Samstag, 10. Oktober 2015

Mexiko Festland






Adios Baja – Bienvenidos Mexico Festland. Da unser Schiff erst spät am Abend in Topolobambo anlegte, blieb uns nicht viel anderes übrig als an einer PEMEX Tankstelle kurz außerhalb des Ortes zu übernachten. Von dort starteten wir am nächsten Morgen früh Richtung Mazatlan. Mit einem heißen Kaffee in der Hand waren wir so was von bereit und hochmotiviert Mexico zu erobern... zumindest etwa 3 Minuten lang.

Als wir auf die Hauptstraße auffuhren, herrschte noch kein Verkehr, das heißt kein Verkehr ist eigentlich falsch, da wir direkt einen Polizei Pickup bemerkten, der sich von hinten zügig näherte. Kurz darauf überholte er uns in hohem Tempo, aber nur um ca. 300 Meter vor uns auf einen Linksabbieger zu fahren. Dort konnten wir erkennen, wie eine Laserpistole aus dem Beifahrerfenster gehalten wurde und dann auch schon direkt das Blaulicht anging, als wir ihn passierten. Was denn nun schon wieder, dachten wir – zu schnell waren wir jedenfalls nicht. Wenig später stand ich dann am Fahrbahnrand einem Polizisten gegenüber, der behauptete, ich sei statt der erlaubten 60km/h 71km/h gefahren - dafür wolle er nun 80 Dollar. Runa schimpfte derweil auf dem Beifahrersitz wie ein Rohrspatz J. Zum Beweis hatte er die 71km/h auf seiner Laserpistole stehen. Das kann doch nicht wahr sein dachten wir – was stimmt denn hier mit der Polizei nicht!!! Zu schnell waren wir definitiv nicht, da wir die Beiden ja bereits beim Auffahren auf die Straße gesehen hatten. Und warum eine Forderung in Dollar??? Also habe ich mich erstmal dumm gestellt und abgelehnt, keine Ahnung woher er den Wert hatte - von der letzten Kontrolle vielleicht? Also ging das Geschacher wieder los. Blöd war halt, dass er den Wert auf seiner Laserpistole stehen hatte. Ich hatte erst überlegt mit ihm zur Polizeistation zu fahren um es dort in Gegenwart anderer Polizisten zu klären, aber die Beiden hatten ja den Messwert auf ihrem Gerät und wir konnten nichts Gegenteiliges beweisen.

Am Ende haben wir 400 Pesos (ca. 20 Dollar) gezahlt, um das Affentheater zu beenden. Schmierige Typen, grinsten noch fröhlich und wünschten uns einen schönen Tag. Haben wahrscheinlich keine Ahnung, wie sehr sie damit dem Ruf seines Landes als korrupt schaden – und ihrem Berufsstand sowieso. Das Geld können wir verschmerzen, aber der Ärger über diese Typen saß schon tief an diesem Tag, obwohl man solchen Dingen hier besser mit Humor begegnet. In der Rückschau müssen wir jedoch sagen, dass die korrupten Polizisten in Mexico vermutlich doch sehr in der Unterzahl sind. Zumindest hatten wir in den folgenden Wochen keine derartigen Erlebnisse mehr. Schade ist allerdings, dass man danach alle anderen Polizisten erstmal eher argwöhnisch betrachtet, immer mit dem Gedanken – Na, was kostet es diesmal?

Was uns an der Pazifikküste besonders auffiel, war die unglaublich hohe Militär- und Polizeipräsenz. Dabei handelte es sich definitiv nicht um normale Streifen, da die Polizei oft mit Pickups (manchmal bis zu fünf), wobei auf jeder Ladefläche bestimmt 5-6 Polizisten mit Langwaffen, Sturmhaube und Helm standen, patrollierte. Das sah schon recht beeindruckend aus. Das Militär hingegen hatte viele Kontrollpunkte auf den Nebenstrecken aufgebaut.






