Samstag, 19. Dezember 2015

Kolumbien

































Endlich Südamerika. Darauf haben wir gewartet und Kolumbien ist als Einstieg schon mal ein echtes Filetstück. Aber von vorn.

Nach unserer Ankunft in Cartagena galt unser Bestreben dem schnellstmöglichen Auslösen unseres Sprinters aus dem Hafen. Nach all den Schreckensgeschichten anderer Verschiffender waren wir auf vieles vorbereitet. Auch hier auf der kolumbianischen Seite haben wir auf die Unterstützung eines Agenten verzichtet. Entgegen vielen Reiseberichten empfanden wir den Ablauf hier deutlich besser organisiert und moderner als auf der Panamaseite. An allen Anlaufstellen (es waren viel weniger als befürchtet) trafen wir auf kompetente und zudem englischsprachige Verantwortliche. In der Kurzversion bedeutete dies für uns die Bill of Loading am Montag Nachmittag beim Seaboard Marine Büro abzuholen und anschließend einen Inspektionstermin mit dem Zoll im Hafen zu vereinbaren. Beides waren leicht zu findende Anlaufstellen. Anschließend wird das weitere Prozedere am Dienstag an nur einer einzigen Anlaufstelle, dem Hafenbüro, laufzettelmäßig abgearbeitet. So stand ich bereits am Dienstag Nachmittag vor unserem Sprinter und hätte ihn wohl schon an diesem Tag aus dem Hafen fahren können, hätte es nicht das klitzekleine Problem des fehlenden Fahrzeugschlüssels gegeben. Das war schon eine kleine Schrecksekunde, die sich jedoch am nächsten Morgen aufklären ließ, als uns im Büro von Seaboard Marine die Fahrzeugschlüssel übergeben wurde. Unterm Strich ist es so für uns ideal gelaufen, da das höchste Risiko von Diebstählen aus dem Fahrzeug natürlich dann besteht, wenn diese offen (Schlüssel hängt in der Regel am Innenspiegel) und für jedermann zugänglich auf dem Hafengelände stehen. Die restlichen Formalitäten waren dann am Mittwoch Vormittag schnell erledigt und wir waren wieder on the Road. Die Entscheidung auch hier auf die Hilfe eines Agenten zu verzichten, hat sich für uns als richtig erwiesen. Schneller kann man sein Fahrzeug auch mit Agenten nicht aus dem Hafen bekommen, allenfalls bequemer. Der ganze Spaß der Verschiffung hat uns unterm Strich mit Flügen (Loris zahlt den vollen Preis, hat aber keinen Sitzplatz???), Taxitransfers und 5 Hotelübernachtungen knappe 3.000 EUR gekostet... Autsch!

Nebenbei war Cartagena eine tolle Kolonialstadt für deren Erkundung sich natürlich auch noch Zeit abzwacken ließ... nicht Cusco, aber auch schön.






Jetzt konnte es losgehen – zunächst nordostwärts Richtung Santa Marta und Tayrona Nationalpark. Der Park selbst war leider während unseres Aufenthaltes geschlossen, weshalb wir in direkter Nachbarschaft auf einem Campingplatz am Meer übernachteten. Hier konnte man zwei kurze Trails gehen, die einem bereits einen ersten Eindruck vermittelten, was Kolumbien für uns bereithalten würde.






wie man sie kennt...
Direkt an die Küste schließt hier zudem das höchste Küstengebirge der Welt, die Sierra Nevada de Santa Marta, mit Gipfeln von bis zu 5000 Metern an. An dessen Rand in Minca verbrachten wir eine weitere Nacht auf dem Gelände eines kleinen wunderbaren Hostales auf einem Bergkamm. Bereits hier, nach einigen wenigen Tagen zurück auf der Straße, wurde klar, dass die Kolumbianer ein besonderer Schlag Mensch sind. Abends klopfte es an unser Fenster und unsere Gastgeberin brachte uns noch warmen Kuchen, den ihr Verlobter gerade gebacken hatte. Sehr, sehr lecker und der ideale Nachtisch zu Lachs im Pitabrot ;). Solche Nettigkeiten würden uns in den nächsten Wochen noch oft passieren, was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnten. Fast schon wehmütig ging es am nächsten Morgen Richtung Süden.






