Cerro Verde / El Salvador über den Wolken |
El Salvador - Keine Angst vorm „bösen
Wolf“! Allein der Name klingt toll und verspricht Potential. Da wir El Salvador
lediglich durchfahren wollten, wussten wir außer den Geschichten anderer
Reisender, den Informationen des Auswärtigen Amtes und dem, was Google so
ausspuckt, eigentlich nicht so viel. Wir würden uns also überraschen lassen.
Die Ausreise verlief zügig und
ein einsamer Polizist, letzte guatemalasche Instanz staatlichen Handelns, winkt
uns zum Abschied als wir über eine schmale Brücke nach El Salvador einfuhren.
Auch auf dieser Seite konnte der Papierkram zügig nach dem immer gleichen
Schema (erst Personeneinreise, anschließend temporäre Fahrzeugeinfuhr) erledigt
werden.
Da waren wir nun... mittlerweile
war es Viertel vor Fünf, fast ein bisschen knapp, da wir die etwa 80km bis zu
unserem auserkorenem Nachtplatz gern noch bei Tageslicht schaffen wollten (hier
wird es gegen 18 Uhr dunkel). Ziel war der Cerro Verde Nationalpark mit dem
gleichnamigen Vulkan. Nachdem wir aus Guatemala eher mäßige bis schlechte
Straßen gewohnt waren, empfing uns El Salvador mit super Asphalt, so dass wir
pünktlich 17:45 Uhr am Gate des Nationalparks ankamen. Recht weit oben auf dem
Vulkan gibt es einen Parkplatz und daneben einen Aussichtspunkt mit Plattform.
Unser Timing hätte besser nicht sein können. El Salvador empfing uns mit einem
wirklich phantastischen Sonnenuntergang über den Wolken, der es ganz sicher in
unsere persönliche Top 3 schafft. Da wir uns auf über 2000m üNN befanden, gab’s
anschließend noch eine erholsame kühle Nacht.
El Salvador ist ein sehr kleines
Land, daher brachen wir am nächsten Morgen quasi auch schon wieder Richtung
Honduras auf. Nach dem wirklich schönen Nationalpark am Vorabend waren wir uns
gar nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war durch El Salvador einfach
nur durch zu fahren. Auch waren die Menschen dort megafreundlich und winkten
uns überall zu. So sind wir nach knapp zwei Tagen, als wir die Grenze nach
Honduras erreichten El Salvador leider nicht gerecht geworden. Für uns ist El
Salvador ein echter Underdog unter den Ländern Mittelamerikas und auf jeden
Fall eine Reise wert.
Grenze El Salvador/Honduras |
Die anschließende Einreise nach
Honduras zog sich leider etwas hin, da wir am Schalter für die temporäre
Fahrzeugeinfuhr einen LKW Fahrer mit einem riesigen Stapel Formularen vor uns
in der Reihe hatten, die alle irgendwie bearbeitet werden wollten. So mussten
wir in Honduras bei strömendem Regen und Dunkelheit die restliche Strecke bis
Choluteka fahren, wo wir für einen nicht ganz kleinen Obulus auf dem Parkplatz
eines netten Hotels übernachteten und auch deren Duschen nutzen konnten. Am
nächsten Morgen zeigte sich dann Honduras in seiner ganzen, eigentlich nicht
vorhandenen Pracht. Da die Strecke von der Grenze El Salvadors durch Honduras
bis Nicaragua lediglich etwa 130km betrug, war es uns jedoch relativ egal. Wir
quälten uns die letzten 50km bis nach Nicaragua auf einer elendig schlechten
Straße. Die Schlaglöcher waren so kratertief, dass es einen nicht gewundert
hätte, wenn das Fahrzeug vor einem plötzlich im Boden verschwindet. Auch nervig
waren einige Bettler, die auf der Straße andeuteten, sich vor das Auto zu
werfen, wenn man nicht hält und ihnen etwas gibt. Einer von denen hatte sich
auf unserer Fahrspur schon abgekniet, so dass wir erst im letzten Moment auf
der Gegenfahrspur an ihm vorbei fahren konnten. Andere, darunter viele Kinder,
deuteten auf der Straße an, sie würden die vielen Krater mit Erde zuschütten,
wofür sie natürlich auch eine Form von Entlohnung erwarteten. Man darf jedoch
nicht vergessen, dass die Menschen hier mitunter wirklich sehr arm sind. Wir
für unseren Teil waren auf jeden Fall froh, als wir die Grenze Nicaraguas
erreichten.