Für uns ging es weiter über Mazatlan nach Guadalajara, wo wir etwas südlich der Stadt zwei Nächte auf einem echt netten Campingplatz mit Poolanlage eincheckten. Von dort aus haben wir auch einen Ausflug nach Ajijic (ein bei Amerikanern sehr beliebter Altersruhesitz) gemacht, bevor wir auf einem Südschlenker zum Vulkan Colima und dann weiter auf einigen abenteuerlichen Nebenstrecken über Mazamitla nach Patzcuaro gefahren sind. Den Vulkan haben wir leider aufgrund der Wolken nicht zu Gesicht bekommen.











Ein Wort jedoch zu den Straßen hier. Es gibt Mautstraßen, die selbst für deutsche bzw. europäische Verhältnisse teuer sind, deren Zustand dann aber vergleichsweise gut ist. Und dann gibt es Nebenstraßen, wo einem was den Zustand anbelangt eigentlich alles passieren kann. So sind wir, um etwas Geld zu sparen und das Land „besser“ kennenzulernen, anfangs viel auf Nebenstrecken gefahren. Dies entpuppt sich leider oft als echte Zerreißprobe für Nerven und Material. Der Zustand der Straßen ist teilweise so schlecht, dass man kaum mehr als 40km in der Stunde schafft und eigentlich nur dabei ist irgendwelchen Löchern in der Straße auszuweichen. Dazu kommen dann noch die mittlerweile wirklich nervenden Topes (Bubbel auf der Fahrbahn zur Geschwindigkeitsreduktion), die oft nur im Schritttempo überfahren werden können. Das alles absolvierten wir mit mal mehr und mal weniger stählernen Nerven ;) oft in einer Kolonne schrottreifer, qualmender Autos und LKW’s. Am Ende beschlossen wir vielleicht doch besser ein wenig Geld ab und an in Maut zu investieren – für Loris Ohren ist es sicher auch besser, wenn er Papa nicht ständig fluchen hört.

Unser nächster richtiger Stop war die Kolonialstadt San Miguel de Allende im zentralen Hochland Mexicos. San Miguel war bereits zu einem sog. Pueblo Magico – einem magischen Ort – gekürt, bevor es von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Völlig zu recht, wie wir fanden. Wir blieben 3 Nächte und nutzten die Zeit um durch die vielen engen Gassen mit ihren bunten Häusern zu schlendern und in netten Cafés einzukehren. Aber nicht nur uns hat dieser Ort sehr gut gefallen. Auch diese Stadt ist voll von Nordmerikanern, die hier ihren Ruhestand genießen. Auf dem Campground trafen wir sogar ein deutsches Paar, das eigentlich auch von Alaska nach Feuerland fahren wollte, nun aber schon seit 6 !!! Jahren in San Miguel hängen geblieben ist.









Von San Miguel ging es weiter nach Téotihuacàn, da wir die dortigen Maya Pyramiden besichtigen wollten. Hier trafen wir auch Patricia und Ronny mit ihrem Dorsten wieder und verbrachten einen schönen Abend zusammen. Die Beiden sind uns inzwischen schon ans Herz gewachsen, sodass wir uns immer freuen, wenn wir ihren Dorsten sichten. Das sollte auf der weiteren Reise auch noch häufiger passieren. Zu den Ruinen sind wir am nächsten morgen gemütlich zu Fuß marschiert. Gefallen hat es uns sehr, so dass wir am Ende einige Stunden unterwegs waren. Auf dem Rückweg gab es dann noch sehr leckere Quesadilla auf dem Markt bei einer gut besuchten Garküche. Essen ist hier eigentlich ein Thema für sich. Der Mexikaner mag es offenbar frittiert und geht das nicht, dann wenigsten mit viel Zucker... Hmmm. Auch war es für uns gar nicht so leicht gute und gesunde Babynahrung zu finden.








