Freitag, 21. August 2015

Vancouver & Vancouver Island




Inceration Rock am Long Beach

Wenn man Vancouver besucht, wird man immer gefragt: Und? Warst du auch auf Vancouver Island? Wenn man dies verneint, gilt die Reise beim Fragenden irgendwie nur halb. Aber eigentlich passt so eine Exkursion ja nicht so wirklich in ein Weltreise-Budget, doch wenn man schon mal hier ist, dann will man es ja auch nicht verpassen. Also sind wir aus Richtung Whistler kommend direkt nach Horshoe Bay, einem der Fährterminals gefahren.


Wir befürchteten, dass wir aufgrund der Hauptsaison evtl. nur schwer einen Platz auf der Fähre nach Nanaimo/Vancouver Island bekommen würden, aber mit 2 Stunden Wartezeit war es dann überhaupt kein Problem, zumal die Reservierung $18,50 extra gekostet hätte. Die Fähren verkehren 7-8x täglich und die Überfahrt dauert etwa 2 Stunden. Man fährt über den Howe Sound raus und kann die Skyline Vancouver’s in der Ferne sehen. Danach geht es über eine kleine Passage nach Nanaimo – der zweitgrößten Stadt auf Vancouver Island.



Von Nanimo fuhren wir direkt weiter gen Norden und anschließend auf den Hwy 4 gen Westen auf dem Weg nach Tofino und Uclulet. Da wir schon etwas spät dran waren, sind wir nicht mehr ganz bis an die Westseite gefahren, sondern haben am Cameron Lake übernachtet. Ein schöner See, der zum Baden einlud. Der Stellplatz an sich wäre super gewesen, wenn sich der eigentlich kleine Highway 4 nicht als stark befahrene Hauptroute bis spät in die Nacht hinein entpuppt hätte (wir standen nur ca. 50m von ihm entfernt).

Am nächsten Tag ging es dann bis Tofino, dem bekanntesten Touristenort. Wir sind einmal durch den Ort gefahren und haben uns den Long Beach angeschaut - wunderschöner Strand mit Nebelwäldern. Hier trifft man unglaublich viele Wellenreiter – von jung bis alt, von dick bis dünn, hier steht irgendwie jeder auf dem Board. Echt lässiger Lifestyle und die Massen haben sich hier sehr gut verteilt. Der Ort Tofino selbst besteht hauptsächlich aus Unterkünften, Restaurants und einigen schlechten Souvenirläden.

Da wir wieder auf der Suche nach ner schönen Dusche waren, checkten wir einige Campingplätze und waren geschockt, was für Preise man hier veranschlagte. $40 – 55 für ne Bank, schäbige Toiletten und kaum Platz für Privatsphäre, soll heißen Camper neben Camper...schlimmer als auf jedem deutschen Campingplatz ;) Wir haben schnell das Weite gesucht und uns einen Platz außerhalb von Tofino gesucht.




Am nächsten Tag standen der Chesterman Beach, Inceration Rock, ein Stück vom Wild Pacific Trail und Ucluelet auf dem Plan. Das Ganze bei tollen sommerlichen Temperaturen.














Anschließend sind wir an den Mussel Beach gefahren. Hier gibt es einen sehr schönen kleinen Campground direkt am Strand. Der hat dann auch für die lange Anfahrt auf einer wirklich schlechten Gravelroad entschädigt. Hier standen wir direkt am Strand neben zwei jungen Schweizern mit denen wir abends gemütlich Wein am Feuer getrunken haben. Echt chillige Jungs, die das Leben mit ihren 23 und 25 Jahren schon echt zu genießen wußten. 


Mussel Beach



Am nächsten Tag ging es wieder zurück auf die Ostseite der Insel. Auf dem Weg haben wir noch mal an einem Fluss übernachtet. Auf der Ostseite angekommen wollten wir uns eigentlich nur kurz den Ort Qualicum Beach ansehen und sind dann doch für die nächsten zwei Tage dort hängengeblieben. Es passte einfach alles. Tagsüber haben wir am Strand gechillt und abends den Ort laufend erkundet. Im Gegensatz zu Tofino wohnen hier gefühlt „echte“ Menschen... Touristenmassen gibt es hier nicht.