Nächster großer Stop sollte der El Cocuy Nationalpark in der Sierra Nevada Kolumbiens werden. Nachdem es hierzu erstmal ein paar hundert Kilometer vergleichsweise ereignislos durch flaches Land geht, erheben sich anschließend so nach und nach die ersten Ausläufer der Andenkordilleren. Einen  erwähnenswerten Zwischenstop auf dem Weg dorthin gab es an einem Canyon im Chicamoca Nationalpark. Die Kinder der Wirtschafterin, Santiago und Valentina, sind wir dort nach einem kurzen kennenlernen aber auch nicht wieder losgeworden. Loris hat's gefreut, da die beiden jede Menge Tiere auf dem Hof hatten, was er natürlich super spannend fand. Dazu gab's ne fantastische Aussicht direkt hinter dem Blumenbeet in den tiefen Canyon.




Der El Cocuy Nationalpark liegt doch schon etwas abgelegen in der Sierra Nevada und so mancher Reisender scheut den Aufwand einer langen Anreise. Wir haben von San Gil aus noch etwa 2 ½ Tage gebraucht, obwohl man das mächtige Bergmassiv mit den vielen schneebedeckten 5000ern schon weithin sehen kann. Dennoch war der Weg dahin bereits ein kleines Highlight. Die Straße von San Gil aus in Richtung Susacon gab es laut unserem GPS nur teilweise, geteert war sie nur auf den ersten Kilometern. Man kommt durch kleine Orte, in denen die Zeit schon vor Langem stehen geblieben zu sein scheint. Die Polizei begrüßt einen mit Handschlag, die Menschen winken einem zu. Die Nächte verbrachten wir auf tollen Stellplätzen mit Wahnsinnsausblicken in die umliegenden Täler. Hierbei haben wir uns am zweiten Abend eine Schraube in den Reifen gefahren und Luft verloren. Aber wenn es in Kolumbien irgendetwas wirklich überall gibt, dann sind das Reifenflicker oder wie man hier sagt „Metallantas“. Für umgerechnet 2,50 EUR haben wir uns daher im nächsten Ort den Reifen flicken lassen.










So erreichten wir von San Gil aus nach etwa 2 ½ Tagen endlich den El Cocuy Nationalpark und die Hacienda La Esperanza auf 3.600m üNN. Die Hacienda ist recht einfach, der Patron Senor Marco jedoch ein echtes Original. Wie bisher alle Kolumbianer, die wir trafen, war auch er sehr gastfreundlich und empfing uns mit heißem Tee und Geschichten über sich und seine Familie.





Einziger Wehrmutstropfen war, dass das Wandern mit Kind hier aufgrund der Höhe verboten ist. So habe ich den Aufstieg zur Laguna Grande auf 4.600m üNN am nächsten Morgen leider allein machen müssen. Belohnt wurde ich mit grandiosen Ausblicken an der Laguna Grande mit den sie umgebenden Gletschern. Auf dem Rückweg zog dann starker Nebel und Regen auf, was dort oben kein Spass mehr ist. Ich war wirklich froh mein GPS dabei gehabt zu haben. Gern wären wir hier noch mehr gewandert, haben aber Loris zu Liebe darauf verzichtet und uns auf den Weg nach Villa de Leyva gemacht. Der El Cocuy war jedoch ein wirkliches Highlight und wird uns sicher irgendwann wiedersehen.






Die "Rückreise" vom El Cocuy Nationalpark war dann wieder gewohnt zeitaufwändig wie schön. So war es natürlich längst dunkel bis wir einen Stellplatz gefunden hatten.



nächster Morgen :)

Dass die Kolumbianer megafreundlich sind, haben wir ja bereits erwähnt, aber die Vielzahl dieser freundlichen Begegnungen hier ist enorm. Sogar beim Tanken bekommt Loris kleine Geschenke von der Kassiererin.

Neues Ziel für uns war Villa de Leyva, Kolonialstadt und Weltkulturerbe der UNESCO. Hier verbrachten wir zwei entspannte Tage mit kleineren Wanderungen und Bummeln durch den wirklich schönen Stadtkern. Loris wird immer mehr ein kleiner Junge und flirtet mit den kleinen, manchmal auch den großen Latinas, bis diese ihn mit Kuchen umgarnen.







Von Villa de Leyva war es nicht mehr weit bis nach Bogota. Hier wollten wir Loris impfen lassen und versuchen jemanden zu finden, der unsere Heizung reparieren kann. Ja, richtig gelesen – dieses wunderbare Stück deutscher Ingenieurskunst funktioniert nicht... wieder nicht! Während das Impfen an der Uniklinik Bogotas super geklappt hat, fanden wir hier niemanden, der sich mit Dieselheizungen auskennt. Versucht hatten wir es bei Iguana4x4, einer Werkstatt in Bogota, die für Overlander so einiges möglich machen können. Leider sind aber auch denen Grenzen gesetzt. Da diese Erledigungen am Ende doch mehr Zeit als gedacht in Anspruch genommen hatten, haben wir auf Einladung des Inhabers von Iguana4x4 in deren Werkstatt kostenlos übernachtet (inkl. Toiletten und W-Lan ;)).

