Chile ist irgendwie voll unser
Ding und mausert sich so langsam zu unserem Geheimfavoriten. Und dabei kommt
das wirklich dicke Ende erst noch.
Vom Grenzübergang bei Mendoza bis
zum Seengebiet nördlich von Puerto Mont musste erstmal ein wenig Strecke
gemacht werden, da es dazwischen nicht sonderlich viel zu sehen gibt. Schnell
wird hier deutlich, dass Chile für uns das mit Abstand modernste Land in
Südamerika ist. In den Supermärkten, speziell bei „Jumbo“, macht einkaufen
schon richtiggehend Spaß. Man fühlt sich sehr an Walmart in den USA erinnert
und den vermissen wir wirklich. Die Tankstellen an der Ruta 5 haben günstige
Duschen, W-Lan und sogar einen Spielplatz – was will man mehr ;). Bei Victoria
ging es dann endlich ostwärts ins Seengebiet, wo wir auf einer abgelegenen
Piste nahe der argentinischen Grenze ein paar Seen ins Auge gefasst hatten, die
touristisch eher wenig erschlossen sind und auf schöne Stellplätze hoffen
ließen. Entsprechend haben wir unsere Vorräte im kleinen aber feinen Curacautin
noch einmal aufgefüllt bevor wir ins OFF abtauchten.
Einen echten Traumplatz fanden
wir ein paar Stunden später am Lago Icalma, nur etwa 5km von der argentinischen
Grenze entfernt. Hier gab es das volle Programm. Wir standen direkt am Seeufer
mit einem kleinen Badestrand und hatten auf einem kleinen Hügel direkt daneben
einen Wahnsinns Mirador zum Sonnenuntergang. Dazu weit und breit keine
Menschenseele.
Logo, dass Lo und ich nachmittags
noch ne super Feuerstelle gebaut und jede Menge Feuerholz gesammelt haben. So
saßen wir nach einem wunderschönen Sonnenuntergang noch bis nach Mitternacht am
Feuer und haben den einen oder anderen Wein (aus dem guten alten Tetrapak)
getrunken. Kurzerhand haben wir am nächsten Morgen entschieden noch einen
weiteren Tag zu bleiben bevor es Tags drauf über die Grenze nach Argentinien
an den Lago Aluminé ging.
Dort haben wir in einer kleinen
einsamen Bucht den nächsten traumhaften Stellplatz gefunden. Das gute war, dass
man, um diese Bucht zu erreichen durch einen etwas mehr als knietiefen Fluss
und anschließend sofort steil einen Berg hochfahren musste. So trennte sich
schnell die Spreu vom Weizen und wir hatten einen einsamen und idyllischen Nachtplatz.
Unnötig zu erwähnen, dass es abends ein zünftiges Lagerfeuer gab ;).
Mittlerweile klappt das sogar so gut, dass Runa auch keinen Feuertanz mehr
machen muss.
Der weitere Plan war, den See von
hier aus noch zu umrunden bevor es wieder auf die chilenische Seite geht –
gesagt, getan.
Nebenbei gesagt macht der
Sprinter seine Sache mal wieder sehr gut. Nach dem Motto „Es gibt immer einen
Weg!“ zieht er souverän seine Bahnen auch durch unwegsames Gelände – egal ob Flussdurchfahrt
oder steile Piste. Aber nur so erreicht man die wirklich schönen und einsamen
Flecken, die es uns so angetan haben. Fast zum Standard wird da mittlerweile
Runa’s Frage vor jedem Stellplatz: Kommen wir da eigentlich überhaupt wieder
raus? Ja, so wirklich sicher ist das manchmal nicht – aber hat auf dieser Reise
bis auf zweimal, wo wir Hilfe brauchten, gut geklappt. Einmal half uns in Costa
Rica so ein Monsterjeep und das zweite Mal auf Chiloe Finn mit seinem Hillux. Für
alle anderen Fälle haben wir ja unseren Bundeswehr Klappspaten am Start, der
uns schon oft gut Dienste geleistet hat. Auf jeden Fall steckt da schon eine
ordentliche Portion Abenteuerlust in uns, so dass ein kompaktes Allradfahrzeug
schon was für uns wäre. Mehr noch als Allrad vermissen wir jedoch eine vernünftige
Untersetzung.