Nach diesen entspannenden Tagen ging es dann wieder nach Nanimo, wo wir die Abendfähre zurück nach Horshoe Bay nahmen. Am nächsten Tag wollten wir Runa’s Mutter samt Lebensgefährten in Squamish treffen, da diese von Vancouver aus in einen 4wöchigen Kanadaurlaub starteten. Da wir von den Beiden ins Hotel eingeladen wurden gab`s für uns auch endlich mal wieder ein bisschen Luxus samt Abendessen im Restaurant... sehr lecker. Es tat gut mal wieder all die News aus der Heimat zu bekommen und Oma’s Enkelakku wurde auch aufgeladen.






Nach einem gemeinsamen Frühstück hieß es dann für uns: Auf nach Vancouver. Großstädte sind ja immer eine kleine Herausforderung, da sie nicht das rechte Pflaster für Overlander sind. Entsprechend haben wir aus der Wahl des Schlafplatzes keine große Nummer gemacht und uns einfach auf dem dem Zentrum nächstgelegenen Walmartparkplatz eingebucht. An den folgenden drei Tagen haben wir die Stadt intensiv „erobert“. Vormittags meist beim Bummel durch die Stadt und Nachmittags im Stanley Park gechillt, gesportet (super Laufstrecke um die Insel) und lecker gekocht. Einziger Wehrmutstropfen war hier der Diebstahl unseres geliebten Coleman Benzinkochers. Während wir im Auto gegessen haben, hat doch tatsächlich jemand den noch heißen Kocher gestohlen. Damit hatten wir in Kanada, und schon gar nicht im Stanley Park in Vancouver gerechnet. Entsprechend enttäuscht waren wir – haben wir den Kocher doch sehr häufig benutzt.







Abendlauf um den Stanleypark mit anschließendem Bad

Vancouver hat uns schon sehr gut gefallen – Highlight war für uns jedoch ganz klar der Stanley Park. Egal, ob bei einem Lauf um die Insel in den Sonnenuntergang (man hat traumhafte Blicke auf die Skyline der Stadt mit den ständig startenden und landenden Wasserflugzeugen) oder das Lebensgefühl am Sunset Beach mit den vielen Menschen die das Leben dort bis spät in die Nacht beim Picknicken, Grillen, Sporteln oder bei einem Glas Wein genießen... herrlich. Aber nach 3 Tagen war es dann auch genug und wir waren bereit für unsere Wiedereinreise in die USA.

Die letzte große Hürde, die es jetzt noch zu überwinden galt, war ein „neues Visum“ für die USA. Da wir im Vorfeld kein B2-Visum beantragt hatten, aber ja schon Runa’s Gasteltern in Minnesota besucht haben, lief unser „erstes“ Visum am 07. August aus. Entsprechend hätten wir nur noch ca. 12-13 Tage für den Weg nach Mexico. An der Grenze war die Spannung dann entsprechend hoch. Als wir unser Anliegen hier dem Custom Officer vortrugen ernteten wir zunächst nur ein sehr einsilbiges „NO“. Ich glaub, die Jungs werden in ihrer Ausbildung darauf trainiert möglichst emotionslos und unfreundlich zu wirken – aber alles nur Fassade ;). Einen der Officer erwischten wir sozusagen beim Schichtwechsel – der Mensch in Uniform war nicht derselbe, den wir kurz darauf in zivil auf dem Parkplatz trafen und der uns eine tolle Reise wünschte. Das neue Visum haben wir ohne Probleme  bekommen und dürfen nun bis Mitte Oktober noch in den USA bleiben wenn wir wollen. Unterm Strich ist es wohl so, dass tatsächlich der einzelne Custom Officer direkt an der Grenze hierüber entscheidet und seinen Ermessensspielraum entweder nutzt, oder eben auch nicht. Wir haben uns so eine Menge Geld und die Fahrt zum Interview nach Berlin für das B2-Visum gespart.

Also auf geht’s... USA we’re back again. Den Westen und Südwesten haben wir bereits in der Vergangenheit auf unserem Honeymoon Roadtrip vor zwei Jahren bereist und freuen uns nun einige dieser Orte erneut und zu dritt zu besuchen.