Von hier aus haben wir dann auch noch einen Geburtstagskuchen und Luftballons für Loris Geburtstag am nächsten Tag besorgt. Unser kleiner dicker Ritter ist nun also 1 Jahr alt und es gab natürlich Geschenke zum Auspacken und eine Kerze zum Auspusten. Ein ganz besonderer Tag. Als wir diese Reise begannen, war er gerade einmal 5 Monate alt und nun 38.000km und 7 Monate später feiern wir seinen 1. Geburtstag. Bis hierher haben Mama und Papa ihn viele Tausend Höhenmeter auf ihren Schultern oder im Tragetuch auf Wanderungen die Berge hoch und runter getragen. Unzählige Bäder in noch mehr Seen, Flüssen sogar Meeren hat er mit uns genommen – uns unsagbar viel Freude bereitet. Nun ist er ein kleiner Junge geworden, der mit uns lacht und faxen macht, aber auch mit uns schimpft, wenn es mal nicht nach seiner Nase geht. Deine Mama und dein Papa sind sehr stolz auf dich, kleiner Lo!

Kurzer Nachtrag: Mittlerweile denken wir ein Helm zum Geburtstag wäre auch eine gute Idee, wenigstens aber eine gute Prophylaxe, gewesen. Der kleine Lo, liebevoll inzwischen auch „Delle“ oder „Schramme“ genannt, mag es höher, schneller, weiter.

Bogota ist mit seinen 9 Mio. Einwohnern nicht Villa de Leyva oder San Miguel de Allende, also hieß es für uns: Wie kommen wir hier am Schnellsten wieder raus? Schnell hat dann leider nicht geklappt – knapp 2 Stunden haben wir benötigt, um aus der Stadt überhaupt raus zu kommen und einige weitere (es waren 9 Stunden!!!) um über die Andenkordillere nach Salento im Kaffeedreieck zu kommen.

Salento ist ein kleiner, recht beschaulicher Ort, der jedoch mittlerweile von Heerscharen von Backpackern für sich entdeckt worden ist. Wir haben die erste Nacht in Salento auf einem Mirador (Aussichtspunkt) gestanden und am nächsten Morgen etwas außerhalb des Ortes auf dem Gelände des Hostals La Serrana Quartier bezogen. Auch hier waren viele Backpacker – irgendwie zu viele. Was ist aus den Backpackern von heute eigentlich geworden. Aus unserer Zeit als Backpacker kennen wir das noch so, dass man sich ein überteuertes Taxi für die 20 Minuten Fußweg zur Plaza auch mal spart und zu Fuß geht, oder sich abends lecker selbst versorgt, statt sich ans Buffet zu setzen. Egal, wir haben die 3 Tage hier sehr genossen, waren im Valle de Cocora wandern (es gibt hier bis zu 60m hohe Wachspalmen) und haben eine Kaffeetour auf einer Kaffeeplantage gemacht. Kaffee ist hier überhaupt das Thema, da Kolumbien als drittgrößter Kaffeeexporteur weltweit diesbezüglich schon ein wenig in die Suppe krümeln kann. Also haben wir selbst ein wenig Kaffee geerntet und anschließend gelernt, wie man aus den geernteten Bohnen schlussendlich einen leckeren Kaffee macht.









