Sonntag, 15. November 2015

Costa Rica








Costa Rica ist bekannt als die Schweiz Zentralamerikas. Wir hofften, dass dies nicht nur auf ein hohes Preisniveau schließen lässt ;). Nach dem Grenzwechsel aus Nicaragua wollten wir es erstmal ruhig angehen lassen und haben nur 15km hinter der Grenze auf der von Schweizern betriebenen Finca Cañas Castilla einen gemütlichen Stellplatz bezogen. Zur Finca gehören einige Hektar Land, die man auf mehreren schön angelegten Trails erlaufen kann. Diese Gelegenheit haben wir auch genutzt und sind eine gute Stunde mit Flipflops (schlechte Idee) durch viel Dschungel auf einen Hügel mit toller Aussicht spaziert. Auf dem Weg dorthin wimmelte es in den Bäumen über uns nur so von Affen, die uns interessiert beobachteten. Unterm Strich ein guter und gemütlicher Einstieg in Costa Rica. Ein besonderes kleines Highlight auf der Finca war ein Faultier das nur etwa 50 Meter entfernt von unserem Stellplatz auf einem Baum Quartier bezogen hatte, sowie ein noch junges „Findelfaultier“, das von den Schweizern aufgezogen wird. Tolle Tiere, lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen und haben stets ein Lächeln im Gesicht ;).







Von nun an sah der weitere Plan vor, in Costa Rica zunächst die Pazifikküste auf der Nicoya Peninsula zu checken, bevor es dann endlich ins Hochland Costa Ricas gehen sollte. Die endgültige Route würden wir nach wie vor von Tag zu Tag festlegen. So landeten wir an der Pazifikküste auf der Halbinsel Nicoya bei Samara auf einem Campground unter Palmen direkt am Strand. Herrlich, hier ließen sich dann auch die immer noch schwülheißen Temperaturen ganz gut aushalten. Unser kleiner Wellenbrecher hat die Gelegenheit natürlich zu diversen Bädern genutzt oder ist auf Papa’s Schultern den Strand entlang geritten.







Von der Nicoya Halbinsel ging es anschließend auf zunächst noch ganz guten Straßen landeinwärts Richtung Monteverde, da wir uns das dortige Cloud Forest ansehen wollten. Irgendwann auf dem Weg dorthin endete die asphaltierte Straße und es ging auf einer guten Schotterpiste weiter. Leider endete auch diese irgendwann und wich einer schlechten Schotterpiste... welche dann auch endete und es deutlich abenteuerlich wurde. Wir sahen uns mit Steigungen konfrontiert, von denen ich zuvor nicht geglaubt hätte, dass ein Auto sie fahren kann. Der Weg sah aus wie ein Flussbett ohne Fluss. Naja, zugegeben, wir sind nicht ganz der Routenempfehlung unseres Navis gefolgt, da wir dachten der kürzere Weg sei die bessere Wahl – war sie aber nicht. Gestrandet sind wir am Ende in Santa Elena und konnten dort kostenlos auf dem Parkplatz eines netten Hotels über Nacht stehen.




Am nächsten Morgen ging es direkt vom Hotelparkplatz auf den Cerro Amigo – einem im Reiseführer angepriesenem Lookout über das Cloud Forest. Aber wie das bei Nebelwäldern charakteristischerweise nun mal so ist, war die Sicht über dem Nebelwald halt nebelig, wie es ja auch sein soll. Aber nach der Fahrerei vom Vortag taten uns die 45 Minuten steil bergan ganz gut, bevor es anschließend schon weiter zum Lago Arenal ging, an dessen Südende sich der gleichnamige Vulkan erhebt. Die Fahrt dorthin war landschaftlich eine der schöneren in Mittelamerika, was dann auch über ein weiteres 40km Teilstück steiler und sehr kurviger Schotterpiste hinweg tröstete. Aber diesmal waren wir vorgewarnt und vorbereitet und ein Ende war ja auch irgendwie absehbar. Einen super Schlafplatz für die Nacht fanden wir bei Nuevo Arenal direkt am See auf einer kleinen Halbinsel, die lediglich durch einen etwa 10m breiten Landstreifen mit dem „Festland“ verbunden war. Hier hatten wir nicht nur einen super Ausblick auf den See sondern auch noch ein Gürteltier zum Nachbarn, welches quasi unter dem Baum nebenan wohnte und sich durch uns kaum stören ließ.