Freitag, 7. August 2015

Vom Yukon südwärts nach British Columbia









Silver Lake
Zurück in Kanada führte unser Weg in Richtung Haines. Auf dem Weg dorthin haben wir am Silver Lake übernachtet. Natürlich war ich auch diesmal auf der Suche nach DEM Stellplatz - Lakefront natürlich. So ergab es sich, dass ich uns testosterongeladen (das kann der Sprinter schon) an einem kleinen Strand, den wir über ein Stück Gravelroad erreichten, tief in den Sand grub. Auf dem Weg zum Ufer gab es dort einen kleinen Versatz im Sand von vielleicht 70cm den ich hochfahren wollte um direkt am Seeufer zu stehen. Das klappte mit den Vorderräder noch gerade so, die Hinterräder wollten dann nicht

mehr und blieben unten. Nach einem kurzen Versuch die Situation im Rückwärtsgang zu bereinigen lag der Sprinter nun auch komplett hinten auf – Herzlichen Glückwunsch. 3 Stunden und bestimmt 2000 Kalorien später hatte ich den Sprinter dann auch endlich wieder ausgegraben und wir konnten den Rückzug antreten... . Und die Predigt die ich mir beim Buddeln angehören musste kann sich auch jeder vorstellen J. Lakefront haben wir an diesem Abend natürlich trotzdem gestanden ;).


Morgenstimmung







Am nächsten Tag ging es dann über Haines Junction nach Haines. Von dort wollten wir die Fähre nach Skagway nehmen und wieder Richtung Alaska Hwy fahren. Die Strecke zählt zu Recht zu den schönsten im Yukon bzw. Alaska. Man fährt fast die ganze Zeit direkt am bzw. im Kluane Nationalpark (Kluh Ahni ausgesprochen). Immer wieder mussten wir anhalten um die Aussicht zu genießen. Da die Küstenabschnitte noch ein ganzen Stück gen Süden zu Alaska gehören fährt man hier immer wieder mal kurz nach Alaska rein, obwohl man längst im tiefsten Kanada ist. Ein Stellplatz für die Nacht war kurz hinter der Grenze auch schnell an einem kleinen Badesee gefunden.



Haines selbst liegt umrahmt von schneebedeckten Bergen an einem Fjord und ist doch recht verschlafen und nicht so touristisch wie wir erwartet hatten. Wir mögen das und haben den Tag an einem See im nahegelegenen Provincial Park verbracht, hier kann man oft den Grizzly’s beim Fischen zusehen – wir hatten allerdings kein Glück.













Weiter ging es mit der Fähre nach Skagway, was etwa eine Stunde dauerte.




























Skagway ist im Grunde ein echt schöner kleiner Ort mit einer tollen MainStreet und vielen Geschäften die zum Bummeln einladen – wären da nicht unglaubliche Touristenmassen. Bei unserer Ankunft lagen vier Kreuzfahrtschiffe im Hafen vor Anker. Jedes davon, sagte man uns, könne bis zu 3000 (in Worten: dreitausend!!!) Passagiere befördern. Naja, offensichtlich waren die auch alle gerade beim Bummeln im Ort. Das haben wir auch gemacht, sind dann anschließend aber direkt weiter Richtung Whitehorse gefahren.



Man lernt hier die Ruhe schon sehr zu schätzen ;). Dieser „Schlenker“ hat zwar ein wenig Zeit gekostet, war aber in der Tat einer der schönsten Loops die wir bisher gefahren sind. Auf dem Weg Richtung Whitehorse passiert man kurz hinter Skagway auch schon wieder die Grenze und ist zurück in Kanada.



In Whitehorse haben wir unsere Vorräte mal wieder aufgefüllt, da wir von hier aus zunächst auf den Alaska Hwy und anschließend den Cassiar Hwy nach Süden fahren wollten. Beim Der Cassiar Hwy hat laut Reiseführer den Ruf einer Abenteuerstraße durch tolle Landschaften. Klingt gut – los geht’s (Tanken nicht vergessen). Landschaftlich war es dann eher so medium, also schon schön, aber nicht mega – immer gemessen an den Traumstrecken die wir bereits gefahren sind. Nebenbei haben wir mittlerweile die Grenze von Yukon nach British Columbia endgültig überschritten. Was uns am Besten gefallen hat war die Möglichkeit überall an Seen etc. frei campen zu können und natürlich die Bären. Nirgendwo haben wir bisher so viele Bären gesehen – hauptsächlich Braun- und Schwarzbären. Einige sogar aus allerkürzester Distanz.