Auch in Salento begegneten wir wieder unglaublich freundlichen Menschen. Als wir von einer Wanderung im Valle de Cocora zurück nach Salento kamen und uns aufgrund eines Gewitters unter einen Dachvorsprung stellten, wurden wir von einer Frau angesprochen, die uns, da sie um die Ecke wohnte, zu sich nach Hause einlud bis der Regen aufgehört hätte. Zunächst wollten wir eher dankend ablehnen, da wir hofften, dass der Regen zeitnah aufhören würde. Die Frau war aber hartnäckig und nach etwa 10 Minuten, in denen sie behaarlich auf uns einredete, hatte sie uns endlich weichgeklopft und wir folgten ihr. Ein „no etiendo....“ zog bei ihr nicht so. Runa hat versucht zu übersetzen und es kam so was raus wie: sie will uns ihren Regenschirm bis morgen ausleihen...sie hat noch nen zweiten Zuhause...und der arme Junge muss ja frieren. So, oder so ähnlich hörte sich das mit unseren perfekten Spanichkenntnissen an ;). Naja, fünf Minuten später saßen wir dann neben ihrem gleichfalls sehr freundlichen aber auch überraschten Ehemann (der hatte im dunklen Wohnzimmer wohl gerade ein Schläfchen im Sitzen abgehalten) auf deren Sofa und es gab süßen Kaffee. Leute, auch wenn es nach Schallplatte klingt, die Menschen hier sind einfach megafreundlich. Nimmt man all die tolle Landschaft und die schönen Orte aus der Rechnung, wäre Kolumbien allein wegen der Menschen immer noch eine Reise wert. Während man normalerweise als Anhalter den Daumen heben muss um eine Mitfahrgelegenheit zu erhaschen, halten hier die Autos auf den Feldwegen an und fragen, ob sie einen mitnehmen können... So haben wir uns natürlich auch den einen oder anderen Meter gespart.

Nebenbei haben wir in Salento noch die Jungs von Around-the-next-bend (gern mal bei FB stalken) kennengelernt. Die haben doch tatsächlich in Cartagena ein Tucktuck gekauft, mit dem sie nun runter nach Feuerland fahren wollen. Deren Höchstgeschwindigkeit bergauf beträgt gutgemeinte 12km/h – da sieht man auf jeden Fall viel von der Natur neben der Fahrbahn. Es muss also nicht immer ein MAN oder Landrover sein.

Für uns ging es weiter südwärts nach Popayán. Hier haben wir den Puracé Nationalpark besucht. Zu sehen gab es einen Vulkan, heiße Quellen, einen Wasserfall und einen Canyon. Auch hier hatten wir bei unserer Ankunft an der Ranger Station direkt eine Traube Menschen um unser Auto herum, die neugierig waren, woher wir kommen und was wir machen. Wenn sie dann noch Loris einmal auf dem Arm haben dürfen und ein  Foto davon machen können, gerät so ein Vulkan schnell mal zur Nebensache. Mit Fotos von Loris könnten wir hier sowieso, zumindest theoretisch, unsere Reise finanzieren. Nachdem wir alle Fragen brav beantwortet hatten (wohlgemerkt in perfektem Hand-und-Fuß-spanisch), haben wir von Hector dem Parkranger, noch einen Vortrag über den Park bekommen, bevor es für uns los ging. Am Ende waren wir doch viel länger als erwartet im Park und erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder in Popayán.











Von dort ging es am nächsten Morgen weiter Richtung equadorianische Grenze. Doch bevor wir diese überquerten, wollten wir noch den Vulkan Azufral besteigen und zur dortigen grünen Lagune wandern. Geschlafen haben wir daher am Parkeingang auf 3.600m üNN bevor es am nächsten Morgen hoch zur Lagune ging. Sehr beeindruckend und aufgrund des Nebels und der totalen Stille irgendwie surreal. Die Lagune selbst taugt leider nicht zum Baden, da sie sehr schwefelhaltig ist.











Nach diesem Frühsport ging es weiter zur nahen Kirche Las Lajas, welche als Besonderheit über einer Schlucht errichtet worden ist. Die Idee als solche fanden wir ganz gut, die Kirche selbst war für uns kein wirkliches Must See. Wirkte irgendwie „legomäßig“, mehr saniert im Sinne einer Energiesparverordnung als restauriert. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.





Für uns war es das in Kolumbien. Wir hätten hier gern deutlich mehr Zeit verbracht. Aber da wir bis spätestens März in Feuerland sein wollen/müssen, zieht es uns weiter südwärts. Komische oder gar gefährliche Situationen hatten wir keine. Im Gegenteil, wir haben uns hier sehr sicher gefühlt und sind nur freundlichen Menschen begegnet. Dies führte dazu, dass wir sehr viel wild gecampt haben. Darüber hinaus trifft man im gesamten Land auf eine Vielzahl von Militär- und Polizeikontrollen. Hierbei signalisiert einem der erhobene Daumen der Soldaten, das die vor einem liegende Strecke sicher ist. Dies ist von daher interessant, da es nach wie vor Gebiete gibt, die der FARC als Rückzugsorte dienen und in denen besondere Vorsicht geboten ist.


