Freitag, 8. Januar 2016

Peru






Peru, Peru - wir fahren nach Peru. Die Grenze haben wir bei Macarà überquert, einem ziemlich kleinen und verschlafenen Grenzübergang. Wirkt ein bisschen wie eine Baustelle, da man alle Formalitäten in kleinen Baucontainern am Straßenrand erledigt. Zügig  konnten wir das immer gleiche Prozedere abarbeiten. Die für Peru obligatorische Kfz-Versicherung kann man für 8 USD/Monat vor Ort abschließen. Ging alles schnell und unkompliziert. Land Nr. 13 kann also bereist werden... Hossa ;).

Weiter ging es dann anschließend auf super Asphalt Richtung Küste. Hier wollten wir auf der Panamericana erstmal ordentlich Strecke machen. Wir waren froh endlich keine Serpentinen mehr fahren zu müssen und der 4. und 5. Gang wurde auch wieder gebraucht. Nicht das ihr jetzt denkt wir würden rasen. Als angenehme Reisegeschwindigkeit haben sich bei uns etwa 90 km/h eingebürgert, schneller als 100km/h fahren wir eigentlich selten und wenn dann nur bergab ;).

Als Highlights für Peru hatten wir uns den Huascaran Nationalpark sowie die Stadt Arequipa ausgeguckt, da wir die Klassiker Macchu Picchu und Cuzco bereits bereist hatten.

Mit diesem Plan im Kopf ging es von Macara recht schnell an die Küste. Diese ist megatrocken und gleicht einer Wüste. Es fällt schwer Positives über den dann folgenden Streckenabschnitt entlang der Küste zu schreiben. Links und rechts der Fahrbahn säumen Müllberge den Weg und es riecht im Bereich der Ortschaften nach Essensresten, Abwasser und Verwesung. Positiv war auf jeden Fall, dass wir schnell vorankamen. Unsere erste Nacht verbrachten an einem Strand namens Puemape nördlich von Trujillo.


Puamape selbst wirkt wie eine Ghost Town. Wir waren uns nicht sicher, ob die vorhandenen Rohbauten Ruinen vergangener Tage oder aber Baustellen künftiger Häuser sind – irgendwie war das ziemlich strange. Wir haben uns dann einfach zwischen zwei dieser Häuser... äh, präkolumbische Lehmziegelruinen (um es mal ein bisschen fancy auszudrücken), direkt ans Wasser gestellt. Irgendwann am Abend kam dann noch ein zwei- vielleicht auch dreizahniger Typ mit seinen Hunden vorbei. Hab ihn nett gegrüßt und er hat sich gefreut. Schien also ok zu sein – der Stellplatz.




Nebenbei gesagt hat Peru, insbesondere die Küste, einen denkbar schlechten Ruf unter Overlandern. In jüngster Vergangenheit ist es hier zu Überfällen auf Reisende mit eigenem Fahrzeug gekommen. Daher war es uns nur recht, als wir die Panamericana wieder verließen und wieder landeinwärts Richtung Huascaran Nationalpark fuhren. Die Straße, welche uns dorthin führen sollte, war dick und gelb auf unserem Navi verzeichnet, was üblicherweise für eine gute Straße steht. Auch handelte es sich um eine sog. Nationalstraße (PE1N). Leider hörte der Asphalt alsbald auf. Zunächst dachten wir noch an eine Baustelle o.ä.. Weit gefehlt, den Rest der Strecke, immerhin noch über 100km, haben wir dann mit 10 – 20 km/h auf einer miesen Steinpiste zurückgelegt. So war auch schnell klar, dass das Tagesziel Caras nicht mehr zu schaffen war. Mittlerweile glauben wir, dass das N von PE1N wohl eher für „natural“ als für „national“ steht.









