Guatemala, das Land des ewigen
Frühlings heißt es. Sehr gern, dann leg mal los – Frühling klingt nach kühlen
Nächten und somit gut. Die Einreise ließ sich zügig regeln und wird ja auch
langsam zur Gewohnheit. Insgesamt haben wir hierfür etwa 1 Stunde benötigt und
hatten, da wir früh an der Grenze waren, den Tag noch vor uns. Also ging es
gemütlich weiter Richtung Tikal und der dortigen Ruinen, die wir besichtigen
wollten.
Wir erreichten den Nationalpark gegen Mittag und mussten direkt mal
feststellen, dass hier alles ein wenig teurer ist als zuletzt noch in Mexiko
oder Belize. Der Eintritt betrug 150 Quetztal pro Person, etwa 17 EUR. Dieser
Preis gilt allerdings nur für Ausländer, Locals zahlen nur 25 Quetztal. Hiermit
soll erreicht werden, dass sich mehr Guatemalteken für Kultur und Geschichte
ihres Landes erwärmen.
Interessant ist noch die Art und
Weise der Geschwindigkeitsüberwachung im Park. Vom Eingang bis zum
Besucherparkplatz fährt man ca. 10km auf einer Zufahrtsstraße durch den
Dschungel. Zum Schutz der Tiere etc. ist die Geschwindigkeit in diesem Bereich
auf 45km/h begrenzt. Um dies auch kontrollieren zu können, wird am Parkeingang
die dortige Abfahrtszeit auf dem Ticket notiert und später auf dem
Besucherparkplatz durch einen Kontrolleur aufgrund einfacher Weg/Zeit
Berechnung abgenickt, oder auch nicht.
Die Ruinen anschließend waren
ziemlich cool, genauso wie die Tierwelt im Dschungel drum herum. Da nur sehr
wenige Besucher im Park waren (Nebensaison), wandelt man sehr einsam auf diversen
Pfaden durch den Dschungel und wir waren uns oft nicht so sicher wo wir gerade
sind. Auf dem Rückweg hatten wir einen guten Übernachtungsplatz an der Laguna
Petén, wo wir direkt am Seeufer auf dem Gelände eines Hotels/Restaurants
standen.
Von dort ging es am nächsten
Morgen für einen kurzen Stop nach Flores, einer kleinen Insel auf dem Petén mit
schönen alten Häusern, engen Gassen und gemütlichen Cafés. Eigentlich wollten
wir von Flores aus, in der Erwartung kühlerer Temperaturen, auf kürzestem Weg
ins guatemalische Hochland. Da wir am Vortag im Nationalpark aber einen
Guatemalteken kennengelernt hatten, der uns versicherte, dass man den direkten
Weg derzeit (Regenzeit) nicht oder nur sehr langsam aufgrund des schlechten
Straßenzustandes fahren könnte, entschieden wir uns einen kleinen Schlenker auf
größeren Straßen in Kauf zu nehmen.
So erreichten wir erst zwei Tage später,
mit einer Übernachtung in Rio Dulce, unser eigentliches Ziel - die alte Kolonialstadt
Antigua im Hochland Guatemalas. Dort konnten wir auf dem Gelände der
Touristenpolizei Quartier beziehen und beschlossen direkt 2 Nächte zu bleiben.
Antigua ist zwar sehr touristisch und wahrscheinlich der meistbesuchte Ort
Guatemalas, hat sich aber dennoch seinen Kolonialcharme bewahrt. Auf dem
Stellplatz bei der Polizei lernten wir dann auch noch Agnes und Malte aus
Hamburg kennen, die eigentlich mit ihrem Pickup Camper nur die USA und Kanada
bereisen wollten und nun doch in Guatemala gelandet sind. Nach zwei Tagen
hatten wir dann aber auch gesehen, was es zu sehen gab und machten uns auf den
Weg zur Laguna Atítlan.
Bis dorthin ist es rein
zahlenmäßig betrachtet nicht sonderlich weit – nur etwa 130km. Da der Zustand
der Straßen in Guatemala aber eher mäßig bis schlecht ist, brauchten wir für diese
Distanz doch gut 3 Stunden. Teilweise fehlten einfach mal 100 Meter Straße, die
aufgrund der Regenzeit von einer Schlammlawine über- oder auch einfach weggespült worden waren. Die
Laguna Atítlan besticht insbesondere durch die drei Vulkane, die ihr Westufer
säumen. So fanden wir dank unserer IOverlander App einen Stellplatz direkt am
Seeufer mit herrlichem Ausblick. Dazu gab’s perfektes Wetter mit sommerlichen
Temperaturen am Tage und kühlen Nächten, da wir uns mittlerweile wieder auf ca.
1800m üNN befanden. Am nächsten Tag war im nahegelegenen Panajachel die Hölle
los, da bestimmt 50 indigene „Spielmannzüge“ durch die Gassen des kleinen Ortes
marschierten und ein Feuerwerk an bunten Trachten und Musik abbrannten.
Nach den beiden erholsamen Tagen
am See drückte langsam die Frage auf welcher Route wir nach Nicaragua fahren
werden. Entweder die komplette Strecke zurück über Guatemala City in Richtung
Honduras oder aber auf der Pazifikseite über El Salvador. Zugegebenermaßen
klang beides nicht sonderlich verlockend, insbesondere wenn man sich zuvor die
Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes zu Gemüte führt. So haben wir mal wieder
sehr spontan erst am Morgen als wir losfuhren entschieden, dass es weiter über
El Salvador geht. Da die kürzeste Route dorthin, wie wir von anderen Reisenden
erfahren hatten, derzeit nicht/nur schlecht befahrbar war, hieß dies noch
einmal quer durch Guatemala City fahren zu müssen, was am Ende aber erstaunlich
gut klappte (es war Sonntag)– wir
haben uns nur zwei Mal und auch nur kurz verfahren ;)
Übrigens, wenn in Guatemala etwas transportiert werden muss, egal was, dann geschieht das gern in sog. "Chickenbussen", die so typisch für Guatemala sind. Hierbei handelt sich es meist um ausrangierte Nordamerikanische Schulbusse, die hier mit viel Liebe zum Detail ein neues Leben fristen. Anspruch der Fahrer dieser Busse scheint zu sein "Niemand transportiert schneller als ich". Es ist also vorteilhaft den Rückspiegel im Blick zu haben um rechtzeitig zu sehen wann die nächste Lawine von hinten anrollt. Teilweise haben wir sie in gefährlicher Schräglage durch Kurven fahren sehen, schneller als unser Sprinter es vermutlich könnte.
Weiter ging es
anschließend zügig zur Grenze nach El Salvador. Das blöde an Grenzwechseln hier
ist, dass man vorher nie wirklich weiß wie lange es dauern wird. So hofften wir
an der Grenze auf eine schnelle Abwicklung, da wir uns den Nationalpark Cerro
Verde in El Salvador als Nachtplatz ausgeguckt hatten und somit noch ca. 80 km,
vorzugsweise mit Tageslicht, fahren wollten. Hätten wir doch da schon gewusst,
was für ein kleines Highlight uns noch erwarten sollte...
So long...