Von Téotihuacàn aus wollten wir erstmal ein wenig Strecke machen und so ging es an Mexico City (hier oft nur kurz DF – Districto Federal - genannt) und dem Popocatepetl vorbei Richtung Süden. Wohin genau wussten wir noch nicht so recht, da wir unsere Route oft spontan und manchmal auch erst von Tag zu Tag entscheiden. Auch waren wir uns nicht sicher, ob wir noch den etwas größeren Schlenker auf die Yucatan Halbinsel machen sollten, da die Temperaturen dort wieder tropisch sind und zudem Hurricane-Saison ist. So landeten wir zunächst in San Christobal, einer wirklich schönen Kolonialstadt im südlichen Hochland Mexicos unweit der guatemalischen Grenze. Auf dem Weg dorthin haben wir eine Nacht am Canyon Cascadero Aguacero direkt am Rim gestanden. Das war schon sehr beeindruckend aufgrund der Schlucht zur einen Seite und dem Dschungel mit seiner ganz eigenen Geräuschkulisse zur anderen Seite, dazwischen nur wir auf einer Gravelroad, die zu schmal zum Wenden war. Als am nächsten morgen das Gate öffnete, haben wir noch eine Wanderung zum Canyongrund gemacht. Das war so ziemlich das Schweißtreibendste, was wir seit Langem gemacht haben, da die Luft unglaublich schwül und heiß war. Weiter ging es dann nach dem obligatorischen T-Shirt Wechsel zum Ojo Sinco (muss man nicht gesehen haben), bevor wir nach San Cristobal weiterfuhren.




In San Cristobal stand der Unabhängigkeitstag als Nationalfeiertag vor der Tür und die Stadt hatte sich ordentlich herausgeputzt, als wir am nächsten Tag durchs Zentrum bummelten. Hier reihen sich die Cafés und Restaurants aneinander und es gibt einen großen indigenen Markt. Anders als im „bisherigen“ Mexico ist die Bevölkerung hier deutlich indigener, was aufgrund der farbenfrohen Trachten toll anzusehen war. Ein weiterer Pluspunkt waren die Temperaturen hier im Hochland, da wir uns mittlerweile wieder auf 2200 üNN befanden und somit kühle und erholsame Nächte genießen durften.








Von San Cristobal aus haben wir noch einen Ausflug zum Sumidero Canyon gemacht, der ein echtes „Must-See“ ist. Der Canyon ist an einigen Stellen nur etwa 50-100 Meter breit, während man ihn in einem Boot durchfährt und sich zu beiden Seiten die Felswände steil bis zu 1000 Meter!!! erheben. Schade war jedoch, dass Umweltbewusstsein wirklich keine Stärke der Mexikaner ist und leider viel Müll im Wasser trieb, worüber hier aber irgendwie niemand auch nur ein Wort verliert. Bei unserer Rückkehr auf den Campground stand dann auch schon Dorsten auf dem Platz, so dass wir noch einen lustigen feuchtfröhlichen Abend mit Patricia und Ronny verbrachten.







Von San Cristobal aus wollten wir nach Palenque zu den dortigen Maya Ruinen fahren. Es gibt zwar ein direkte, ca. 250km lange Verbindung zwischen den Orten, jedoch haben wir von anderen Reisenden gehört, dass auf dieser Strecke die Zapoteken (indigene Volksgruppe) eigene Mautstellen „betreiben“. Das sieht in der Praxis so aus, dass sie die Straße mit Nagelgurten oder Reifen blockieren und einen an der Weiterfahrt hindern bis man eine „Passiergebühr“ entrichtet hat. Aktuell hatten wir von 4 dieser Kontrollstellen gehört und hatten auf diesen Ärger und Diskussionen eigentlich keine Lust. Daher entschieden wir uns einen Umweg entlang der guatemalaschen Grenze (ist teilweise in Sichtweite) zu fahren. Die Strecke war zwar etwa doppelt so lang, bot aber die Möglichkeit ein paar echt coole Lagunen in der Nähe von Tziscao sowie die bekannten Maya Ruinen von Yaxchilan im Dschungel an der Grenze zu Guatemala zu erkunden. Die Lagunen haben uns sehr gut gefallen, so dass wir gleich noch eine Nacht länger direkt an der Laguna Tziscao blieben, bevor es weiter nach Yaxchilan ging.