Übernachtet haben wir also außerplanmäßig in einem Pull Out mitten im Canyon del Pato. Auf dem Felsen über uns wohnte eine Bauernfamilie, deren Esel uns sozusagen von oben herab lautstark begrüßte. Der Canyon selbst war landschaftlich wirklich der Hammer. Die Piste führte durch in den Fels geschlagene Tunnel, vor denen, da sie nur einspurig waren, fleißig für den Gegenverkehr gehupt werden musste. Der ADAC hätte hier wohl viele, nennen wir es „Verbesserungsvorschläge“. Aber viel los war hier eh nicht. So erreichten wir Caras mit etwas Verspätung am nächsten Mittag. Hier wollten wir uns erstmal mit Lebensmitteln versorgen. Einen Supermarkt gab es im Ort jedoch nicht. Für uns „normale“ Supermärkte heißen hier „Supermercado Americano“ und als wir danach fragten wurden wir nur belächelt. Alle Dinge des täglichen Bedarfs waren aber auf dem täglich stattfindenden Markt erhältlich, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkte. Sogar Feuchttücher für Lo’s Kehrseite ;) haben wir hier gefunden.

Übernachtet haben wir nahe der Stadt auf einer kleinen Hacienda. Hier hat Loris sofort Freundschaft mit einer jungen Hündin geschlossen – die beiden waren quasi direkt Doppelklippo. So haben wir es nach der Fahrerei am Vortag erstmal ruhig angehen lassen und Kind und Hund konnten sich ordentlich austoben.






Am nächsten Tag ging es dann von Caras aus an die Laguna Parón. Diese Strecke ist für „Big Rigs“ nicht befahrbar. Für den Sprinter allerdings kein Problem. Die Straße, wenn man sie gutgemeint so nennen möchte, war eher mäßig. Oben auf 4.200m üNN angekommen, eröffnet sich dann ein spektakulärer Blick auf 8 schneebedeckte Gipfel, welche die Laguna Parón umgeben. Vier Berge über 5000m,  die vier anderen sogar über 6000m. Die Lagune ist deshalb so berühmt, da einer dieser Berge Modell für das Logo von Paramount Pictures stand. Außer uns war kaum jemand hier, zählt man die Kühe um unser Auto herum nicht mit. Wir sind zunächst zu einem Mirador aufgestiegen, von welchem man einen Wahnsinnsblick auf dieses Panorama genießt. Anschließend ging es an der Laguna entlang, was am Ende eine sehr schöne dreistündige Wanderung ergab. Die Laguna ist definitiv einer der schöneren Flecken Erde auf dieser Welt – auf jeden Fall war es für uns ein echtes Highlight in Peru.











Dieses wollten wir am nächsten Tag noch versuchen zu toppen. Auf dem Plan stand die Laguna 69. Um am nächsten Morgen früh starten zu können, sind wir noch bis zum Parkeingang gefahren und haben dann dort campiert. Von hier waren es nur noch 13km (gefühlte 2 Std. Dauer-Ruckeln) bis zum Trailhead. Leider spielte das Wetter am nächsten Morgen nicht so richtig mit. Am Trailhead auf immerhin 3.900m üNN war es kalt und  es regnete. Daher haben wir Loris zu Liebe entschieden, dass nur einer von uns den Trail geht. Diesmal war Runa an der Reihe. Der Trail war mit 3 Stunden one way angeben, aber ich war mir sicher, dass Runa es deutlich schneller schaffen würde. Meine kleine Bergziege hat es dann hin und zurück auch in 2:50h geschafft... Respekt!!! Immerhin ist sie bis auf 4.600 üNN aufgestiegen. Die Laguna 69 war auch wunderschön, kann unserer Meinung nach aber mit der Laguna Parón vom Vortag nicht mithalten. Auch landen hier ganze Busladungen von wanderwütigen Touristen an, was das Ganze unterm Strich auch etwas weniger exklusiv macht. Nichts desto trotz eine tolle Wanderung!










