Mittwoch, 2. März 2016

Chile - Die Mitte





Chile ist irgendwie voll unser Ding und mausert sich so langsam zu unserem Geheimfavoriten. Und dabei kommt das wirklich dicke Ende erst noch.

Vom Grenzübergang bei Mendoza bis zum Seengebiet nördlich von Puerto Mont musste erstmal ein wenig Strecke gemacht werden, da es dazwischen nicht sonderlich viel zu sehen gibt. Schnell wird hier deutlich, dass Chile für uns das mit Abstand modernste Land in Südamerika ist. In den Supermärkten, speziell bei „Jumbo“, macht einkaufen schon richtiggehend Spaß. Man fühlt sich sehr an Walmart in den USA erinnert und den vermissen wir wirklich. Die Tankstellen an der Ruta 5 haben günstige Duschen, W-Lan und sogar einen Spielplatz – was will man mehr ;). Bei Victoria ging es dann endlich ostwärts ins Seengebiet, wo wir auf einer abgelegenen Piste nahe der argentinischen Grenze ein paar Seen ins Auge gefasst hatten, die touristisch eher wenig erschlossen sind und auf schöne Stellplätze hoffen ließen. Entsprechend haben wir unsere Vorräte im kleinen aber feinen Curacautin noch einmal aufgefüllt bevor wir ins OFF abtauchten.



Einen echten Traumplatz fanden wir ein paar Stunden später am Lago Icalma, nur etwa 5km von der argentinischen Grenze entfernt. Hier gab es das volle Programm. Wir standen direkt am Seeufer mit einem kleinen Badestrand und hatten auf einem kleinen Hügel direkt daneben einen Wahnsinns Mirador zum Sonnenuntergang. Dazu weit und breit keine Menschenseele.







Logo, dass Lo und ich nachmittags noch ne super Feuerstelle gebaut und jede Menge Feuerholz gesammelt haben. So saßen wir nach einem wunderschönen Sonnenuntergang noch bis nach Mitternacht am Feuer und haben den einen oder anderen Wein (aus dem guten alten Tetrapak) getrunken. Kurzerhand haben wir am nächsten Morgen entschieden noch einen weiteren Tag zu bleiben bevor es Tags drauf über die Grenze nach Argentinien an  den Lago Aluminé ging.






Dort haben wir in einer kleinen einsamen Bucht den nächsten traumhaften Stellplatz gefunden. Das gute war, dass man, um diese Bucht zu erreichen durch einen etwas mehr als knietiefen Fluss und anschließend sofort steil einen Berg hochfahren musste. So trennte sich schnell die Spreu vom Weizen und wir hatten einen einsamen und idyllischen Nachtplatz. Unnötig zu erwähnen, dass es abends ein zünftiges Lagerfeuer gab ;). Mittlerweile klappt das sogar so gut, dass Runa auch keinen Feuertanz mehr machen muss.





Der weitere Plan war, den See von hier aus noch zu umrunden bevor es wieder auf die chilenische Seite geht – gesagt, getan.

Nebenbei gesagt macht der Sprinter seine Sache mal wieder sehr gut. Nach dem Motto „Es gibt immer einen Weg!“ zieht er souverän seine Bahnen auch durch unwegsames Gelände – egal ob Flussdurchfahrt oder steile Piste. Aber nur so erreicht man die wirklich schönen und einsamen Flecken, die es uns so angetan haben. Fast zum Standard wird da mittlerweile Runa’s Frage vor jedem Stellplatz: Kommen wir da eigentlich überhaupt wieder raus? Ja, so wirklich sicher ist das manchmal nicht – aber hat auf dieser Reise bis auf zweimal, wo wir Hilfe brauchten, gut geklappt. Einmal half uns in Costa Rica so ein Monsterjeep und das zweite Mal auf Chiloe Finn mit seinem Hillux. Für alle anderen Fälle haben wir ja unseren Bundeswehr Klappspaten am Start, der uns schon oft gut Dienste geleistet hat. Auf jeden Fall steckt da schon eine ordentliche Portion Abenteuerlust in uns, so dass ein kompaktes Allradfahrzeug schon was für uns wäre. Mehr noch als Allrad vermissen wir jedoch eine vernünftige Untersetzung. 