Dort muss man ein Boot chartern, dass einen in etwa 30-45 Minuten zu den Ruinen mitten im Dschungel bringt. Wir hatten das Glück, dass wir uns die Kosten mit einem jungen Schweizer Pärchen, das wir schon in San Cristobal kennengelernt hatten, teilen konnten. So ging es am nächsten Morgen früh los, mit dem Erfolg, dass wir die einzigen Gäste bei den Ruinen waren, was das Ganze schon irgendwie exklusiv für uns machte. Während wir so durch die Ruinen und den Dschungel streiften hört man die ganze Zeit die Brüllaffen schreien. Besonders laut konnte man es auf der guatemalaschen Uferseite hören, gruselig und doch schwer beeindruckend (die hörten sich an wie Zombies J)







Die fehlenden 170km bis nach Palenque schafften wir anschließend auch noch bequem. Zwar hatten wir für unser Empfinden langsam genug Ruinen gesehen, aber wenn man schon mal da ist. Auf dem Platz standen wir dann quasi mit lauter alten Bekannten – einer schweizer Familie, die 11 Jahre in Boston gelebt und gearbeitet haben und diese Reise nun als Übergang für ihren Umzug zurück in die Schweiz macht, dem Dorsten sowie dem schweizer Pärchen mit dem wir Yaxchillan besucht hatten. Später kam dann ein junges holländisches Pärchen mit nem schicken Mitsubishi L300 4wd mit Dachzelt noch dazu. Schnell hatte sich abends eine gemütliche Runde unter unserem Sonnensegel gefunden, wo wir bei sinnflutartigem Regen und etwas Wein (vielleicht waren es auch noch ein paar Bier und Tequila ;)) einen tollen Abend bzw. Nacht verbrachten. Dabei hat unser Reimo Mauritius Sonnensegel seine Feuertaufe definitiv bestanden – so einen Regen haben wir noch nicht gesehen, dazu blitzt es die ganze Zeit. Gott sei Dank beschränkt sich der Regen jedoch nur auf die Abend- und Nachtstunden, während tagsüber die Sonne scheint und man den Pool genießen konnte. Die Holländer hatten mit ihrem Dachzelt da weniger zu Lachen. Leider sind sie über Nacht ziemlich abgesoffen. Für uns ging es am nächsten Morgen zu den nahegelegenen Maya Ruinen, die für uns die beeindruckendsten Ruinen in Mexico waren.











Inzwischen hatten wir beschlossen der Yucatan Halbinsel zumindest einen kurzen Besuch abzustatten, da wir auf jeden Fall zur Laguna Bacalar wollten. So ging es am Folgetag zunächst nach Chetumal und tags darauf an die Laguna. Dort standen wir an einer Art Badeanstalt mit tollem Steg und hatten die in tollen Farben schimmernde Lagune morgens und abends komplett für uns allein.





Da es von Bacalar aus nur etwa 200km nach Tulum war, beschlossen wir kurzfristig (da wir nun schon mal da waren ;)) auch diesen Abstecher zu den dortigen Ruinen zu machen, da diese als Besonderheit direkt am Strand waren. Ein Stellplatz war an einem öffentlichen Strand auch schnell gefunden, von wo es am nächsten Morgen zu den Ruinen ging. Die waren zwar schön, aber jetzt auch nicht mega beeindruckend. Leider sind der Strand und das Wasser, bedingt durch zu hohe Wassertemperaturen im Golf, voll von Algen und so erstrahlten leider weder Strand noch Wasser in ihren eigentlich schönen leuchtenden Farben.  