Die Straßen waren ok, zumindest da wo es welche gab. Die "Geschwindigkeitsreduktoren" auf der Fahrbahn gibt es hier auch, aber sie sind deutlich seltener und in gutem Zustand. Witzig ist hier, dass die Menschen uns oft mit einem Collectivo (Kleinbus/Sammeltaxi) verwechseln und daher gern mit uns mitfahren wollen.

Absolutes Highlight war für uns der El Cocuy Nationalpark inklusive der Anreise durch verschlafene kleine Orte und den tollen freien Stellplätzen.














Samstag, 28. November 2015

Panama







Wie bereits im letzten Bericht angedeutet, drehte sich in Panama alles irgendwie nur noch um die Verschiffung. Wir hatten ursprünglich zwar den Vorsatz, uns auch Panama gebührlich zu Gemüte zu führen, hatten aber auch im Vorfeld schon von anderen Reisenden gehört, dass man den Kopf dafür nicht mehr so richtig frei hat. Recht hatten sie!

Nach dem E-Mail Verkehr mit der Agentin Tea Kalmbach kristallisierte sich für uns schnell der 7.11. (ein Samstag) als Verschiffungstermin heraus. Die eigentliche Wunschverschiffung per FerryXpress funktionierte leider nicht und das Büro der Gesellschaft in Panama existiert nicht mehr. Daher kam nur noch die wesentlich teurere LoLo Verschiffung (Load on/Load off) auf einem Flatrack in Frage, da der Sprinter nicht in einen Container passt und die RoRo (Roll on/Roll off) Schiffe derzeit sehr unzuverlässig verkehren und mit langen Wartezeiten zu rechnen war.

So oder so, die Vorbereitung nimmt etwas Zeit in Anspruch und das Fahrzeug muss normalerweise mittwochs im Hafen von Colón, das ist ca. 80km von Panama entfernt, abgegeben werden. Normalerweise schreibe ich deshalb, da die Panamesen im November 11 Feiertage feiern, drei davon allein in unserer Verschiffungswoche. Für uns hieß das fürs Erste zügig nach Panama City zu fahren, um die für die Verschiffung erforderliche Fahrzeuginspektion machen zu lassen und die damit verbundene Ausfuhrgenehmigung zu erhalten. Einzig möglich Termin hierfür war der Freitag der Vorwoche unserer Verschiffung. Wir erreichten Panama City, mit einem Zwischenstopp am Strand in Las Lajas, am Donnerstag Abend.






Panama City erinnert aus der Ferne mit seiner Skyline ein wenig an Miami. Aus der Nähe betrachtet relativiert sich dies allerdings schnell. Die meisten der hohen Bauten sind keine Büropaläste, sondern Wohnhäuser, die leider in der Mehrzahl auch noch leer stehen und von Schlichtbauten umgeben sind – nix Miami. Der Verkehr ist eine einzige Katastrophe, wir haben auf dem Rückweg von der Polizeiinspektion fast 2 Stunden im Stau gestanden, für eine Wegstrecke von gerade mal 4,2km .

Dies noch nicht ahnend, ging es am Freitagmorgen zur Fahrzeuginspektion. Wer sich das irgendwie förmlich vorstellt, irrt. Das Ganze befindet sich in einem Problemviertel Panama City`s und erinnert eher an einen Hinterhof Schwarzmarkt. Soll heißen: eingeschossige Baracke mit Vorhof und rostigem Zaun drum herum. Auf dem Vorhof standen ca. 20 Fahrzeuge mit geöffneten Motorhauben, offiziell wirkten weder die Örtlichkeit noch die beteiligten Personen. Dies darf einen jedoch nicht beunruhigen – man ist genau richtig. Wir waren etwas zu früh dort, so dass wir warten mussten, da zunächst noch importierte Fahrzeuge der entsprechenden Inspektion durch die Polizei unterzogen wurden. Also Fahrzeug parken, Motorhaube öffnen (Vorschrift, der Motor muss abkühlen) und warten. Wenig später kommt dann der „Inspekteur“, checkt die FIN und sammelt Kopien diverser Papiere ein – das war’s. Ab 14 Uhr kann man dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Erlaubnis das Fahrzeug auszuführen abholen. Das Procedere an sich ist sehr einfach – das ständige Warten muss aber noch geübt werden ;). In Panama City waren wir in Sachen Verschiffung somit durch und haben noch ein paar Dinge, wie einen Ölwechsel für den Sprinter und Geburtstagsgeschenk für Loris kaufen, erledigt.

