-Season ist.
Die Baja California erstreckt
sich über ca. 1300km von Nord nach Süd. An ihrem Südzipfel befinden sich die
bekannten Badeorte Cabo San Lucas und San José del Cabo. Bei beiden Orten
handelt es sich um Touristenhochburgen mit riesigen Hotelanlagen, wie man sie
auch aus der Türkei oder Tunesien kennt. Zahllose Hotelbaustellen säumen die
zugegebener Maßen wunderschönen Strände.
Auf dem Weg dorthin haben wir einen
kurzen Zwischenstopp in La Paz gemacht, da wir von hier aus später die Fähre
aufs Festland nehmen wollten. Als wir hier noch tanken wollten, entdeckte ich
auf der linken Seite der Straße eine Tankstelle und bog entsprechend links in
eine Seitenstraße ab, von der aus man gleich rechts wieder auf das Gelände der
Tankstelle fahren konnte. Ich war noch beim Abbiegen, als ich plötzlich einen
Streifenwagen mit Sirene hinter mir hatte. Was ich übersehen hatte war, dass es
sich bei der Seitenstraße um eine Einbahnstraße handelte, in die ich gerade
verbotswidrig etwa 5 Meter eingefahren war. Naja, die Cops waren nicht so gut
drauf und wollten die ganze Sache für mich kostenpflichtig machen und ich
sollte ihnen aufs Revier folgen... Na, super!!! Ich ihnen also hinterher
gefahren, als sie mir in einer Seitenstraße durch Handbewegungen bedeuteten
links an den Straßenrand zu fahren und zu halten. Dann ging das Geschacher los.
Die beiden Cops wollten gar nicht zum Revier, sondern direkt vor Ort Kasse
machen – 1000 Pesos (etwa 50 €) war die Forderung. Das war mir natürlich
zuviel. Es folgten Telefonate, die ich mit ihrem angeblichen Chef (der konnte
etwas englisch) mit dem Handy der Polizisten führte. Bei diesem konnte ich die
Forderung erst auf 600, später auf 400 Pesos drücken. Irgendwann verloren die
beiden Polizisten bei diesem Kuhhandel offenbar die Lust, oder hatten vielleicht
ja auch einen echten Einsatz. Jedenfalls bedeuteten sie mir plötzlich, dass die
Sache erledigt sei und ich nichts zahlen müsste ??? Es scheint sich also zu
lohnen kein bequemer „Kunde“ zu sein. Glück gehabt.
Weiter ging es nach Cabo San
Lucas und San José del Cabo. Aufgrund der Hitze der letzten Zeit haben wir uns
hier ein günstiges Zimmer mit Klimaanlage gegönnt. Die Orte selbst haben uns nicht
so zugesagt, so dass wir beschlossen wieder nach La Paz zu fahren. Das darf man
jedoch nicht falsch verstehen. Ist man hier Gast in einer der vielen riesigen
Hotelanlagen mit allem Schnickschnack kann man hier sicher einen Traumurlaub
verbringen – für unser Portemonnaie war es dann doch eher nichts.
In La Paz angekommen, haben wir
die Fähre aufs Festland nach Topolobampo für den nächsten Tag gebucht und sind
etwas nordöstlich des Ortes an den Playa Balandra gefahren, an dem wir auch unsere letzte Nacht auf
der Baja verbrachten. Hier hatten wir uns mit Ronny und Patricia aus
Deutschland verabredet, die auch mit ihrem „Dorsten“ auf der Panamericana
Richtung Süden unterwegs sind. Gemeinsam haben wir einen tollen Abend am Strand
verbracht, bevor es am nächsten Vormittag zu elf Uhr zum Fährterminal ging.
Was gibt’s zur Baja California zu
sagen? Uns hat es hier gefallen. Insbesondere die vielen kleinen Buchten und
Strände sowie die riesigen für die Baja typischen Kakteenfelder haben es uns
angetan. Man kann fast jeder Abzweigung von der Hauptstraße Richtung Wasser
folgen und kommt dann an einen menschenleeren Strand. Hier auf der Baja
herrscht im Moment Off Season, was zum Großteil an den hohen Temperaturen und
der hohen Luftfeuchtigkeit liegt. Auch ist die Baja bekannt dafür, dass man
hier von Dezember bis Mai Wale beobachten kann. Wir waren also ordentlich zu
spät bzw. zu früh und es war daher nicht verwunderlich, dass wir gefühlt die
einzigen Touristen weit und breit waren.
Was uns nicht so gut gefallen hat
,sind die Berge voll Müll, die man hier oft in der Natur sieht. Selbst an der
Bahia Concépcion, einem echten Traumstrand, lag doch relativ viel Müll rum...
sehr schade. Es gibt hier einige Areale, wo die Einheimischen einfach hinfahren
und ihren Müll in die Natur werfen. Der verteilt sich dann je nach Wind und
Wetter und gibt kein schönes Bild ab.
Ein weiteres echtes Ärgernis sind
die sog. Topes. Das sind „Hubbel“ unterschiedlicher Größe auf der Fahrbahn,
sog. Geschwindigkeitsreduktoren. Es gibt sie überall und gefühlt am meisten,
wenn sie am wenigsten Sinn machen. Viele kann man wirklich nur im Schritttempo
überfahren, was zum Problem wird, wenn man sie übersieht. Ursprünglich wurden
sie wohl mal mit Farbe markiert, welche sich jedoch durch Abnutzung etc. oft
nicht mehr erkennen lässt. Schon aus diesem Grund empfiehlt es sich in Mexiko
nicht bei Nacht zu reisen. Da wir mittlerweile schon auf dem mexikanischen
Festland sind, weiß ich inzwischen, dass es hier noch viel, viel mehr davon
gibt.... Arghhh!!! Wie die Cellulite auf dem heißen Hintern Mexikos.
Auf dem Weg nach Süden sind wir
durch insgesamt fünf Militärkontrollen und eine „Agrarkontrolle“ gekommen.
Hierbei war der Kontakt zum Militär stets freundlich, lediglich ein Mal wollte
man in unseren Sprinter sehen, vermutlich mehr aus Neugierde. Militärkontrollen
werden i.d.R. etwa 1km vorher angekündigt und bestehen aus einem Trupp von etwa
5 – 15 Soldaten, die sich dort eine „Stellung“ aus Sandsäcken etc. gebaut haben. Meist haben sie dann noch
einen Lkw und 2 Pickups mit MG auf der Ladefläche dabei. Ein Witz dagegen war
auf jeden Fall die Agrarkontrolle. Ein gelangweilter
Typ kassiert 20 Pesos,
damit wir anschließend über eine Desinfektionsschleuse fahren. Das war
eigentlich nur ein Schlauch auf dem Boden, der durch kleine Düsen unseren
Unterboden desinfizieren sollte. Das Ganze sah jedoch verdächtig nach Wasser
aus, egal.
Unterm Strich haben wir uns auf
der Baja California ohne Einschränkung sicher gefühlt. Dabei hätten wir, glaubt man vielen Amis, längst entführt oder ausgeraubt werden müssen ;) Lediglich die
Polizeikontrolle kam uns sehr „mexikanisch“ vor. Leider wird es nicht die Letzte bleiben. Jetzt geht es aber erstmal aufs Festland... So long.