Für uns ging es anschließend wieder an die Laguna Bacalar, die es uns wirklich angetan hatte. Wir verbummelten noch zwei wunderschöne Tage und konnten uns am Ende nur schwer trennen. Bacalar ist für uns schon einer dieser Orte, an denen man ein Weilchen hängenbleiben kann.








Insgesamt muss man aber auch feststellen, dass Yucatan nicht das eigentliche Mexico widerspiegelt und zudem, je weiter man Richtung Cancun oder Playa del Carmen kommt, sehr massentouristisch ausgerichtet ist. Für uns wird es nun Zeit Lebewohl oder Adios Mexico zu sagen, da wir von Bacalar aus nach Belize ausreisen werden.

Mexico hat uns gut gefallen, allerdings haben wir hier auch ein Stück weit die Freiheit vermisst, einfach irgendwo in toller Natur stehen zu bleiben, da man hier schon schauen muss sichere Stellplätze zu finden. Auch haben wir von anderen Reisenden viele Horrorgeschichten von Überfällen und sogar Schlimmerem gehört. Wir denken zwar, dass vieles davon eher in die Kategorie „ich hab das von jemanden gehört, der jemanden kennt, dessen Bruder das passiert ist“ gehört. Aber bloß weil es einem selbst nicht passiert, heißt es ja auch nicht zwangsläufig, dass es solche Vorkommnisse nicht tatsächlich gibt. Auch wurden wir mehrfach von Locals gewarnt, nicht bei Nacht zu fahren, etc..  Unsichere oder komische Situationen hatten wir in Mexico jedoch nicht.

Der Spagat zwischen total arm und total reich ist uns hier besonders deutlich aufgefallen. Es gibt alles vom 6 Personenhaushalt im 8m2 Bretterverschlag mit Astgabelklo im Knick bis hin zu teuersten Villen am Meer oder verglasten Buisnessvierteln in größeren Städten. Wer es in Mexico zu etwas Wohlstand gebracht hat, muss sein Eigentum dann aber leider auch durch hohe Zäune, Stacheldraht und Security schützen.

Am besten haben uns die schicken Kolonialstädte wie San Miguel oder San Christobal gefallen, die jedoch nicht zwingend typisch für Mexico sind. Ungeschlagen über allem bleibt jedoch die Zeit an der Laguna Bacalar.

Was die Menschen anbelangt, haben wir einerseits sehr freundliche Mexikaner getroffen, wurden aber in manchen Gegenden auch eher misstrauisch und unfreundlich beäugt. Dies zusammen genommen, schafft es Mexiko knapp nicht in unsere persönliche Top Ten Liste L.

Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf Belize, bevor es dann nach Guatemala weiter geht. Hiermit verknüpfen wir schon besondere Erinnerungen, da wir vor 2 Jahren auf Ambergris Caye geheiratet haben.












Donnerstag, 10. September 2015

Baja California - oder auch - ein Kaktus ist kein Lutschbonbon










Unsere Einreise nach Mexico begann mit einem Fehlstart. Zunächst hatten wir den Tag ein wenig beim Shoppen und einigen Erledigung verbummelt; dann war es bereits Nachmittag, als wir bei Tijuana nach Mexico einreisen wollten.

Hierbei hatten wir typischerweise mit einem Grenzbeamten gerechnet, der uns die üblichen Fragen zu dem Woher und Wohin stellt und uns anschließend den Pass mit seinem Stempel veredelt... Alles Fehlanzeige, man reist einfach ein, kein Stempel - Nichts. Lediglich eine Art Vorkontrolle gab es, wo man in unseren „Kofferraum“ geschaut hat. Das funktioniert im Rahmen einer sog. erleichterten Einreise für Baja California Touristen. Auch das für eine temporäre Fahrzeugeinfuhr erforderliche Permit ist erst für das mexikanische Festland erforderlich.