Anschließend ging es auch schon nach Colón, wo sich der Hafen befindet. Hier war erneut Warten angesagt, da aufgrund der 3 Feiertage in der Verschiffungswoche in Panama alle Räder stillzustehen schienen. Wir haben zunächst am Balboa Yachtclub übernachtet, sind dort aber nach zwei Tagen wieder abgerückt, da Overlander nicht wirklich willkommen schienen – oder aber nur gegen eine Gebühr von 20 USD/Tag. Auf der Anfahrt dorthin überquert man den Panama Kanal an den Gatùn Schleusen und kann Ozeanriesen aus der Nähe beobachten.



Den Rest der Woche haben wir dann auf dem riesigen Gelände der Finca Las Granjas nahe Colón gestanden. Zu Colón gibt es eigentlich nicht sonderlich viel zu sagen. Wer glaubt Neumünster braucht kein Mensch, der hat noch nicht Colón gesehen. Wirkt wie ein einziger Slum, es stinkt nach Jauche, viel Müll, Abwasserrohre ragen einfach aus den Hauswänden hinaus und die Häuser sind so modrig und schimmelig, dass Moose und Farne dort wachsen. Trauriger Anblick.





Für das „Einschiffen“ des Sprinters besteht die Möglichkeit einen Agenten zu beauftragen, der einem bei den Formalitäten hilft. Wir haben darauf verzichtet und es auch nicht bereut. Im Internet gibt es sehr detaillierte Anleitungen mit den entsprechenden GPS Koordinaten. Wir haben unseren Sprinter LoLo (Load on/Load off) auf einem Flatrack verschifft. Dazu waren wir am Freitag (wegen der Feiertage – am Samstag sollte schon das Schiff auslaufen) um 8 Uhr im Hafen und mittags auch schon fertig. Sollte alles planmäßig verlaufen, läuft das Schiff am Samstag im Laufe des Tages aus und erreicht Cartagena in Kolumbien etwa 18 Stunden später.





Statt anschließend mit Bus und Taxen zurück nach Panama zu kommen, haben wir uns ein Taxi direkt vom Hafen in Colón zum Hotel nach Panama City für 50 USD mit Ronny und Tri geteilt, die ihren Dorsten ebenfalls verschifften. Nach einem gemütlichen Tag mit etwas Bummeln in einer Mall ging es für uns am nächsten Vormittag auch schon nach Cartagena/Kolumbien, wo wir unseren Sprinter bis spätestens Mittwoch aus dem Hafen ausgelöst haben wollten. Der Flug selbst war nur ein etwa einstündiger Direktflug mit Copa Airlines – sehr zu empfehlen. Wir hatten sogar 30kg Freigepäck, was uns sehr gelegen kam, da wir fast alle unsere Habseligkeiten in Rucksäcken transportierten. Dafür hatten wir uns entschieden, da wir viele Berichte darüber gelesen hatten, dass Fahrzeuge auf unserer Verschiffungsroute teilweise oder sogar komplett ausgeräumt worden sind.

Das war’s dann nicht nur mit Panama, sondern mit auch mit Zentralamerika. Knapp drei Monate haben wir hier viel gestaunt, geschwitzt und manchmal, aber auch nur manchmal, ein wenig geschimpft J. Am Besten hat es uns in Costa Rica und Belize gefallen. In Costa Rica waren erstaunlicherweise auch unsere Kosten pro Tag die Niedrigsten auf der bisherigen Reise?? Gefährliche Situationen haben wir in ganz Mexiko und Zentralamerika nicht erlebt. Die freundlichsten Menschen haben wir in Belize, El Salvador (tatsächlich) und Costa Rica getroffen.

Was uns allerdings das eine oder andere Mal wirklich zu schaffen gemacht hat, waren die schwülheißen Nächte. Die hier herrschende Schwüle lässt sich nur schwer beschreiben und man muss sie erlebt haben, um das zu verstehen. Nach etwas Anpassung konnten wir mit nächtlichen Temperaturen im Sprinter bis 31,5°C bei gefühlten 200% Luftfeuchtigkeit dank unseres Ventilators ganz gut umgehen. Ab 31,5°C wurde es dann jedoch wirklich unangenehm. Jede Bewegung bedeutet dann direkt einen „bagsigen“ Schweißfilm auf der Haut. Loris traf es da noch am Besten, da wir ihm oft aus einer Rako-Box einen kleinen Pool gebaut haben, was für ihn jedes Mal ein Mordsgaudi war.




Die Vorfreude auf Südamerika ist nun riesig. Auch steht Loris erster Geburtstag an, den wir natürlich ordentlich feiern wollen.

So long...