Apropos Allrad – Loris hat auf jeden Fall das Komplettpaket an
Bord, mit Untersetzung und mechanischen Sperren. Selbst auf groben Geröll
findet er seinen Weg und stürzt nur selten. Als ich einmal Feuerholz suchen war
ist der kleine Mountain Man mir doch glatt einen steilen Berg hinterher
geklettert. Man kann wohl nicht verleugnen, dass ihn diese Reise schon prägt.
Hat er die Auswahl mit seinem Affen Jack oder mit der Axt zu spielen, wählt er
mit Sicherheit die Axt, ganz der Papa ;).
Nach diesem Abstecher nach
Argentinien ging es wieder auf die chilenische Seite in den Nationalpark
Conguillio. Unsere täglichen Fahrdistanzen waren hier nicht sonderlich groß –
Nachteil ist jedoch, dass man sie mal wieder auf staubigen Pisten zurücklegen
muss. Im Nationalpark wollten wir eigentlich einen Trail laufen, der aber
derzeit aufgrund von Schnee in den höheren Lagen leider gesperrt war.
So ging es für uns nach einer
Nacht nahe des Parks (auf einem Lavafeld) an einem kleinen Fluss zurück
Richtung Zivilisation nach Villarrica. Nach ein paar Tagen auf einsamen Pisten
war es schon eine Umstellung, als wir auf die Hauptroute nach Villarrica
einbogen und fortan Stoßstange an Stoßstange im dichten Wochenendverkehr
fuhren.
In Villarrica war ein netter Stellplatz
am See schnell gefunden. Von dort war es nicht weit ins Zentrum wo wir uns
erstmal ein großes Eis verdient hatten;). Wir kannten Villarrica schon von
unserem letzten Chilebesuch und finden den Ort irgendwie netter als den
Nachbarort Pucón. Obwohl touristisch, ist der Ort nicht so übervoll und
künstlich und der Blick auf den Vulkan Villarrica mit dem davorliegenden See
ist auch sehr nice. Vor vier Jahren hatten wir den Villarrica schon mal
bestiegen und erinnern uns gern an die Rutschpartie auf einem kleinen Schlitten
den Vulkan runter. Das wäre sicher auch mit dem dicken Lo ein Heidenspaß.
Diesmal wollten wir aber in den
Nationalpark Huerqueshué, wo es die in diesem Gebiet schönsten Wanderungen
geben sollte – also nichts wie hin. Auf dem Weg lag noch Pucón, war aber wie
schon beim letzten Mal nur voll und künstlich. So hat es hier nur zu einem
zünftigen Eis gereicht. Bei den Eisdielen vor Ort kennen wir uns gut aus ;).
Eine Stunde später erreichten wir
den Nationalpark. Hier gibt es im wesentlichen zwei Wanderungen. So kann man
zum einen zu einigen Lagunen wandern... Gääähn!!! Oder aber auf dem zweiten
Hike 1200 Höhenmeter auf den Sendero San Sebastián überwinden und von dort 9!!!
schneebedeckte Vulkane (5 im Norden und 4 im Süden) und zusätzlich die Lagunen
sehen. Klang für mich sehr verlockend, zumal Runa sich nicht davon abbringen
ließ den kleinen Speckmann in seiner Kraxe den Berg hoch zu tragen, was locker
15kg Zusatzgewicht bedeutet. Abends wurde dann lecker mit reichlich Knoblauch
und Fisch gekocht und nach ein paar Gläsern Wein war auch entschieden, dass wir
die Nacht im Nationalpark bleiben würden.