So kam es, dass wir das Immigration Office zu spät sahen und auch schon direkt vorbei gefahren sind. Da man nicht einfach auf der Straße wenden kann, bedeutete das für uns erst einmal wieder in die USA ausreisen zu müssen, damit wir die Formalitäten für unsere Einreise und die temporäre Fahrzeugeinfuhr erledigen konnten. Das klingt zwar einfach, bedeutet in der Praxis jedoch mit tausenden anderer einreisewilliger Mexikaner 2,5 Stunden im Stau vor den U.S. Customs zu verbringen. Da es inzwischen später Nachmittag war, beschlossen wir das Abenteuer Mexiko auf den nächsten Tag zu verschieben und verbrachten die Nacht auf unserem „Stammplatz“ in San Diego.

Am nächsten Morgen ging es dann erneut zur Grenze. Die obligatorische Kfz. Versicherung für Mexiko schlossen wir noch in den USA ab. Das ist hier keine große Sache – vorletzte Ausfahrt nehmen und den vielen Hinweisschildern folgen. Wir haben sie an einer Tankstelle abgeschlossen, da es nach 4 Preisanfragen das günstigste Angebot für uns war. Auch ist der Abschluss einer Versicherung über das Internet möglich. Anschließend ging es dann zum zweiten Mal an die Grenze. Unser Sprinter wurde geröntgt, danach erledigten wir bei wirklich freundlichen mexikanischen Grenzbeamten den Papierkram. Hierzu geht man einfach zum „Einreisebüro“ (hinter der Grenze direkt rechts, blau-weißes Gebäude), wo man die erforderlichen Papiere und den Stempel im Pass bekommt. Danach zahlt man an einem Bankschalter (7m um die Ecke) ca. 44 Dollar für 2 Personen und etwa 60 Dollar für die Fahrzeugpermit – Bienvenidos Mexico.

Auf mexikanischem Boden empfängt einen dann direkt der Lärm und Dreck Tijuanas und sorgt einprägsam für die klare Erkenntnis nun nicht mehr in den USA zu sein. Daher zogen wir es vor erst einmal Abstand zu gewinnen und lobten Ensenada als Tagesziel aus. Auf dem Weg dorthin haben wir noch bei Walmart eingekauft (ja, es gibt in Mexiko richtige Supermärkte). Hinter Ensenada haben wir dann auf einer Landzunge am Pazifik unsere erste Nacht in Mexick auf einem sehr einfachen, dafür aber günstigen (70 Pesos = 6,50 €) Campingplatz verbracht. Unser Plan war es, in Mexico erstmal zu schauen wie es sich sicherheitstechnisch so anfühlt und nicht wie gewohnt „wild“ zu campen.








Um es abzukürzen, wir fühlten uns direkt sicher und die Baja California wirft einem schöne Stellplätze im Prinzip schon fast an den Kopf. So kam es, dass wir in der Folge auch wieder „frei“ standen. Wir müssen gestehen, dass wir zunächst etwas enttäuscht von der Baja waren. Hatten wir doch gehört, dass die meisten Reisenden  so von der Baja schwärmen. Unserer Meinung nach kann man von der Grenze aus direkt bis San Quintin durchfahren, ohne etwas zu verpassen. Dann wird’s allerdings wirklich schön. Kurz hinter San Quintin geht es das erste Mal in Landesinnere und durch riesige Kakteenfelder. Da es nach wie vor 