Auf dem Rückweg trafen wir am Wegesrand noch auf eine fünfköpfige deutsche Familie (der kleinste Spross war nur wenig älter als Loris), die mit einem sehr alten und noch viel größerem Wohnmobil unterwegs waren. So kam es, dass es nach einem ausgedehnten Pläuschchen doch wieder viel zu spät wurde und wir noch eine Nacht vor den Toren des Huascaran Nationalparkes verbrachten. Wir waren sehr froh, diesen Abstecher in die Cordillera Blanca gemacht zu haben, da wir ohne diesen Abstecher einen völlig anderen Eindruck von Peru bekommen hätten. Am nächsten Morgen ging es dann weiter – Tagesziel war Lima. Hierzu fuhren wir gefühlte 150km bergab Richtung Küste, immerhin mussten wir ja von etwa 4300m üNN runter auf Meeresniveau.



Viel zu sagen gibt es zu dieser Etappe nicht. Außer vielleicht, dass Autofahren in Lima keinen Spaß macht. Überraschenderweise übernimmt man das Hupen und Drängeln doch recht schnell ins eigene Repertoire. Mit über 3 Tonnen Kampfgewicht waren wir für die meisten dann auch ein ernstzunehmender Verkehrsteilnehmer. Nur zögerlich darf man nicht sein – eine Schwäche, die sofort ausgenutzt wird. Naja, so drängelten wir uns eine gefühlte Ewigkeit durch Lima bis wir unser Ziel den Club Germania in Miraflores erreichten. Der Club bietet deutschen Staatsangehörigen die Möglichkeit kostenlos auf deren Gelände zu übernachten und sämtliche Facilities zu nutzen. Dort gab es sogar ein Spielzimmer für die ganz Kleinen mit Bällebad, aus dem Loris nur noch unter Tränen wieder zu entfernen war. Miraflores kannten wir bereits von unserem letzten Perubesuch. Gefühlt existiert hier eine Parallelwelt zu all dem Lärm und Schmutz der Randbezirke. Hier gibt es moderne Wohnsiedlungen, Geschäftsgebäude und schicke Cafés.

Für uns ging nach ein paar Erledigungen (wir hatten das erste Mal in Peru Internet) weiter die Küste entlang gen Süden. Ziel für den Tag war Nasca sowie ein Mirador kurz vor der Stadt, von dem aus man zwei der berühmten Nascalinien sehen kann. Da wir erst spät in Lima gestartet sind, erreichten wir den Mirador just vor Sonnenuntergang und mussten erst einmal schmunzeln. Wer jetzt wie wir einen Aussichtspunkt von einem Hügel o.ä. erwartet hat, irrt. Direkt neben der Straße steht ein rostiges Stahlgerüst, an dessen Fuße sich 4 Souvenirverkäufer niedergelassen hatten und ein Mitarbeiter des „Kulturministeriums“ kassiert 2 Soles für die Besteigung dieses Ungetüms. Anschließend kann man tatsächlich zwei der Figuren aus etwa 10m Höhe betrachten.






Das Ganze hatten wir uns aber irgendwie größer und beeindruckender vorgestellt – der Sonnenuntergang war aber super ;). Richtig beeindruckend sind die Nascalinien wohl erst aus der Luft zu betrachten, von wo man sicher eher einen Eindruck von deren Größe bekommt. Diese Extraausgabe haben wir uns aber verkniffen.

Wenig später in Nasca wollten wir eigentlich auf dem Gelände eines kleinen Hotels übernachten. Da wir uns mit dem Eigentümer aber nicht so recht preiseinig wurden, haben wir uns entschieden doch für lau auf einem nahen Truckstop zu nächtigen. Auf dem restlichen Weg nach Arequipa übernachteten wir noch eine Nacht in der Wüste. Hier haben wir das erste Mal auf unserer Reise den Stellplatz noch einmal gewechselt, da abends auf unserer „ersten Wahl“ das Bauchgefühl nicht so 100%ig stimmte. Arequipa erreichten wir dann am nächsten Vormittag - oder in Herr der Ringe Sprache: „am Morgen des dritten Tages“ ;).






