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Moraine Lake am Abend |
Da wir zuletzt ausschließlich „wild“
gecampt hatten kommt dieser Blogeintrag nun schon aus Alaska, wo wir beim
Schreiben dieser Zeilen gerade einen leckeren und fangfrischen Lachs direkt vom
Boot verdauen – der Beste EVER, EVER, EVER J.
Aber der Reihe nach. Wir hatten ja
angedeutet, dass wir noch auf ein Ersatzteil für unsere Standheizung warteten.
Dieses wurde per Expresssendung versandt und war tatsächlich 3 Tage später in Kanada.
Soweit so gut, leider fehlten in der Zollerklärung des Absenders Angaben zum
Inhalt bzw. zum Wert der Sendung. Das bedeutete für uns zunächst endloses
Telefonieren mit UPS und schlussendlich eine Fahrt nach Calgary, da der Zoll
das Paket so nicht freigeben wollte... persönliches Erscheinen erforderlich. Vier Tage später sind wir dann mit endlich wieder funktionierender
Standheizung auf dem Weg Richtung Jasper Nationalpark.

Auf der Fahrt dorthin haben wir
noch eine Nacht am Lake Moraine gestanden bevor es dann auf den Icefield
Parkway Richtung Jasper ging. Der Icefield Parkway selbst ist eine ca. 240km
lange Scenic Route auf der es links und rechts des Weges viele Lookouts,
Trails, Bären und Elche gibt. Hauptattraktion ist das Athabasca Icefield mit
dem Athabasca Gletscher. Hierbei handelt es sich um die größte zusammenhängende
Eisfläche außerhalb der Pole... entsprechend eindrucksvoll ist auch der
Gletscher. Leider, wie bei vielen schönen Dingen, hat sich hier ein echter
Massentourismus entwickelt.
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Athabasca Glacier |
Das heißt, dass sich dort ein großes Visitor Center
befindet, links und rechts daneben riesige Parkplätze (einer für PKW und
Wohnmobile, der andere für Reisebusse). Von dort starten ca. alle 5 Minuten
spezielle Busse, die Touristen bis auf das Eisfeld fahren. Fazit: genauso voll
wie schön. Lohnen tut sich auf jeden Fall der Abstecher an den Peyto Lake (ja,
schon wieder ein See).
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Peyto Lake |
Übernachtet haben wir an den
Sunwapta Falls.
Als wir am
nächsten Morgen weiterfahren wollten, fuhr dort ein Reisebus mit deutschen
Touristen vor... und Schwupps war der Wasserfall Nebensache, es wurden nur noch
Fotos von unserem Auto gemacht, echt witzig. Von dort war es dann auch nicht
mehr weit nach Jasper.
Da das Wetter super war haben wir
einen Bummel durch den Ort gemacht, was hier nicht so lange dauert, und sind
dann an den außerhalb der Stadt gelegenen Pyramid Lake gefahren. Dort haben wir
ein nettes Fleckchen mit Badestelle in der Sackgasse einer Nebenstraße gefunden,
wo wir auch über Nacht bleiben wollten. Dieser Plan funktionierte ziemlich
genau bis halb eins in der Nacht, als ein Ranger gegen das Auto klopfte und uns
ausleuchtete. Höflich, aber bestimmt, teilte er uns mit, dass er fürchte wir
könnten hier nicht über Nacht stehen bleiben. Naja, dass fürchteten wir nun
auch und fuhren nach Jasper um den Rest der Nacht auf einem Parkplatz am
Visitor Center zu verbringen. Das klappte nur so medium, da das Visitor Center
direkt an einer Bahnlinie liegt, die auch nachts sehr regelmäßig befahren
wird... und zwar von Güterzügen. Und glaubt uns, solche Güterzüge gibt es nur
in Canada. Die Dinger sind so lang, dass mitunter drei Lokomotiven benötigt
werden um das Ganze zu bewegen. Entsprechend braucht so ein Konvoi dann locker 5 Minuten um einen zu
passieren. Geschlafen haben wir in dieser Nacht also nicht so viel.
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Dawson Creek Milepost 0 des Alaska Hwy |
Da sich Jasper demnach nicht so
recht in uns verlieben wollte, haben wir am nächsten Morgen entschieden direkt
weiter Richtung Dawson Creek zu fahren, wo wir ab Milepost 0 den Alaska Highway
befahren wollten. Bis dorthin war es jedoch ein voller Regentag und 500km,
sodass wir beschlossen in Dawson Creek direkt bei Walmart die Nacht zu
verbringen (Walmart duldet Wohnmobile über Nacht). Am nächsten Morgen ging es
dann direkt zum Milepost 0 am Kreisverkehr im Ort. Hier weist eine
Metallskulptur und ein großes Hinweisschild auf den Beginn des Alaska Highways
hin. Da packt einen direkt so ein Abenteurer/End of the World Feeling ;). Also
volltanken und los ging’s. Die ca. 1.400 km bis Whitehorse im Yukon Territory wollten
wir in drei Tagen fahren... erstes Ziel war Fort Nelson. Über diese Etappe
lässt sich gar nicht so viel sagen - viel Wald links und rechts, Straße gut,
wenig Verkehr.
In Fort Nelson angekommen, besser
gesagt kurz vor Fort Nelson kann man links vor der Brücke abfahren und kommt
dann über eine kurz Huppelpiste auf Steinen mit kleineren Wasserdurchfahrten
direkt an ein Flussbett. Super Platz für die Nacht. Nachdem wir uns da
eingerichtet hatten, tauchte nur leider ein Horde Jugendlicher auf Enduros auf,
die den Ort mit ihren lärmenden Maschinen in eine Arena verwandelten. Obwohl
man sagen muss, dass die Jungs echt was drauf hatten. Zum Teil rasten sie mit
bestimmt 60-70 km/h nur auf dem Hinterrad durch das steinige Flussbett. Für uns
hieß das wieder auschecken und neuen Platz suchen. Diesen fanden wir dann auch
ca. 50km hinter Fort Nelson in einem kleinen Seitenweg an einem kleinen Fluss.