sehr heiß war, suchten wir uns abends Schlafplätze am Wasser um wenigstens etwas Abkühlung zu erhaschen. Das klappte auf der Pazifikseite auch relativ gut. Hier kühlte es nachts auf zumindest einigermaßen erträgliche Temperaturen ab. Ganz anders hingegen auf der dem Festland zugewandten Seite. Hier stiegen die Temperaturen tagsüber auf bis zu 40°C und sanken nachts nicht unter 30°C und das bei kaum vorhandenem Wind. Unsere Rettung war ein Ventilator den wir uns vorsorglich noch in den USA gekauft hatten und der die Nächte deutlich erträglicher machte. Aber nicht nur was die Temperaturen anbelangt, sind die beiden Küsten der Baja sehr unterschiedlich. Auf der Pazifikseite befinden sich tolle Spots für Surfer, die Strände sind unendlich lang und breit, die Gezeiten ausgeprägt. Auf der dem Festland zugewandten Seite fährt man im Prinzip von Bucht zu Bucht und findet kleine einsame Traumstrände; die Gezeiten sind nicht so ausgeprägt. Auf unserem Weg gen Süden standen wir so jeden Abend einsam an einem anderen Strand und genossen die Ruhe. Man spürte deutlich, dass hier gerade Off-Season ist.




















Die Baja California erstreckt sich über ca. 1300km von Nord nach Süd. An ihrem Südzipfel befinden sich die bekannten Badeorte Cabo San Lucas und San José del Cabo. Bei beiden Orten handelt es sich um Touristenhochburgen mit riesigen Hotelanlagen, wie man sie auch aus der Türkei oder Tunesien kennt. Zahllose Hotelbaustellen säumen die zugegebener Maßen wunderschönen Strände.

Auf dem Weg dorthin haben wir einen kurzen Zwischenstopp in La Paz gemacht, da wir von hier aus später die Fähre aufs Festland nehmen wollten. Als wir hier noch tanken wollten, entdeckte ich auf der linken Seite der Straße eine Tankstelle und bog entsprechend links in eine Seitenstraße ab, von der aus man gleich rechts wieder auf das Gelände der Tankstelle fahren konnte. Ich war noch beim Abbiegen, als ich plötzlich einen Streifenwagen mit Sirene hinter mir hatte. Was ich übersehen hatte war, dass es sich bei der Seitenstraße um eine Einbahnstraße handelte, in die ich gerade verbotswidrig etwa 5 Meter eingefahren war. Naja, die Cops waren nicht so gut drauf und wollten die ganze Sache für mich kostenpflichtig machen und ich sollte ihnen aufs Revier folgen... Na, super!!! Ich ihnen also hinterher gefahren, als sie mir in einer Seitenstraße durch Handbewegungen bedeuteten links an den Straßenrand zu fahren und zu halten. Dann ging das Geschacher los. Die beiden Cops wollten gar nicht zum Revier, sondern direkt vor Ort Kasse machen – 1000 Pesos (etwa 50 €) war die Forderung. Das war mir natürlich zuviel. Es folgten Telefonate, die ich mit ihrem angeblichen Chef (der konnte etwas englisch) mit dem Handy der Polizisten führte. Bei diesem konnte ich die Forderung erst auf 600, später auf 400 Pesos drücken. Irgendwann verloren die beiden Polizisten bei diesem Kuhhandel offenbar die Lust, oder hatten vielleicht ja auch einen echten Einsatz. Jedenfalls bedeuteten sie mir plötzlich, dass die Sache erledigt sei und ich nichts zahlen müsste ??? Es scheint sich also zu lohnen kein bequemer „Kunde“ zu sein. Glück gehabt.

Weiter ging es nach Cabo San Lucas und San José del Cabo. Aufgrund der Hitze der letzten Zeit haben wir uns hier ein günstiges Zimmer mit Klimaanlage gegönnt. Die Orte selbst haben uns nicht so zugesagt, so dass wir beschlossen wieder nach La Paz zu fahren. Das darf man jedoch nicht falsch verstehen. Ist man hier Gast in einer der vielen riesigen Hotelanlagen mit allem Schnickschnack kann man hier sicher einen Traumurlaub verbringen – für unser Portemonnaie war es dann doch eher nichts.