So viele Grenzwechsel in den
letzten Tagen wurden langsam anstrengend. Das Procedere ist zwar immer gleich,
aber irgendwie ist es doch wuselig. Man fährt an die Grenze, wo direkt bestimmt
ein Dutzend „Grenzhelfer“ um das Auto schwirren, die ihre Hilfe bei den
Grenzformalitäten anbieten, gegen ein kleines Entgelt natürlich. Hat man diese
freundlich abgewimmelt, was in der Regel mehrerer Anläufe bedarf, kommen auch
schon die Geldwechsler. Diese sind jedoch ganz sinnvoll, da man alte Währung
unkompliziert tauschen kann, oft zu erstaunlich guten Bedingungen (falls nicht
–verhandeln!). Hat man anschließend den ersten richtigen Beamten gefunden, wird
man danach von Station zu Station geschickt und braucht keine „Grenzhelfer“. Das
ganze natürlich in der schwülen Hitze Mittelamerikas. Aber die Grenzbeamten
sind immer freundlich gewesen und helfen einem falls man mal nicht weiter weiß.
Nach nur einer Stunde ging es in
Nicaragua weiter. Hier haben wir nur gute Straßen gesehen, die Besten bisher in
ganz Zentralamerika. Überhaupt empfanden wir Nicaragua als sehr modern – alles
war sehr sauber und gepflegt, die Straßen gleichen teilweise angelegten Alleen.
Unser erster Stop im kleinen Nicaragua war der aktive Vulkan Masaya im
gleichnamigen Nationalpark. Dort kann man für einen kleinen Aufpreis auf den
Nationalparkeintritt auch gleich in Selbigem campieren. Das haben wir auch
gemacht, da wir am nächsten Morgen rauf zum Krater wollten. Auf dem Parkplatz
des Nationalparkmuseums trafen wir auch Patricia und Ronny wieder, die bereits
am Mittag dort angekommen waren. So ging es nach einem netten Abend morgens
hoch zum Krater. Der Vulkan ist zwar von der Form nicht der allerschönste, aber
man kann super in den Krater hineinschauen, was bei einem aktiven Vulkan schon
ziemlich beeindruckend ist. Anschließend sind wir noch einen kleinen Trail
gelaufen, von dem aus man auf der einen Seite von oben in den Krater und auf
der anderen Seite auf die Laguna Apoyo schauen kann – sehr nice.
Vulkan Masaya |
Weiter ging’s ins nahegelegene
Granada, einer kleinen Kolonialstadt. Ein Bummel durch den Ort dauert nicht
sonderlich lang, so dass wir beschlossen den Rest des Tages und die Nacht an
der Laguna Apoyo zu verbringen. Dort haben wir gemütlich am Strand geschimmelt
und Loris hat seine erste Kajaktour gemacht. Der kleine Pirat ist mittlerweile
voll zur Wasserratte geworden – kein Wunder mangelte es doch in den letzten
Monaten nicht an Gelegenheiten. Auch Duschen macht nur so richtig Spaß, wenn
der Kopf unter die Brause kommt. Aber er ist ja auch schon fast 11 ;).
Mittlerweile lebt er schon länger mit uns im Sprinter als zu Hause.
Von der Laguna Apoyo ging es am
nächsten Tag nur ca. 80km weiter südlich nach San Jorge am Nicaraguasee. Auf
dem Weg dorthin tauchte auch wieder der Dorsten im Rückspiegel auf (fahre ich
eigentlich so langsam?). Von San Jorge aus verkehren die meisten Fähren zur
Isla Ometepe. Übernachtet haben wir auf einem Hotelparkplatz in der Nähe des
Fährterminals (hier ist eigentlich alles in der Nähe des Fährterminals) und
durften das Bad eines der Gästezimmer benutzen. So konnten wir abends mal
wieder vernünftig in Gesellschaft einer Vogelspinne duschen. Die hatte es sich
nämlich unter dem Waschbecken gemütlich gemacht, bevor Ronny sie in die
Schublade des Hotelzimmers verbannte.
Am nächsten Morgen ging es früh auf
die Fähre zur Isla Ometepe auf der es zwei bekannte Vulkane gibt – den größeren
und auch aktiven Maderas und den Conceptione. Beide Vulkane sind lediglich
durch eine schmale Landenge miteinander verbunden. Unser Plan war es einen
Roller zu mieten und die Insel damit zu erkunden. Angebote für einen Roller
hatten wir am Fährterminal für 25 USD/Tag bekommen, wollten unser Glück aber
lieber vor Ort versuchen. Die Idee erwies sich als gut, da wir einen Roller für
13 USD mieten konnten. So gab es für Loris wieder einmal eine kleine Premiere –
Rollerfahren. Und das ging super, eigentlich hat er die erste Stunde komplett
verschlafen um anschließend während der Fahrt in Geheimsprache vor sich hin zu
brabbeln. So erkundeten wir die Insel und kehrten in kleinen Cafés ein. Auf dem
Rückweg haben wir um etwas Zeit zu sparen nicht die reguläre Fähre, sondern ein
einfacheres Bot genommen, dass sonst wohl nur von Locals genutzt wird - auch eine spannende Erfahrung, da das
Boot schon im Hafen eine amtliche Schräglage hatte. Aber alles ging gut - insgesamt
ein wirklich runde Angelegenheit.
Von San Jorge ist es nur
noch ein Katzensprung nach Costa Rica und auf den freuen wir uns schon eine
ganze Weile. Dieses Leben ist schon eins der Besten...