Vom Cassiar Hwy haben wir einen Abstecher nach Stewart und Hyder/Alaska gemacht. Hier wollten wir einen neuen Versuch starten Grizzly’s beim Fischen von Lachsen zuzusehen. Leider waren wir ca. 2 Wochen zu früh, sagte uns ein Ranger – die Lachse waren noch nicht da. Wir sind dann noch zum Salmon Glacier gefahren, was ein echtes Must See ist. Zwar bedeutete dies ca. 30 km auf einer echt miesen Gravelroad zu fahren (wir haben eine Stunde gebraucht), aber der Gletscher ist der Hammer. Oben am Lookout wohnt von Mai bis September der Baer-Man in

einem Zelt. Er weiß angeblich von allen am Besten wo man Bären findet und verkauft dort auch Postkarten und DVD’s. Netter Typ aber auch irgendwie schräg – fährt nur einmal pro Woche in den Ort und sitzt sonst dort oben auf seinem Klappstuhl die ganze Zeit mit einer aufnahmebereiten Videokamera. Auf dem Rückweg waren wir noch in Stewart bummeln, was man quasi in 10 Minuten erledigen kann. Viele Häuser und Geschäfte stehen leer und Stewart, mehr noch Hyder, wirken ein wenig wie Ghost Towns. Hinter der Tanke im Ort gab’s Trinkwasser für lau... also schnell noch Diesel und Wasser getankt.









Von Stewart aus ging es Richtung Prince George und dann weiter Richtung Süden. Auf Höhe Quesnel fuhren wir in einen Provincial Park um eine Mittagspause zu machen. Das haben wir uns auf der Reise so angewöhnt, da der Dicke mittlerweile krabbelt und sich überall hochzieht wie ein Weltmeister. Als wir dort standen kam kurze Zeit später ein Parkoperator auf uns zu – Peter. Peter ist in Deutschland geboren worden und im Alter von zweieinhalb Jahren mit seinen Eltern nach Kanada ausgewandert. Wir haben uns wirklich nett und lang mit ihm unterhalten  - später kam auch noch seine Frau Sabine, die er

quasi aus Deutschland „geholt“ ;) hat dazu. Nachdem wir die Beiden lange von ihrem Feierabend abgehalten hatten, luden sie uns noch zu sich nach Hause ein. Gern sind wir dem nachgekommen. Peter und Sabine wohnen auf einem ca. 300m x 800m!!! großen Grundstück, dass für deutsche Verhältnisse ziemlich ab vom Schuss ist. Hier bastelt Peter an seinem T3 Syncro, seiner Werkstatt oder an einem seiner vielen anderen Projekte während Sabine im Garten werkelt. Im Oktober erwarten die Beiden zudem ihr erstes Baby... langweilig wird es also nicht. Der Abend war super nett und am nächsten Morgen haben wir noch zusammen gefrühstückt (Sabine hatte lecker Kuchen gebacken, hausgemachte Marmelade und Rüherei gemacht) bevor wir uns verabschiedeten. Wir wünschen den Beiden nur das Beste und hoffen, dass wir uns irgendwann wiedersehen. Eingeladen sind sie auf jeden Fall.

Nebenbei: Die Begegnungen mit den Menschen hier ist für uns eines der Dinge, die unsere Reise ausmachen sollten. So haben wir inzwischen wirklich viele nette und interessante Menschen kennengelernt. „Türöffner“ war hier sehr oft Loris, aber noch mehr unser Auto. Erstaunlicherweise scheinen die Kanadier und US Amerikaner den Sprinter zu lieben. Teilweise fahren Leute auf dem Rad vorbei und rufen uns zu, dass sie unseren Van mögen, entgegenkommende Sprinterfahrer grüßen uns mit Lichthupe. Wir werden jeden Tag viele Male auf ihn angesprochen und hatten schon einige Kaufinteressenten.

Für uns ging es über Whistler weiter Richtung Vancouver. Hier wollten wir von Horseshoe Bay aus die Fähre nach Vancouver Island nehmen. Auf den Schildern steht hier überall „Super natural British Columbia“ – was den im Prinzip auch schon den Nagel auf den Kopf trifft. Man kann sich schon daran gewöhnen jeden Tag in einem anderen See oder aber dem Pazifik zu baden (statt Dusche) und das oft an tollen Stellplätzen in Alleinlage.
Nächster Stop ist dann Vancouver Island und danach Vancouver.


So long...