Apropos Allrad – Loris hat auf jeden Fall das Komplettpaket an Bord, mit Untersetzung und mechanischen Sperren. Selbst auf groben Geröll findet er seinen Weg und stürzt nur selten. Als ich einmal Feuerholz suchen war ist der kleine Mountain Man mir doch glatt einen steilen Berg hinterher geklettert. Man kann wohl nicht verleugnen, dass ihn diese Reise schon prägt. Hat er die Auswahl mit seinem Affen Jack oder mit der Axt zu spielen, wählt er mit Sicherheit die Axt, ganz der Papa ;).

Nach diesem Abstecher nach Argentinien ging es wieder auf die chilenische Seite in den Nationalpark Conguillio. Unsere täglichen Fahrdistanzen waren hier nicht sonderlich groß – Nachteil ist jedoch, dass man sie mal wieder auf staubigen Pisten zurücklegen muss. Im Nationalpark wollten wir eigentlich einen Trail laufen, der aber derzeit aufgrund von Schnee in den höheren Lagen leider gesperrt war.




So ging es für uns nach einer Nacht nahe des Parks (auf einem Lavafeld) an einem kleinen Fluss zurück Richtung Zivilisation nach Villarrica. Nach ein paar Tagen auf einsamen Pisten war es schon eine Umstellung, als wir auf die Hauptroute nach Villarrica einbogen und fortan Stoßstange an Stoßstange im dichten Wochenendverkehr fuhren.

In Villarrica war ein netter Stellplatz am See schnell gefunden. Von dort war es nicht weit ins Zentrum wo wir uns erstmal ein großes Eis verdient hatten;). Wir kannten Villarrica schon von unserem letzten Chilebesuch und finden den Ort irgendwie netter als den Nachbarort Pucón. Obwohl touristisch, ist der Ort nicht so übervoll und künstlich und der Blick auf den Vulkan Villarrica mit dem davorliegenden See ist auch sehr nice. Vor vier Jahren hatten wir den Villarrica schon mal bestiegen und erinnern uns gern an die Rutschpartie auf einem kleinen Schlitten den Vulkan runter. Das wäre sicher auch mit dem dicken Lo ein Heidenspaß.



Diesmal wollten wir aber in den Nationalpark Huerqueshué, wo es die in diesem Gebiet schönsten Wanderungen geben sollte – also nichts wie hin. Auf dem Weg lag noch Pucón, war aber wie schon beim letzten Mal nur voll und künstlich. So hat es hier nur zu einem zünftigen Eis gereicht. Bei den Eisdielen vor Ort kennen wir uns gut aus ;).

Eine Stunde später erreichten wir den Nationalpark. Hier gibt es im wesentlichen zwei Wanderungen. So kann man zum einen zu einigen Lagunen wandern... Gääähn!!! Oder aber auf dem zweiten Hike 1200 Höhenmeter auf den Sendero San Sebastián überwinden und von dort 9!!! schneebedeckte Vulkane (5 im Norden und 4 im Süden) und zusätzlich die Lagunen sehen. Klang für mich sehr verlockend, zumal Runa sich nicht davon abbringen ließ den kleinen Speckmann in seiner Kraxe den Berg hoch zu tragen, was locker 15kg Zusatzgewicht bedeutet. Abends wurde dann lecker mit reichlich Knoblauch und Fisch gekocht und nach ein paar Gläsern Wein war auch entschieden, dass wir die Nacht im Nationalpark bleiben würden.