Soweit sogut, als es am Abend dann jedoch ordentlich anfing zu regnen, wurden wir schon etwas nervös. Mit etwas Galgenhumor ahnten wir, das die Chance am nächsten Tag nicht mehr von der Halbinsel herunterzukommen mit jeder weiteren Stunde Regen sinken würde. Grund hierfür war, dass wir um von der Halbinsel wieder herunter zu kommen, auf einer schlechten Erdpiste einen Hügel hochfahren mussten.

Am nächsten Morgen hieß es dann nach einem Morgenbad im See und einem leckeren Rührei-Frühstück die Karten auf den Tisch zu legen. Die besagte Piste war natürlich durch den starken Regen in der Nacht komplett matschig. Egal, Schwung geholt und los... in der Tat fehlten ganze 2 Meter bis zum Kamm des Hügels. Das können wir besser, dachten wir zumindest - zurückgesetzt, neuer Versuch. Leider hatten die Reifen sich mittlerweile so mit Erde zugesetzt, dass wir quasi gar kein Profil mehr hatten. Auf etwas mehr als der Hälfte war dann auch nach mehrmaligem Versuch Schluss. Was nun??? Es gab sicherlich schlechtere Plätze um darauf zu warten, dass die Piste trocknet oder Hilfe kommt. Einen Ami, der mit seinem Hund Gassi ging und oben auf dem Hügel einen Allrad Jeep stehen hatte (der hatte sich auch nicht getraut rüber auf die Halbinsel zu fahren) haben wir gefragt, ob er uns helfen würde – würde er nicht, war jedoch die einsilbige Antwort.

Am Vorabend hatte ich noch einen Mega Pickup gesehen, mit riesen Reifen und noch größerem Motor – so ein Ding, das sicher über andere Autos drüber weg fahren könnte. Den bräuchten wir jetzt. Auf jeden Fall hab ich mich erstmal zu Fuß Richtung Hauptstraße aufgemacht. Kaum dort angekommen, fährt doch tatsächlich dieses Riesen Pickup Dingens die Straße entlang. Ich hab also direkt die Arme hochgerissen und ihn angehalten – sein Kumpel auf einer Enduro kam auch gleich dazu. Die Beiden (Costa Ricaner) besprachen sich kurz, dann nickte mir der Motorradfahrer auch schon zu und bedeutete mir ich solle beim ihm aufsteigen. Am Ende hat dieses Monster von einem Truck unseren Sprinter rückwärts fahrend mit seiner Seilwinde den Hügel hochgezogen. Der blieb zwischendurch sogar stehen und ist dann mit den 3t im Schlepp mühelos am Berg im Matsch wieder angefahren. Die Beiden wollten zwar nichts für ihre Hilfe, aber als Dankeschön gab’s unsere letzte Flasche Wein. Weiter ging’s.




Unser Tagesziel war der nur ca. 40km entfernte Vulkan Arenal, an dem wir ein bisschen wandern wollten. Daher ging es zuerst einmal in den gleichnamigen Nationalpark – aber auch nur um festzustellen, dass sich der hohe Eintrittspreis in den Park nicht lohnen würde, da es kaum Möglichkeiten zum Wandern gab. Auf dem Weg dorthin sahen wir aufgrund der starken Regenfälle mehrere „Hangrutsche“ die an einer Stelle sogar eine komplette Straßensperrung erforderlich machten.