In Arequipa haben wir uns das zweite Mal in Peru auch einen Stellplatz auf dem Gelände eines kleinen Hotels gegönnt. Bis auf den Straßenlärm einer Hauptverkehrstraße, von der uns lediglich eine hohe Mauer trennte, war dies ein ganz netter Platz. Von dort waren es zu Fuß nur etwa 5-10 Minuten zur Hauptplaza im kolonialen Herzen Arequipas. Die Altstadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Was Arequipa u.a. zum gern genommenen Postkartenmotiv macht, ist der bilderbuchmäßig kegelförmige Vulkan Mistí direkt neben der Stadt.  Wir haben hier zwei entspannte Tage beim Bummeln durch die Altstadt und in Cafés verbracht. Hier gibt es auch einen Kunsthandwerksmarkt, wo Loris erstmal mit Alpacaklamotten ausgestattet wurde (es soll ja noch in die Höhe gehen) ;) – er ist übrigens auch der Einzige von uns, der das tragen kann.








Auf dem Campingplatz des Hotels haben wir auch zwei nette Paare kennengelernt, die ebenfalls auf der Panamericana reisen und die Gelegenheit natürlich genutzt uns auszutauschen. Hier passierte es dann auch – unser zweites und noch viel schöneres Highlight in Peru: Loris ist jetzt ein richtiger Zweibeiner und hat seine ersten echten und wohl auch willentlich gesteuerten Schritte gemacht. Zwar hat er in der Vergangenheit schon immer mal wieder „versehentlich“ einen Schritt gemacht, aber jetzt wollte er wirklich laufen... und Papa war dabei :).

Eine weitere Überlegung von Arequipa aus war noch der Besuch des Colca Canyons. Allerdings sollte die Straße dorthin in keinem guten Zustand sein und die lange Anfahrt sich daher eigentlich nur lohnen, wenn man auch eine Wanderung in den Canyongrund macht – nur fürs Foto von einem Mirador oder 20 Minuten Condorfütterung sei der Weg einfach zu lang. Wie auch immer, am Ende haben wir uns dagegen entschieden, auch weil eine Übernachtung in über 4000m Höhe damit verbunden gewesen wäre – bis dahin wollten wir Loris jedoch noch ein wenig Zeit geben. In Bolivien würde es dann soweit sein, da wir die Lagunenroute ins Auge gefasst hatten.








Weihnachten steht mittlerweile vor der Tür und es stellte sich die Frage, wo wir die Feiertage verbringen würden. Eigentlich hatten wir mit dem Salar de Uyuni in Bolivien geliebäugelt – mal sehen ob das klappt. Für uns ging es von Arequipa aus daher zunächst an den Titicacasee, den höchstgelegen beschiffbaren See der Welt (3800m üNN). Hier haben wir zwei Nächte an dessen Ufer verbracht, eine auf der peruanischen Seite im Nirgendwo und eine weitere nach dem Grenzwechsel in Copacabana auf der bolivianischen Seite.

So ging unsere Zeit in Peru zu Ende. Ganz klares Highlight, abgesehen von Lo’s ersten Schritten, war für uns der Nationalpark Huascaran und dort die Laguna Parón. Eher enttäuscht waren wir dagegen von Perus Küste, die in Großteilen wirklich nicht sehenswert ist (vor allem wegen des Mülls und des Gestanks). Gewundert haben wir uns über unzählige Siedlungen einfachster z.T. unfertiger Hütten direkt an der Panamericana. Keine Ahnung welchem Zweck die dienen/dienten, das konnten wir bis dato nicht herausfinden (Überreste von Unterkünften für Arbeiter im Straßenbau???). Lange hatten wir überlegt auch Cuzco noch einmal zu besuchen und dort eventuell auch Weihnachten zu verbringen. Am Ende zog es uns aber doch nach Bolivien, da wir hofften den Salar de Uyuni noch vor Einsetzen der Regenzeit befahren zu können – das ist Ende Dezember nicht mit Sicherheit möglich.

Im nächsten Blogeintrag gibt's dann also Bolivien, für uns ein echtes Highlight.













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