Stellplatz im Park (Foto nicht bearbeitet) |
Weiter ging es anschließend über
Pucón (diesmal ohne Eis ;)) und Villarrica (wieder mit Eis ;)) mit einem
Zwischenstopp in den Nationalpark Puyehue südöstlich des Lago Puyehue nahe der
argentinischen Grenze. Hier wollten wir den Vulkan Casablanca besteigen, was
aber leider aufgrund des Wetters nicht möglich war. Daher wurde es ein
erloschener Vulkan in direkter Nachbarschaft, der bei besserem Wetter sicher
tolle Ausblicke auf den erstgenannten ermöglicht hätte... schön war’s trotzdem
bis auf die nervigen Bremsen. Das waren Daumennagelgroße rot/schwarze Insekten
(also wirklich riesig) die es nach Info der Ranger erst seit etwa zwei Jahren
und auch nur in diesem Gebiet gibt. Gott sei Dank hört man sie schon von
Weitem und besonders schlau sind
sie auch nicht ;).
Unser nächstes Ziel, den Vulkan Osorno
am Lago Llanquihué, konnte man von hier aus in der Ferne schon sehen. Dort
angekommen, sind wir den Vulkan recht weit hoch bis zu einer Aussichtsplattform
gefahren, von der man über den gesamten See (80km lang) blicken konnte. Der
anschließende Stellplatz am gegenüberliegenden Ufer war dann fast schon ein
Garant für gnadenlos schöne Ausblicke auf den Vulkan im Abendrot. Nebenbei
gesagt, ist der Lago LLanquihué der wohl deutscheste See Chiles. In fast allen
Orten an seinem Ufer, besonders aber in Puerto Varas, gibt es deutsche
Bäckereien und Hotels an jeder Ecke und man fühlt sich fast an Bayern oder den
Harz erinnert.
Mittlerweile haben wir
beschlossen, dass wir die argentinische Seite des Seengebietes auf dem Rückweg
von Feuerland bereisen werden, da uns so die ständigen (lästigen) Grenzwechsel
erspart bleiben und die Strecke entlang der Ruta 40 deutlich reizvoller ist,
als entlang der Atlantikküste einfach nur Strecke zu machen.
Die Seen und Stellplätze des
chilenischen Seengebietes waren für uns ein echtes Highlight. Hier hatten wir
viele traumhafte Stellplätze, wo wir bei bestem Wetter und vielen abendlichen
Lagerfeuern die Einsamkeit genossen und tolle Trails gelaufen sind. Nach wie
vor haben wir hier noch nicht einen Cent für Unterkünfte oder Stellplätze
ausgegeben. Yay!!!
Aus dem Seengebiet ging für uns
über Puerto Varas und Puerto Montt auf die Insel Chiloé. Hier verbrachten wir
insgesamt 4 Nächte, wovon die 2 Nächte im nördlichsten Zipfel der Insel die
deutlich schöneren für uns waren. Kaum jemand verirrt sich noch dorthin und so
fanden wir einen schönen Nachtplatz in einer kleinen malerischen Bucht am Ufer
des Südpazifiks. Das besondere hier waren die Delfine und Otter, die bei Ebbe
bis auf wenige Meter ans Ufer geschwommen kommen. Dazu abends dann ein nettes
Lagerfeuer (und Vino) und morgens meine Spezial Nutella-Bananen Pfannkuchen –
was will man eigentlich mehr vom Leben?
In der restlichen Zeit haben wir
noch den Nationalpark Chiloé besucht und eine ganz nette Wanderung gemacht.
Chiloé hatte für uns unterm Strich nicht so wirkliche Naturhighlights zu bieten
ist aber von seiner Art ein wirklich angenehmes Fleckchen Erde. Sanfte grüne
Hügel auf der ganzen Insel gesäumt von rauen Stränden an der Westküste, kleinen
Buchten im Norden und vielen kleinen Inseln auf seiner Ostseite. Keine
Schickeria und viele freundliche Menschen in den kleinen Orten runden das Bild
ab.
Für uns wurde es jedoch Zeit
Lebewohl Chiloé zu sagen, da das Abenteuer Carretera Austral (1200km) auf uns
wartete. Das bedeutet mal wieder viel Piste durch wahnsinnig schöne Natur. Also
ging es mit der Fähre zurück aufs Festland, da wir uns in Puerto Montt noch mit
Lebensmitteln versorgen wollten und Lo für Patagonien und Feuerland neue
Klamotten brauchte – der wächst nämlich wie der Teufel!
Also, den nächsten Bericht gibt’s
dann von der Carretera Austral...