So ging es für uns, dem Tipp eines Angestellten aus dem Hotel in Santa Elena folgend, zum Cerro Chato. Das ist ein erloschener Vulkan direkt neben dem Arenal mit einer herrlichen Lagune im Krater. Von dort soll man den besten Blick auf den Arenal haben. Das klang doch gut, das machen wir. Leider muss man in Costa Rica für jeden Trail o.ä. bezahlen, da diese sich in der Regel auf Privatland befinden. Entsprechend haben wir noch umgerechnet 10 USD gezahlt (das war schon ein Sonderpreis) ehe es losgehen konnte. Der Weg hatte es dann wirklich in sich. Wir sind ja schon viele Berge hoch, aber dieser Cerro Chato hat es wirklich in sich und Runa war kurz davor zu kapitulieren und schimpfte wie ein Rohrspatz. Nach 1:25h zum Teil übler Quälerei, VIEL Schweiß und kleineren Kletterpassagen erreichten wir den Lookout für den Vulkan Arenal. Von dort ging es anschließend wiederum mehr kletternd (man seilt sich teilweise ab) runter in den Krater zur Lagune, wo es dann das belohnende Bad (Loris war mal wieder nicht zu bremsen) im kühlen See gab. Ein Guide, den wir dort trafen erzählte uns, das Loris mit seinen knapp 11 Monaten, der jüngste Hiker ever auf dem Trail ist. Der bisherige Rekord lag bei 14 Monaten. YES!!! Die Mühe hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Wir sind noch ein wenig auf dem Kraterrand mit Wahnsinns Ausblicken auf den Arenal gelaufen, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten.










Übernachtet haben wir dann unten auf einem Besucherparkplatz, da es schon dämmrig wurde. Nur mal zum Verständnis -  „Besucherparkplatz“ klingt zwar zunächst nicht sehr beeindruckend, aber mittlerweile spielt bei der Stellplatzsuche in Zentralamerika nicht nur eine tolle Aussicht eine Rolle. Vielmehr sind wir auch happy, wenn es nachts ruhig ist und wir eine Toilette und ne Dusche haben, für WLAN gibt’s einen Extrapunkt. Wenn es dann noch ne Rasenfläche und Schatten für den Dicken gibt, wird es zu nem Top Stellplatz, quasi 1+ mit Sternchen.
Für den Außenstehenden oder Leser Zuhause mag sich das nicht besonders anhören, aber auf Reisen hat man irgendwann ganz andere Maßstäbe.

Da Costa Rica ein eher kleines Land ist, war unser nächstes Ziel – der Vulkan Poás – nach nur 150km schnell erreicht. Zunächst galt es jedoch noch etwa 2000 Höhenmeter zu überwinden. Auch dieser Vulkan liegt in einem Nationalpark – leider. Leider deshalb, da der Nationalparkeintritt in Costa Rica derzeit einheitlich 15 USD pro Person plus 3 Dollar für das Fahrzeug beträgt, was für mittelamerikanische Verhältnisse wirklich teuer ist. Auch gibt es keine Möglichkeit eine Art Jahrespass o.ä. zu kaufen – bleibt nur zahlen und fröhlich sein. So haben wir es dann auch gehalten. Auch dieser Vulkan ist aktiv und man kann noch zu einer nahegelegenen Lagune laufen.





Übernachtet haben wir anschließend nahe des Parkeingangs in einem Wald, bevor es am nächsten Tag durch San José, der Hauptstadt Costa Ricas, zum nächsten Tagesziel dem Nationalpark des Vulkans Irazú (ja, schon wieder ein Vulkan) ging. Unser Nachtplatz in der Nähe des Eingangs war einer der schöneren in Mittelamerika, da er sich in 3250m üNN auf einem Bergkamm mit herrlicher Sicht aufs Tal befand. Dazu gab es totale Stille, da hier oben kaum noch etwas wächst oder lebt oder fährt.





Die anschließende Nacht wurde dann auch ordentlich kühl und mitten in der Nacht konnte man auch riechen, dass der Vulkan noch aktiv ist, da wir zeitweise in einer leichten Schwefelwolke standen. Der Nationalpark am folgenden Tag ließ sich schnell erlaufen. Der Irazú ist sicher nicht der Schönste, dafür jedoch der höchste (ca. 3400m) in Costa Rica. Insgesamt gibt es dort 5 nebeneinander liegende Krater, die sich aber so wirklich nur aus der Luft im Ganzen betrachten lassen.