Am nächsten Morgen ging es dann
früh los. Der folgende Abschnitt bis Watson Lake hat uns auf der gesamten
Strecke am Besten gefallen. Am Straßenrand haben wir Elche, Grizzly’s und
Schwarzbären beobachten können. Auch führt die Straße auf diesem Abschnitt an
einem Fluss und einigen Seen entlang – für uns eine echte Scenic Route. Als
Tagesziel hatten wir uns mindestens Watson Lake vorgenommen.
Dort kamen wir am
frühen Nachmittag an und hielten direkt erstmal an dem obligatorischen
Schilderwald. Hier kann man tausende Ortschilder aus aller Welt bestaunen. Wenn
ich die Geschichte richtig wiedergebe, gab es hier einen jungen Mann auf einem
Außenposten, der aus Heimweh das Ortsschild seines Heimatortes dort anbrachte.
Daraus wurde dann im Laufe der Zeit ein richtiger Schilderwald in dem
mittlerweile auch viele deutsche Ortsschilder zu sehen sind.
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Schilderwald Watson Lake |
Einen sehr guten Platz für die
Nacht fanden wir ca. 100km hinter Watson Lake an einem Flussufer. Mittlerweile
spürt man sehr deutlich, dass wir schon sehr weit im Norden sind. Die Tage werden
länger bzw. es wird nicht mehr richtig dunkel. Die letzte Etappe bis Whitehorse
ging es dann wieder viel durch schier endlose Wälder. Bei so viel Wald denkt
man, dass allein die Wälder Kanadas all den Dreck dieser Welt „wegatmen“
könnten. Auf dem Weg nach Whitehorse wechselten wir den Bundesstaat und waren
nun im Yukon Territory.
Die Stadt Whitehorse ist im
Prinzip nicht wirklich eine Reise wert. Aber sie ist ein guter Ausgangspunkt
für Fahrten nach Norden Richtung Dawson City und den berühmten Dempster Highway
und nach Westen Richtung Kluane NP (Klu-Ahni ausgesprochen) und Alaska. In
Whitehorse gibt es einen schönen Radwanderweg direkt am Yukon den wir am Abend
noch als kleine Sporteinheit gelaufen sind. Die anschließend erforderliche
Dusche bekommt man für 1 Dollar auf dem Robert Service Campground auch ohne
dort stehen zu müssen. Übernachtet haben wir bei Walmart – einfach weil es
spannend war die vielen Wohnmobile aus aller Welt auf dem Weg Richtung Alaska
oder Norden zu sehen. Der Parkplatz sah von Weitem wie ein Wohnmobilhändler
aus... echt krass. Man kann außerdem auf der dazugehörigen Tankstelle kostenlos
Wasser auftanken.
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Midnight Dome |
Am nächsten Morgen ging es dann
gen Norden nach Dawson City. Die Straße führt entlang des Yukon River und es
gibt viele Aussichtspunkte. Nachmittags in Dawson City angekommen, haben wir
uns hatten wir einen ziemlich coolen Stellplatz für die Nacht direkt auf dem
Midnight Dome hoch über der Stadt... herrlich. Leider ist die Sicht aufgrund
zahlreicher Feuer in den Wäldern Alaskas getrübt gewesen. Der nächste Tag war
dann erstmal wieder ein ganz entspannter Familientag und wir haben den Ort
erkundet noch ein paar andere Overlander getroffen und nett geklönt.