In La Paz angekommen, haben wir die Fähre aufs Festland nach Topolobampo für den nächsten Tag gebucht und sind etwas nordöstlich des Ortes an den  Playa Balandra gefahren, an dem wir auch unsere letzte Nacht auf der Baja verbrachten. Hier hatten wir uns mit Ronny und Patricia aus Deutschland verabredet, die auch mit ihrem „Dorsten“ auf der Panamericana Richtung Süden unterwegs sind. Gemeinsam haben wir einen tollen Abend am Strand verbracht, bevor es am nächsten Vormittag zu elf Uhr zum Fährterminal ging.








Was gibt’s zur Baja California zu sagen? Uns hat es hier gefallen. Insbesondere die vielen kleinen Buchten und Strände sowie die riesigen für die Baja typischen Kakteenfelder haben es uns angetan. Man kann fast jeder Abzweigung von der Hauptstraße Richtung Wasser folgen und kommt dann an einen menschenleeren Strand. Hier auf der Baja herrscht im Moment Off Season, was zum Großteil an den hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit liegt. Auch ist die Baja bekannt dafür, dass man hier von Dezember bis Mai Wale beobachten kann. Wir waren also ordentlich zu spät bzw. zu früh und es war daher nicht verwunderlich, dass wir gefühlt die einzigen Touristen weit und breit waren.

Was uns nicht so gut gefallen hat ,sind die Berge voll Müll, die man hier oft in der Natur sieht. Selbst an der Bahia Concépcion, einem echten Traumstrand, lag doch relativ viel Müll rum... sehr schade. Es gibt hier einige Areale, wo die Einheimischen einfach hinfahren und ihren Müll in die Natur werfen. Der verteilt sich dann je nach Wind und Wetter und gibt kein schönes Bild ab.


Ein weiteres echtes Ärgernis sind die sog. Topes. Das sind „Hubbel“ unterschiedlicher Größe auf der Fahrbahn, sog. Geschwindigkeitsreduktoren. Es gibt sie überall und gefühlt am meisten, wenn sie am wenigsten Sinn machen. Viele kann man wirklich nur im Schritttempo überfahren, was zum Problem wird, wenn man sie übersieht. Ursprünglich wurden sie wohl mal mit Farbe markiert, welche sich jedoch durch Abnutzung etc. oft nicht mehr erkennen lässt. Schon aus diesem Grund empfiehlt es sich in Mexiko nicht bei Nacht zu reisen. Da wir mittlerweile schon auf dem mexikanischen Festland sind, weiß ich inzwischen, dass es hier noch viel, viel mehr davon gibt.... Arghhh!!! Wie die Cellulite auf dem heißen Hintern Mexikos.

Auf dem Weg nach Süden sind wir durch insgesamt fünf Militärkontrollen und eine „Agrarkontrolle“ gekommen. Hierbei war der Kontakt zum Militär stets freundlich, lediglich ein Mal wollte man in unseren Sprinter sehen, vermutlich mehr aus Neugierde. Militärkontrollen werden i.d.R. etwa 1km vorher angekündigt und bestehen aus einem Trupp von etwa 5 – 15 Soldaten, die sich dort eine „Stellung“ aus Sandsäcken etc.  gebaut haben. Meist haben sie dann noch einen Lkw und 2 Pickups mit MG auf der Ladefläche dabei. Ein Witz dagegen war auf jeden Fall die Agrarkontrolle. Ein gelangweilter 

Typ kassiert 20 Pesos, damit wir anschließend über eine Desinfektionsschleuse fahren. Das war eigentlich nur ein Schlauch auf dem Boden, der durch kleine Düsen unseren Unterboden desinfizieren sollte. Das Ganze sah jedoch verdächtig nach Wasser aus, egal.







Unterm Strich haben wir uns auf der Baja California ohne Einschränkung sicher gefühlt. Dabei hätten wir, glaubt man vielen Amis, längst entführt oder ausgeraubt werden müssen ;) Lediglich die Polizeikontrolle kam uns sehr „mexikanisch“ vor. Leider wird es nicht die Letzte bleiben. Jetzt geht es  aber erstmal aufs Festland... So long.