Unser Weg führte von dort, vorbei am Quetztales Nationalpark, weiter südwärts. Eigentlich wollten wir noch in den Chirripo Nationalpark, scheiterten doch bereits an der Zufahrt. Wir hatten uns im Vorfeld schon gewundert, warum dort kaum jemand hinfährt. Dies wird jedoch schnell klar, wenn man Richtung Parkeingang fährt. Der Regen wurde immer stärker und die Straße immer  schmaler und schlechter je näher wir dem Parkeingang kamen. Irgendwann hielten sich dann die Attribute „mega schlecht“ und „gefährlich“ bei der Beschreibung der Straße die Waage. Die Straße war längst zu schmal zum Wenden und zu steil um rückwärts zurück zu fahren. Irgendwann fanden wir eine Stelle, wo Wenden möglich erschien. Jedoch bestand Runa darauf mit Loris erst auszusteigen (nachdem sie schon eine ganze Weile nur noch: „ Oh Gott, oh Gott. Hilfe! Oh je...“ gesagt hatte). So wendete ich den Sprinter mit Runa’s Hilfe und fuhr dann die nächsten 300 Meter allein zurück, da auf diesem Ende noch eine sehr enge und steile Kurve zu passieren war, in der der Sprinter aufgrund der Verschränkung nur noch mit zwei Rädern Bodenkontakt hatte. So ließen wir den Nationalpark Nationalpark sein und machten uns auf die Suche nach einem Schlafplatz, den wir dann bei einem Restaurant fanden.





Nach so viel Bergen und Vulkanen zog es uns anschließend wieder an die Pazifikküste zum Manuel Antonio Nationalpark. Hier trafen wir auf dem Parkplatz auch wieder auf den Dorsten mit Patricia und Ronny. Der Park selbst befindet sich direkt an der Pazifikküste und ist ein echtes Must See für einen Costa Rica Besuch, da man einen super Eindruck von der Pflanzen- und Tierwelt Costa Ricas bekommt. Dazu gibt’s direkt im Park traumhafte Palmenstrände. Ärgerlich war mal wieder lediglich die Preisgestaltung. Während Locals 2,50 USD zahlen, mussten wir stolze 16 USD/Person berappen. Eigentlich sind es in den Nationalparks ja einheitlich 15 USD, aber da man hier nicht mit dem eigenen Auto in den Park kann (kostet normalerweise 3 USD extra) hat man wohl etwas aufgerundet. Dennoch ist diese Investition eine Lohnende.








Unser Aufenthalt in Costa Rica neigte sich von hier aus langsam dem Ende zu. Um diesen entsprechend gemütlich ausklingen zu lassen, wollten wir noch ein paar Tage auf einem schönen Campingplatz „schimmeln“. Gefunden haben wir dann einen netten Platz mit Pool bei Uvita an der Pazifikküste. Nebenbei hatten wir bereits Kontakt mit der Verschiffungsagentin Tea Kalmbach aufgenommen und verschiedene Möglichkeiten und Preise der Verschiffung unseres Sprinters nach Kolumbien ausgelotet. Dies ist nötig, da es aufgrund des Darien Gap keine Landverbindung zwischen Panama und Kolumbien gibt. So bestimmte das Thema Verschiffung ab diesem Zeitpunkt leider auch unseren weiteren Reiseverlauf, da vor der Verschiffung des Sprinters noch einige Behördengänge in  Panama anstanden. Der Grenzwechsel nach Panama war dann gewohnt wuselig, aber dem bekannten Schema folgend gut zu bewältigen. Besonderheit ist lediglich, dass direkt an der Grenze eine Fahrzeugversicherung (15 USD) abgeschlossen werden muss, damit der weitere Prozess der temporären Fahrzeugeinfuhr starten kann.

Das war’s dann in Costa Rica - für uns das schönste Land in Zentralamerika. Endlich war es auch ohne Probleme wieder möglich „frei“ zu campen. Und den Muskelkater vom Aufstieg am Cerro Chato haben wir auch noch einige Tage gespürt.

So long...









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