In Dawson City selbst kommt schon
ein wenig Goldfieber-Feeling auf. Rund um den Ort gibt es überall Goldminen in
allen Größenordnungen. Wir trafen einen Kanadier aus Calgary der meinte, dass
es gar nicht ungewöhnlich ist, dass Leute sich eine Goldmine kaufen und dann
den Sommer über in Dawson City Gold schürfen, während sie den Rest des Jahres
„normalen“ Berufen nachgehen, er habe auch so einen Bekannten. So reicht das
Spektrum von „Einmann-Minen“ bis hin zu professionell ausgeschlachteten Minen,
die wie Großbaustellen aussehen.



Abends kam Runa dann noch auf die
tolle Idee den Weg zu unserem Schlafplatz auf dem Midnight Dome hoch laufen
(nicht gehen!) zu wollen und zog das dann auch durch... Respekt!!! Keine Ahnung
wie viel hundert Höhenmeter das mal wieder waren. An der Ehre gepackt folgte
natürlich prompt der Selbstversuch runter und wieder hoch... autsch!!!

So ging
es dann am nächsten Tag mit leicht steifen Beinen auf die Fähre, die uns ans
andere Ufer des Yukon zum Beginn des „Top of the World Highways“ (ja, der heißt
wirklich so) brachte. Übrigens fließen hier in Dawson City der Yukon und der
Klondike River zusammen, was deshalb komisch aussieht, da der Yukon sehr klares
blaues Wasser, der Klondike aber eher graues schlammiges Wasser führt. Da das
Wasser sich offensichtlich nicht sofort vermischt fließt hier „fleckiges“
Wasser – also ein schlammiger Fluss mit Teilen völlig klaren Wassers.
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auf nach Alaska |
Auf dem Top of the World Highway
ging es dann ca. 100km auf einer Gravelroad zur Grenze nach Alaska. Aufgrund
der Feuer in Alaska war es nach wie vor sehr dunstig, so dass die Sicht eher
mäßig war. Daher konnte man nur erahnen wie schön der Ausblick war. In Alaska
angekommen, hieß es dann noch mal ca. 50km Schotterpiste bis Chicken (ja, ein
Ortsname ohne Witz) bevor es dann auf Asphalt weiter Richtung Tok ging. In
Chicken haben wir eine kleine Rast gemacht und der/die
Tanke/Souvenirshop/Campground warb doch tatsächlich damit die einzigen
Toiletten mit Spülung im ganzen Ort zu haben... Hut ab. Hätte ich doch bloß ein
Foto gemacht ...
So long...