Stellplatz im Park (Foto nicht bearbeitet)





Weiter ging es anschließend über Pucón (diesmal ohne Eis ;)) und Villarrica (wieder mit Eis ;)) mit einem Zwischenstopp in den Nationalpark Puyehue südöstlich des Lago Puyehue nahe der argentinischen Grenze. Hier wollten wir den Vulkan Casablanca besteigen, was aber leider aufgrund des Wetters nicht möglich war. Daher wurde es ein erloschener Vulkan in direkter Nachbarschaft, der bei besserem Wetter sicher tolle Ausblicke auf den erstgenannten ermöglicht hätte... schön war’s trotzdem bis auf die nervigen Bremsen. Das waren Daumennagelgroße rot/schwarze Insekten (also wirklich riesig) die es nach Info der Ranger erst seit etwa zwei Jahren und auch nur in diesem Gebiet gibt. Gott sei Dank hört man sie schon von Weitem  und besonders schlau sind sie auch nicht ;).






Unser nächstes Ziel, den Vulkan Osorno am Lago Llanquihué, konnte man von hier aus in der Ferne schon sehen. Dort angekommen, sind wir den Vulkan recht weit hoch bis zu einer Aussichtsplattform gefahren, von der man über den gesamten See (80km lang) blicken konnte. Der anschließende Stellplatz am gegenüberliegenden Ufer war dann fast schon ein Garant für gnadenlos schöne Ausblicke auf den Vulkan im Abendrot. Nebenbei gesagt, ist der Lago LLanquihué der wohl deutscheste See Chiles. In fast allen Orten an seinem Ufer, besonders aber in Puerto Varas, gibt es deutsche Bäckereien und Hotels an jeder Ecke und man fühlt sich fast an Bayern oder den Harz erinnert.






Mittlerweile haben wir beschlossen, dass wir die argentinische Seite des Seengebietes auf dem Rückweg von Feuerland bereisen werden, da uns so die ständigen (lästigen) Grenzwechsel erspart bleiben und die Strecke entlang der Ruta 40 deutlich reizvoller ist, als entlang der Atlantikküste einfach nur Strecke zu machen.

Die Seen und Stellplätze des chilenischen Seengebietes waren für uns ein echtes Highlight. Hier hatten wir viele traumhafte Stellplätze, wo wir bei bestem Wetter und vielen abendlichen Lagerfeuern die Einsamkeit genossen und tolle Trails gelaufen sind. Nach wie vor haben wir hier noch nicht einen Cent für Unterkünfte oder Stellplätze ausgegeben. Yay!!!

Aus dem Seengebiet ging für uns über Puerto Varas und Puerto Montt auf die Insel Chiloé. Hier verbrachten wir insgesamt 4 Nächte, wovon die 2 Nächte im nördlichsten Zipfel der Insel die deutlich schöneren für uns waren. Kaum jemand verirrt sich noch dorthin und so fanden wir einen schönen Nachtplatz in einer kleinen malerischen Bucht am Ufer des Südpazifiks. Das besondere hier waren die Delfine und Otter, die bei Ebbe bis auf wenige Meter ans Ufer geschwommen kommen. Dazu abends dann ein nettes Lagerfeuer (und Vino) und morgens meine Spezial Nutella-Bananen Pfannkuchen – was will man eigentlich mehr vom Leben?





In der restlichen Zeit haben wir noch den Nationalpark Chiloé besucht und eine ganz nette Wanderung gemacht. Chiloé hatte für uns unterm Strich nicht so wirkliche Naturhighlights zu bieten ist aber von seiner Art ein wirklich angenehmes Fleckchen Erde. Sanfte grüne Hügel auf der ganzen Insel gesäumt von rauen Stränden an der Westküste, kleinen Buchten im Norden und vielen kleinen Inseln auf seiner Ostseite. Keine Schickeria und viele freundliche Menschen in den kleinen Orten runden das Bild ab.









Für uns wurde es jedoch Zeit Lebewohl Chiloé zu sagen, da das Abenteuer Carretera Austral (1200km) auf uns wartete. Das bedeutet mal wieder viel Piste durch wahnsinnig schöne Natur. Also ging es mit der Fähre zurück aufs Festland, da wir uns in Puerto Montt noch mit Lebensmitteln versorgen wollten und Lo für Patagonien und Feuerland neue Klamotten brauchte – der wächst nämlich wie der Teufel!


Also, den nächsten Bericht gibt’s dann von der Carretera Austral...






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